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Opernappetizer

PARTENOPE

GEORG FRIEDRICH HÄNDEL

Oper in drei Akten / Text nach Silvio Stampiglia / Uraufführung 1730, King’s Theatre, London

Lust oder Frust? Schlacht oder Versöhnung? Ein Wettkampf zu dritt um die Hand der Königin Partenope.

Vom 10. – 27. November im Bockenheimer Depot.

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Bildunterschruft:
Jessica Niles (Partenope) © Barbara Aumüller

Inhalt

Handlung

Teil I

Seit Langem regiert und verteidigt Königin Partenope ihre Stadt Neapel. Ein junger Mann, der sich »Eurimene« nennt, taucht an ihrem Hof auf und behauptet, Schiffbruch erlitten zu haben. Arsace, der Geliebte der Königin, ist verwirrt, weil ihn »Eurimene« verblüffend an seine Verlobte Rosmira erinnert, die er wegen Partenope verließ. Auch der schüchterne Armindo liebt die Königin, traut sich jedoch nicht, es ihr zu sagen.

»Eurimene« gibt sich dem verunsicherten Arsace zu erkennen: »Er« ist Rosmira, die ihren untreuen Verlobten wieder gefunden hat und sich rächen will. Arsace beteuert seine Liebe zu Rosmira, woraufhin sie ihn schwören lässt, ihre wahre Identität vor den anderen zu verschweigen.

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Ormonte, der Vertraute der Königin, meldet, dass sich Emilio, der Fürst des benachbarten Cumae, auf einen Krieg gegen Partenope vorbereitet. Jedoch will er sie durch den Aufmarsch nur beeindrucken und aus machtpolitischen Gründen heiraten. Anstatt sich darauf einzulassen, erklärt ihm die Königin den Krieg. Zum Befehlshaber ihrer Truppen ernennt sie zunächst Arsace. »Eurimene« (alias Rosmira) fordert seinerseits den militärischen Führungsposten für sich ein. Nach einem Streit ihrer eifersüchtigen Anhänger übernimmt Partenope – aus taktischen Gründen – selbst das Kommando.

Erfolglos versucht Arsace »Eurimene«, dessen wahre Identität er ja kennt, von der Teilnahme an der Schlacht abzubringen. Armindo, dem Partenope durchaus zugetan ist, plagt die Angst, dass »Eurimene« ein weiterer Bewerber um der Königin Hand ist und damit Erfolg haben könnte. Doch »er« versichert ihm, ganz andere Ziele zu verfolgen und rät Armindo, der Königin endlich seine Liebe zu offenbaren.

Die Schlacht beginnt. Armindo rettet Partenope. Arsace ist damit beschäftigt, »Eurimene« zu beschützen. Emilio wird festgenommen. Alle reklamieren den Sieg für sich. Auch »Eurimene« behauptet, ihm sei der Erfolg zu verdanken und fordert Arsace zum Duell auf. Damit verliert »er« die Gunst der Königin und müsste sich rechtfertigen.

Teil II

Arsace versucht vergeblich, Rosmira von ihrer Rache gegen ihn abzubringen. Als »Eurimene« bemüht sie sich um eine Audienz bei der Königin, um ein großes Geheimnis aufzudecken. Arsace befürchtet, dass Rosmira seine Untreue öffentlich machen wird. Er bittet seine Verlobte um Versöhnung. Doch Rosmira lehnt ab. Er versinkt im Gefühlschaos.

Während der Audienz bei Partenope erklärt »Eurimene«, er sei im Auftrag von Arsaces Verlobter Rosmira gekommen, um die Königin über seine Untreue zu informieren und sich mit ihm in Rosmiras Namen zu duellieren. Von Arsace enttäuscht wendet sich Partenope von ihm ab und ihrem Retter Armindo zu. Vergeblich bemüht sich Arsace, ein Duell mit seiner Verlobten zu verhindern. Schließlich macht er von seinem Recht Gebrauch, mit nacktem Oberkörper kämpfen zu wollen. »Eurimene« / Rosmira muss sich fügen und ihre wahre Identität preisgeben.

Partenope zeigt Verständnis für die Verlobten und erteilt ihren Segen für die Hochzeit von Rosmira und Arsace. Zum Schluss heiratet sie Armindo, bietet Emilio ihre Freundschaft an und regiert ihre Stadt weiter.

