Opernappetizer

DIE ERSTEN MENSCHEN

RUDI STEPHAN

Oper in zwei Aufzügen / Text von Otto Borngräber / Uraufführung 1920 / Premiere vom 2. Juli 2023 / In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

Wir empfehlen den Besuch der Vorstellung ab 16 Jahren.

In seinem »erotischen Mysterium« zeigt Otto Borngräber die ersten Menschen nach der Vertreibung aus dem Paradies als auf sich selbst zurückgeworfene Familie. Rudi Stephans aufrauschende, farbenreiche Musik macht diese selten gespielte Oper zu einer Entdeckung. Die Inszenierung von Tobias Kratzer, die das biblische Geschehen in eine dystopische Zukunft verlegt, wurde 2023 von der Opernwelt zur »Wiederentdeckung des Jahres« gekürt.

Vom 16. November – 12. Dezember 2025 im Opernhaus.

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Bildunterschruft:
Andreas Bauer Kanabas (Adahm), Ambur Braid (Chawa) © Matthias Baus

Inhalt

Handlung

»Die ersten Menschen«

Die Namen der vier Protagonist*innen in Rudi Stephans Die ersten Menschen entsprechen zeitgenössischen Umschriften der hebräischen Bezeichnungen für Adam (Adahm), Eva (Chawa), Kain (Kajin) und Abel (Chabel). Seine Oper erzählt von der Sinnsuche dieser Kernfamilie – Jahre nach der Vertreibung aus dem Paradies ihres früheren Lebens.

1. AUFZUG

Während Adahm seinen Sinn in der Arbeit sucht und auf »Frucht« und Ernte hofft, sehnt sich seine Ehefrau Chawa nach Nähe und Berührung. Jetzt, wo die beiden Söhne groß geworden sind, will sie unbedingt noch ein weiteres Kind bekommen. Mit den erwachsenen Söhnen kann sie nichts mehr anfangen, und der Ältere, Kajin, macht ihr sogar Angst. Das Unbehagen der Mutter ist berechtigt: in Kajin sind die Hormone erwacht, und da es in der Welt nur eine einzige Frau gibt, richten sich seine Begierden und Sehnsüchte auf die Mutter.

Chabel, der jüngere Sohn, offeriert eine Lösung für alle Probleme: Ihm hat sich ein allmächtiger Gott offenbart, dem es nun zu opfern gilt. Zum Erstaunen der Familie bringt Chabel ein Schaf als Opfertier mit. Sein Bruder Kajin macht sich zunächst über Chabels Religionseifer lustig, aber als Adahm und Chawa in ihrer Verzweiflung das Sinnangebot Chabels annehmen, wird es auch Kajin mulmig. Er ist entsetzt über das blutige Schlachten und flüchtet hinaus in die Welt.

2. AUFZUG

Da Chawa sich vergeblich nach den früheren Liebesbeweisen ihres Mannes sehnt, sucht sie Trost bei Chabel, der ihr zumindest die Liebe des von ihm angebeteten Gottes verspricht. Beide steigern sich in eine religiöse Begeisterung, aus der, für beide unerwartet, sinnliche Leidenschaft zueinander erwächst.

Kajin hadert noch immer mit seinen Begierden. Chabel versucht, ihn zu Gott zu bekehren. Aber das Verständnis der Brüder für die Sorgen des jeweils anderen, das sich unter dem nächtlichen Sternenhimmel zu entwickeln beginnt, findet ein jähes Ende: Als Chabel die Schönheit Chawas preist, wird Kajin misstrauisch, und seine Eifersucht erwacht. Tatsächlich finden Chabel und Chawa hinter Kajins Rücken auch körperlich zueinander. Als dieser Mutter und Bruder in flagranti erwischt, erschlägt er seinen Bruder in einem wütenden Eifersuchtsanfall.

Adahm kommt zu spät dazu, um die Katastrophe verhindern zu können. Er findet Kajin und Chawa an der Leiche Chabels. Während Chawa Rache an ihrem älteren Sohn verlangt, versucht Adahm, den Mord aus den Nöten der Familie zu rationalisieren, und plädiert dafür, den toten Chabel als Gottesopfer zu behandeln. Kajin versucht ein letztes Mal, sich von seinen Lüsten und Begierden zu befreien. Über das schreckliche Schicksal ihrer Söhne scheinen Chawa und Adahm wieder zueinander zu finden. Adahm hofft, dass ein neuer Tag eine bessere Zukunft bringt.


Video: Trailer zu »Die ersten Menschen«

Trailer zu »Die ersten Menschen« von Rudi Stephan

PLAY, AUGEN ZU UND OPER!

