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Opernappetizer

PARSIFAL

RICHARD WAGNER 1813–1883

Bühnenweihfestspiel in drei Akten / Text vom Komponisten / Uraufführung 1882

Wagners letzte Oper, von ihm selbst als »Bühnenweihfestspiel« bezeichnet, ist eine mystische Parabel voller religiöser, mythologischer und philosophischer Spiegelungen – ein Werk über das Menschsein, das Leiden und die Möglichkeit von Heilung.

Vom 18. Mai bis 19. Juni 2025.

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Bildunterschruft:
Ian Koziara (Parsifal) und Klingsors Zaubermädchen © Monika Rittershaus

Inhalt

Handlung

»Parsifal«

ERSTER AUFZUG

König Amfortas, Hüter des Grals, hat den heiligen Speer an Klingsor, Widersacher der Gralsritter, verloren. Dabei hat er eine Wunde empfangen, die sich nicht schließen will. Kundry, ein geheimnisvolles Doppelwesen, dient den Rittern; sie beschafft Medizin gegen Amfortas’ Schmerzen, die jedoch wenig ausrichten kann. Während der König hofft, sich beim morgendlichen Bad im See Linderung zu verschaffen, berichtet der alte Gurnemanz den Knappen, wie es zum Verlust des Speers kam und warnt sie vor den Verlockungen in Klingsors Zaubergarten. Da taucht Parsifal auf. Der junge Draufgänger hat das Sakrileg begangen, im heiligen Bezirk einen Schwan zu schießen. Gurnemanz weist ihn zurecht. Auf seine Fragen weiß der Fremde jedoch keine Antwort. Kundry berichtet ihm, dass seine Mutter, die ihn im Wald aufzog, starb, nachdem er sie verließ, um Rittern zu folgen, deren Erscheinung ihn beeindruckt hatte. Parsifal ist tief verstört. Da kommt Gurnemanz ein Gedanke: Ist der ahnungslose Naturbursche vielleicht der »reine Tor«, der der Gemeinschaft Erlösung bringen könnte? Dazu müsste er »durch Mitleid wissend« sein; so wurde es Amfortas verheißen. Gurnemanz nimmt Parsifal mit in die Gralsburg, damit er das Ritual der Gralsenthüllung verfolgt. Die Wunde, die ihm Klingsor mit dem heiligen Speer zugefügt hat, aber auch die Schuld, die er auf sich geladen hat, bereiten Amfortas Höllenqualen. Solange er regelmäßig seines Amtes waltet und den Gral enthüllt, kann er jedoch nicht sterben. Erbarmungslos bedrängt der hochbetagte Titurel seinen Sohn, da nur der Anblick des Grals ihn noch am Leben hält. Parsifal beobachtet die Vorgänge verständnislos. Da er nichts zu begreifen scheint, jagt Gurnemanz ihn fort.

ZWEITER AUFZUG

Nachdem er Amfortas den Speer abgewonnen hat, trachtet Klingsor auch nach dem Besitz des Grals. Auf seiner Burg weckt er Kundry aus einem todesähnlichen Schlaf, der sie immer wieder bei der Verwandlung von einer Daseinsform in die andere überkommt. Er ruft sie als Wiedergängerin der Herodias an, die einst Jesus Christus am Kreuz verlachte und seitdem verflucht ist. Klingsor hatte sich, da er seiner Triebe anders nicht Herr werden konnte, selbst entmannt, um Aufnahme in den Orden der Gralsritter zu erlangen, wurde jedoch abgewiesen, worauf er sich der Magie zuwandte. Das verleiht ihm Macht über Kundry; er setzt sie auf Parsifal an, der sich eben der Burg nähert. Klingsors Zaubermädchen empfangen den jungen Mann. Er bleibt jedoch unbeeindruckt von ihren Lockungen. Da erscheint Kundry, nun eine verführerische Frau, und spricht ihn mit seinem Namen an. Sie erzählt ihm von seiner Mutter Herzeleide. Sie gebar ihn, nachdem sein Vater Gamuret im Kampf gefallen war. Parsifal wird sich seiner Schuld bewusst: Herzeleide starb, als er sie allein zurückließ. Kundry verheißt ihm Entsühnung, wenn er sie küsst wie einst die Mutter. Da erkennt Parsifal, woher Amfortas’ Wunde stammt: Er konnte der Verführung durch Kundry nicht widerstehen. Parsifal wird sich seiner Aufgabe bewusst, den Speer zurückzugewinnen und den Gral aus Amfortas’ schuldbefleckten Händen zu befreien. Er weist Kundrys Annäherungsversuche zurück. Als sie ihm von ihrem Fluch erzählt, verheißt er auch ihr Erlösung, jedoch nicht in liebender Umarmung. Verzweifelt verflucht sie ihn, auf dass er den Weg zur Gralsburg nie mehr finde, und ruft Klingsor zu Hilfe. Mit dem Kreuzzeichen bannt Parsifal den Zauberer und nimmt ihm den Speer ab. Klingsors Reich zerfällt.