»Tragödie heißt: niemand will sterben – Komödie heißt: jedermann will heiraten.«
Johann Wolfgang von Goethe

Julia Burbach, Inszenierung

»Partenope. Wer ist sie? Eine mythologische Figur oder eine Frau aus Fleisch und Blut? Sowohl in der römischen wie auch in der griechischen Sage gibt es diverse Ansätze. In der griechischen Legende ist sie eine Sirene, verschmäht von Odysseus, die sich in die Fluten stürzt, stirbt und an einen Strand angeschwemmt wird. Dort wächst dann eine Stadt, die später Neapel heißt und deren Schutzpatronin sie wird. Die Römer sehen Partenope ganz anders: Ein Centaur names Vesuvius liebt Partenope. Das Paar versucht vor dem eifersüchtigen Jupiter zu fliehen. Der verwandelt den Centaur in den berühmten Vulkan und Partenope in die Stadt Neapel. So müssen sie sich immer sehen, können aber nie zueinander gelangen. Die Ausbrüche des Vesuvius sind die Liebesrufe des verwandelten Centaurs an die in die Stadt Neapel verwandelte Partenope.

Regisseurin Julia Burbach © Victoria Cadisch

Als Regisseurin sucht man immer nach dem tieferen Sinn der Oper, die einem anvertraut wird. Man tritt in einen Dialog ein, mit dem Werk als Gegenüber. Wie zwei Menschen, die sich kennenlernen, versuchen sich richtig zu verstehen und dann ganz langsam die Eigenschaften erforschen: Stärken und Schwächen und vor allem auch Verwundbarkeit und Gegensätze. Händels Partenope ist beim ersten Kennenlernen eine ungewöhnliche und durchaus herausfordernde Titelfigur, schwer zu lesen, schwer zu greifen und schwer einzuordnen in ihrer dramaturgischen Grundstruktur. Was ihre Persönlichkeit, ihre Ziele, ihre Wünsche und Konflikte angeht, darüber erfährt man zunächst nur wenig. Hingegen ist Rosmira in ihrem Schmerz und dem daraus folgenden Handeln leicht zu
verstehen.

Wenn man in der konzeptionellen Erarbeitung einer Oper stecken bleibt, helfen in der Regel eine Erweiterung des Blicks und das Anpirschen aus anderen Richtungen, die assoziativ relevant sind. Ich entschloss mich, Partenope aus zwei Richtungen anzugehen, aus der Antike und dem epischen Theater von Brecht. Diese Sichtweisen zeigen uns Partenope als mythologische Figur und »normale« Frau zugleich. Ihre Kraft liegt darin begründet, dass sie nicht auf die gleiche Weise zu lesen ist wie eine Frau wie Rosmira. Sie ist ein Symbol, eine Stadt, eine Königin. Für sie gelten andere Regeln und Privilegien. Sie hat eine öffentliche Funktion als Herrscherin, Politikerin, Diplomatin und Forscherin. Sie sucht und leitet Lösungen ein, um Harmonie und Frieden in ihrem Reich zu erhalten. Man kann sie auch als Erzählerin im Brechtischen Sinne anlegen. Eine Frau, die eine direkte Beziehung mit dem Publikum entwickelt …«

Auszug aus dem Magazin November /Dezember 2024.

AUFTAKT – AUDIOEINFÜHRUNGEN

Die Audioeinführung zu Partenope von Dramaturg Zsolt Horpácsy steht kurz nach der Premiere zur Verfügung – mit Musikbeispielen. Alle Auftakt-Folgen finden Sie bei SoundCloud, Spotify und ApplePodcasts.

rein
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George Petrou, Musikalische Leitung

»Händels Partenope balanciert zwischen den Konventionen der Opera seria und dem neuen, leichteren Stil der neapolitanischen Oper. Das ist besonders interessant, da sich Händel – schon immer ein Kosmopolit – wunderbar an einen Stil anpasst, der in Europa mit den Opern von Porpora, Leo, Vinci und Hasse immer beliebter wurde.