Hören Sie jetzt in die Audioeinführung von Dramaturg Konrad Kuhn zu Die ersten Menschen rein. Alle weiteren Auftakt-Folgen bei SoundCloud, Spotify und ApplePodcasts.

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Bildunterschruft:
Andreas Bauer Kanabas (Adahm), Ambur Braid (Chawa) © Matthias Baus

Zum Werk: Tobias Kratzer, Inszenierung

»Nach mehr als einem Jahr Krieg in der Ukraine, drei Jahren einer globalen Pandemie und angesichts eines in seinen Auswirkungen immer konkreter sichtbar werdenden Klimawandels stellt sich die Frage, ob das Paradies, aus dem die Protagonisten in Rudi Stephans Oper Die ersten Menschen vertrieben wurden, nicht vielmehr das unserer eigenen, erst jüngst vergangenen Gegenwart ist – einer Zeit also, die rückblickend fast schon als eine Zeit der Unschuld erscheint.

Tobias Kratzer © Charlotte Schreiber

Ich lese das Stück deshalb weniger als eine archaische Geschichte aus den ersten Tagen der Menschheit, sondern vielmehr als Entwurf einer Dystopie. Denn die Fragen, die es stellt, könnten drängender nicht sein: Woher kann noch Sinn kommen in unserer Welt – aus Religion (die tötet), aus dem Beschwören einer Vergangenheit (die unwiederbringlich verloren ist), aus Sex?

Dass das Werk sich dabei nur auf die vier Personen einer Kernfamilie fokussiert, ist eine besonders raffinierte Konstruktion: Denn implizit stellt sich die Frage, wie es angesichts der Bedrängnisse der Außenwelt überhaupt noch gelingen kann, so etwas wie ein privates Glück aufrechtzuerhalten. Oder ob nicht vielmehr all das, was die Welt als Ganzes zerstört und unbewohnbar macht, letztlich schon in ihrer kleinsten sozialen Zelle angelegt ist. Denn wie können Aussöhnung, Kompromiss, Verständigung im Großen gelingen, wenn das schon zwischen Geschwistern oder zwischen Eltern und Kindern kaum je lebbar erscheint?

Ich kenne keine andere Oper, die diese Fragen gnaden- und schonungsloser angeht.«

Auszug aus dem Magazin Mai / Juni / Juli 2023.

»Rudi Stephan war derjenige, der kommen sollte, er war es, auf den wir hofften … Er war derjenige, welcher berufen war, alles Tastende in der modernen Musik zu einem großen künstlerischen Werk zu sammeln und ihr eine neue Richtung zu geben.«
Paul Scheinpflug (1925)

Aus unserem Magazin: Eine Entdeckung!

TEXT VON KONRAD KUHN

In der Inszenierung von Tobias Kratzer sind diese ersten Menschen nicht aus dem biblischen Garten Eden vertrieben worden, sondern aus dem – vergleichsweise – sorglosen Leben, das wir alle bis vor kurzem geführt haben. Spätestens nach der Erfahrung der Pandemie und angesichts der neu aufgeflammten Kriege empfinden wir die Welt heute anders. So werden die vier Mitglieder der Kleinfamilie als Überlebende einer Katastrophe gezeigt, die im Bunker auf sich selbst zurückgeworfen sind. Aus den »ersten Menschen« werden sozusagen die letzten. In der Zeitschrift Opernwelt wurde die Oper in dieser Lesart zur »Wiederentdeckung des Jahres 2023« gekürt.

Rudi Stephan vollendete seine Oper 1914, starb jedoch im Jahr darauf im Welt- krieg. Sie wurde 1920 posthum an der Frankfurter Oper uraufgeführt. Die Musik ist von großem, sinfonischem Atem getragen und ungemein farbig in der Instrumentation. Die musikalische Leitung der Wiederaufnahme übernimmt unser Studienleiter Takeshi Moriuchi, auf der Bühne steht die Premierenbesetzung. Die ersten Menschen – eine Entdeckung!

Auszug aus dem Magazin November / Dezember 2025.

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Sichern Sie sich jetzt Tickets für Die ersten Menschen – in der gefeierten Inszenierung von Tobias Kratzer, mit Rudi Stephans eindrucksvoller Musik und einem herausragenden Ensemble!

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SZENENFOTOS Matthias Baus

FOTOS Charlotte Schreiber

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Veröffentlicht am

30.10.2025

Willy-Brandt-Platz

Spielort

Willy-Brandt-Platz

60311 Frankfurt am Main

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