DRITTER AUFZUG

Schon lange hat Amfortas den Gral nicht mehr enthüllt. Die Gralsritter siechen dahin. Der alte Titurel ist gestorben. Da stößt Gurnemanz eines Morgens in der Einsiedelei, in die er sich zurückgezogen hat, auf Kundry, die nach Jahren zurückgekehrt ist. Nach langer Irrfahrt erreicht schließlich auch Parsifal den Gralsbezirk. Als Gurnemanz den heiligen Speer in seiner Hand erkennt, salbt er ihn zum neuen Gralskönig. Kundry wäscht ihm die Füße. Es ist Karfreitag, und die neu erblühende Aue scheint die Erlösung von Mensch und Natur zu spiegeln. Im Gralstempel wird das Begräbnis Titurels begangen. Die Ritter drängen Amfortas wütend, endlich wieder den Gral zu enthüllen, doch dieser weigert sich und bittet sie stattdessen, ihn zu töten. Da tritt Parsifal dazwischen und reicht ihm den Speer. Die Wunde schließt sich. Parsifal wird als neuer Anführer der Gemeinschaft willkommen geheißen.

PLAY, AUGEN ZU UND OPER!

Hören Sie demnächst rein in die Einführung zu Parsifal von Dramaturg Konrad Kuhn und stimmen Sie sich auf die Produktion ein! Sie finden alle Auftakt-Folgen auf SoundCloud sowie auf Spotify und ApplePodcasts.

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Zum Werk – Brigitte Fassbaender, Regisseurin

Ein Monument des Unerklärlichen

»Schon früh, 1845, dringt Wagner in die Welt des Grals und seiner Mythen ein – Lohengrin ist die Frucht dieser Beschäftigung. Parsifal, der Vater des Schwanenritters, wird Jahrzehnte später die Titelpartie seiner letzten Oper sein. Je mehr ich mich darum bemühe, desto mehr wird mir dieses Werk zum Monument des Unerklärlichen. Wagner zieht darin die Summe seiner lebenslangen Beschäftigung mit der Mythologie und der Philosophie. Sein Leitstern Schopenhauer ist allgegenwärtig.

© Marc Gilsdorf

Das Thema der Verquickung von Christentum und Buddhismus treibt üppige Blüten. Symbolträchtige Handlungen aus der christlichen Mythologie durchziehen das Werk. Der Chor der Gralsritter – anwesend in keuscher Männergemeinschaft oder ungreifbarer ›aus der Höhe‹ – feiert Messen des Sterbens und des Überlebens. Titurel, Amfortas, Gurnemanz, die Hüter des Grals, leben und sterben für und durch dieses Christussymbol, das, wenn es den Blicken entzogen ist, für Siechtum und Elend sorgt.«

Auszug aus dem Magazin Mai / Juni / Juli 2025.


Kundrys Doppelnatur – Auszug aus dem Magazin

Text von Konrad Kuhn

Es ist kein Zufall, dass Wagner zur selben Zeit, als der Parsifal-Stoff in ihm Gestalt annahm, an Tristan und Isolde arbeitete. Auch Tristan siecht im Dritten Aufzug dahin und reißt seine Wunde auf, als die Rettung durch Isoldes Heilkräfte schon nahe ist. Die entscheidende Eingebung aber kam ihm, als Wagner die Figur der Kundry mit ihrer Doppelnatur konzipierte; Anfang 1860 schreibt er, wiederum an Mathilde Wesendonck, die ihn zum Tristan inspiriert hatte: »Sagte ich Ihnen schon einmal, dass die fabelhaft wilde Gralsbotin ein und dasselbe Wesen mit dem verführerischen Weibe des zweiten Aktes sein soll? Seitdem mir dies aufgegangen, ist mir fast alles an diesem Stoff klar geworden.«