Dirigent George Petrou © Frank Stefan Kimmel

Er übernimmt einige Elemente des neuen ›Stile galante‹, verwendet lange italienische Melodielinien, vereinfacht die Begleitung der Arien und setzt den Kontrapunkt reduziert ein. Damit verleiht Händel diesem Stück eine unverwechselbare persönliche Note, indem er seine internationalen Einflüsse mit einem wirklich neuen musikalischen Ansatz kombiniert. Die Partitur von Partenope ist brillant, bewegend, witzig und explosiv! Als echter ›Theatermensch‹ charakterisiert er seine Figuren auf höchstem Niveau und bietet unsterbliche Arien und lebendige Orchestermusik. Händel weiß ganz genau, dass er uns zum Lachen bringen muss, damit wir uns mit den Leidenschaften seiner Figuren und der großen Bandbreite an Emotionen der menschlichen Natur identifizieren können. So schafft er mit seiner Musik barocke Magie vom Feinsten!«

Skurrile Komödie

Text von Zsolt Horpácsy (Dramaturgie)

Nur auf den ersten Blick erfüllt die Handlung alle Anforderungen, die an das Libretto einer Opera seria gestellt werden. Das Stück geht auf einen antiken Stoff zurück. Der Name Parthenope ist in der griechischen Mythologie in doppelter Weise zu finden. Zum einen war Parthenope eine der Sirenen, die Odysseus – ohne Erfolg – verführen wollten. Doch mit dieser hat Händels Partenope gar nichts zu tun. Wir lernen sie vielmehr als hochprofessionell regierende Königin kennen, die ihre ganze Umgebung fabelhaft manipulieren und das Geschehen trotz komplettem Gefühlschaos effektiv lenken kann. Vermutlich waren es die Leichtigkeit und der Sarkasmus der literarischen Vorlage, die Händel besonders reizten: So konnte er die festgefahrenen und starren Formen der Opera seria einerseits wiederbeleben und auflockern, andererseits mit (selbst-)ironischen Untertönen und absurden Wendungen in eine freche musikalische Komödie umwandeln.

Die drei Herren, die um die Hand der Königin ringen, bilden ein skurriles Trio: Arsace ist ein galanter Möchtegern-Frauenheld, der aus seiner Beziehung in ein erotisches Abenteuer und damit in eine Identitätskrise stürzt, ohne zu wissen, was er eigentlich will. Lernen wir hier den Protagonisten inmitten seiner heftigen Midlife-Crisis kennen? Armindo stellt das genaue Gegenteil von Arsace dar: Er ist ein Melancholiker, dem der Mut und die Energie fehlen, seine Liebe zu artikulieren. Selten wartet man so lange in der Opernliteratur auf die Liebeserklärung eines (Anti-)Helden, der zum Schluss – wider Erwarten – die selbstbewusste Königin heiraten darf. Der einfältige Emilio versucht, Partenopes Liebe mit seiner Armee zu erzwingen. Er wird zunächst gedemütigt, dann in der Schlacht besiegt und festgenommen. Doch am Ende erhält er ein überraschendes Friedensangebot der Königin – und damit eine Lektion in Sachen Diplomatie.

Bildunterschruft:
Franko Klisović (Arsace) © Barbara Aumüller

Rund um Ihren Besuch

Für echte Händelfans

1 Spielzeit – 4x Händel: Barockklänge von historischen Instrumenten sind etwas ganz Besonderes. Unsere Händel-Produktionen laden mit anregenden Inszenierungen und erstklassigen Sänger*innen zu einer Auszeit vom turbulenten Alltag ein.

HERCULES zum Spielzeitauftakt, Opernhaus

PARTENOPE 10.–27. November 2024, Bockenheimer Depot

RODELINDA 5.–31. Januar 2025, Opernhaus

ALCINA 15. Juni–6. Juli 2025, Opernhaus

Oper extra zu »Partenope«

Eine Woche vor der Premiere von Händels »Partenope« lädt die Oper Frankfurt zu einer Einführungsmatinee in das Bockenheimer Depot ein. Dabei vermitteln Regisseurin Julia Burbach, Dramaturg Zsolt Horpácsy sowie Sopranistin Jessica Niles (Partenope) und Mezzosopranistin Kelsey Lauritano (Rosmira) u. a. im Gespräch und in kurzen musikalischen Ausschnitten (Lukas Rommelspacher / Klavier) erste Eindrücke von Stoff, Werk, Musik und Konzeption der Neuinszenierung.

TERMIN

3. November, 11 Uhr, Bockenheimer Depot

TICKETS BUCHEN

10., 12., 14., 16., 20., 22., 25., 27. November 2024

Jetzt Plätze sichern für die Premierenserie von Partenope im Bockenheimer Depot, unter der musikalischen Leitung von George Petrou und mit Sopranistin Jessica Niles in der Titelpartie.

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SZENENFOTOS Barbara Aumüller

FOTOS Victoria Cadisch, Frank Stefan Kimmel

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Veröffentlicht am

05.11.2024

Bockenheimer Depot

Spielort

Bockenheimer Depot

60325 Frankfurt am Main

Anfahrt

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