Indem er in der Kundry die beiden Welten des Parsifal aufeinandertreffen lässt, schafft Wagner eine komplexe Figur, die mit dem Titelhelden und Amfortas ein vieldeutiges Dreieck bildet. Denn es besteht kein Zweifel, dass es ihre Verführungskünste waren, mit deren Hilfe Klingsor den Gralskönig ins Verderben lockte. Denselben Moment einer auf die Spitze getriebenen Sinnlichkeit erlebt der bis dahin unwissende Knabe Parsifal. Noch dazu ist die begehrende Frau wie ein Vexierbild mit der Erinnerung an die (durch Parsifals Mitschuld vor Gram gestorbene) Mutter verbunden. Schlagartig erwachen Erkenntnis und zugleich Empathie in ihm. Indem er sich dem doppelten Eros Kundrys widersetzt, gewinnt er die Kraft, Klingsor den Speer wieder abzunehmen. Allerdings um den Preis, dass Kundry ihm wegen der verweigerten Vereinigung »die Wege verflucht«. Erst wenn Parsifal nach langer Irrfahrt zur Gemeinschaft der Gralsritter, die inzwischen im Niedergang begriffen ist, zurückkehrt und dort erneut auf Kundry in ihrer anderen Gestalt trifft, erlöst er sie durch die Taufe von einem Fluch, der auf ihr lastet, weil sie den Heiland am Kreuz verlacht hatte. Auf die Taufe folgt als weiteres christliches Ritual die Fußwaschung Parsifals durch Kundry, die im Übrigen im Dritten Aufzug verstummt.

Zum Magazin Mai / Juni / Juli 2025.

»Eine leidende Gesellschaft, die an der eigenen Geschichte zugrunde zu gehen droht: Dies ist die Ausgangssituation nicht nur von Parsifal, sondern vielleicht der Moderne überhaupt.«
Samuel Weber

Zum Werk – Ian Koziara, Parsifal

Das »Heilige« und das »Profane«

»Parsifal ist eine kürzere Rolle als die meisten anderen Tenorpartien bei Wagner, singt aber Musik von so transzendenter Schönheit, wie sie kaum je zuvor geschrieben wurde. Als ›Bühnenweihfestspiel‹ muss ich mich dem Werk, was Text und Musik angeht, anders nähern als anderen Musikdramen Wagners.

© Anne-Marie Antwerpen

So habe ich mir meine Partie, sowohl vom Text als auch von der Musik her, in zwei Kategorien aufgeteilt: das ›Heilige‹ und das ›Profane‹. Die meisten anderen Rollen lassen sich in die eine oder die andere Kategorie einteilen. Klingsor und seine Zaubermädchen bekommen die blumige Chromatik des Profanen, wie auch Kundry im zweiten Aufzug; Gurnemanz und der Herrenchor betonen die Reinheit des Ordens der Gralsritter mit ihrer Musik, deren Leitmotiv sich vom Dresdner Amen herleitet. Nur Parsifal – und teilweise auch Kundry – haben an beiden Welten Anteil.«

Auszug aus dem Magazin Mai / Juni / Juli 2025.


Rund um Ihren Besuch

KAMMERMUSIK IM FOYER

PROGRAMM

Giovanni Sollima *1962
Millenium Bug (1999)

Thierry De Mey *1956
Musique de Tables (1998)

Lou Harrison 1917–2003
Song of Queztecoatl (1941)

Tobias Kästle *1968
Raum / Zeit (2025)

David Friederich *1991
Taps & Drums (2025)

Tom Johnson 1939–2024
Les vaches de Narayana (1989)

Für Instrumental-Ensemble und Sprecher*in

TERMIN

8. Juni, 11 Uhr, Holzfoyer

OPER IM DIALOG

NACHGESPRÄCH ZUR PREMIERE PARSIFAL

Worte finden, mitreden, Fragen stellen, Begeisterung oder Verwunderung teilen ... Uns interessiert, wie Sie den Opernabend erlebt haben! Nach ausgewählten Vorstellungen möchten wir gemeinsam mit Ihnen ins Gespräch kommen, um die Aufführungen kritisch zu diskutieren. Zu ausgewählten Terminen laden wir externe Gäste ein, die Musiktheater aus ihrem jeweiligen Fachgebiet heraus betrachten und so den Dialog bereichern.

TERMIN

9. Juni, im Anschluss an die Nachmittagsvorstellung, Holzfoyer

TICKETS BUCHEN

18., 24., 29. Mai / 1., 7., 9., 14., 19. Juni 2025

Sichern Sie sich jetzt Tickets für Parsifal mit Generalmusikdirektor Thomas Guggeis am Pult sowie mit Ian Koziara (Parsifal), Jennifer Holloway (Kundry), Nicholas Brownlee (Amfortas), Andreas Bauer Kanabas (Gurnemanz) und Iain MacNeil (Klingsor) in den Hauptrollen!

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SZENENFOTOS Monika Rittershaus

FOTOS Anne-Marie Antwerpen (Ian Koziara), Barbara Aumüller (Thomas Guggeis), Marc Gilsdorf (Brigitte Fassbaender)

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Veröffentlicht am

09.05.2025

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60311 Frankfurt am Main

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