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Opernappetizer

PUNCH AND JUDY

Harrison Birtwistle

Oper in einem Akt / Text von Stephen Pruslin / Uraufführung 1968, Jubilee Hall, Aldeburgh (Suffolk)

Bereit für ein groteskes Spektakel? Grell, blutig und voller britischem Humor: In Harrison Birtwistles »Punch and Judy« gerät ein Puppenspiel außer Kontrolle. Die Puppe Punch liebt, mordet, singt und stolpert lustvoll durch ein anarchisches Ritual, in dem jede Handlung ebenso absurd wie belanglos erscheint.

Erleben Sie die die Premierenserie von Punch and Judy vom 11. bis 30. Dezember 2025.

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Bildunterschruft:
Jarrett Porter (Punch) © Monika Rittershaus

Inhalt

Handlung

»Punch and Judy«

Der Puppenspieler Choregos heißt das Publikum im Prolog willkommen und das Spiel beginnt: Punch singt seinem Baby ein Wiegenlied, bringt es um und serviert es seiner Frau Judy. Diese ist entsetzt und lässt sich auf ein Wortspiel mit Punch ein. Choregos kündigt ihren Tod an. Daraufhin muss Judy sterben und wird von Arzt und Anwalt betrauert. Punch begibt sich auf die Suche nach seiner angebeteten Polly. Judy, der Anwalt, der Arzt und Choregos kommentieren Punchs Missetaten. Dieser bringt Pretty Polly ein Ständchen und eine Blume. Sie weist das Geschenk ab. Choregos tröstet Punch.

Anwalt und Arzt klagen Punch wegen seiner Verbrechen an. Punch legt sie mit einem unlösbaren Rätselspiel herein und bringt sie um, nachdem Choregos auch ihren Tod vorausgesagt hat. Judy, Anwalt, Arzt und Choregos prangern erneut Punch und seine brutalen Machenschaften an. Punch sucht ein weiteres Mal Pretty Polly auf. Diesmal offeriert Punch Pretty Polly neben einem Lied auch einen Ring. Sie lehnt auch dieses Präsent ab, weil an ihm das Blut der Opfer klebt. Damit gerät das Spiel ins Wanken, und Punch fällt aus seiner Puppenwelt. Er begegnet seinem Erschaffer Choregos, erkennt, dass er dessen Puppe ist und attackiert ihn trotz Judys heftigem Widerspruch. Nach dem Mord an Choregos plagen Punch albtraumhafte Bilder: Es ist Mitternacht, und eine Wahrsagerin, hinter der sich Judy verbirgt, legt Punch Tarot-Karten. Anschließend träumt Punch von einer schwarzen, satanischen Hochzeit mit Pretty Polly. Ein weiteres Mal mit seinen Verbrechen konfrontiert, bricht er zusammen. Pretty Polly bleibt verschwunden. Ein weiteres Ständchen von Punch verhallt unerhört. Ein drittes Mal tröstet ihn Choregos.

Der für seine Verbrechen angeklagte Punch wird vom Henker Jack Ketch zum Galgen geführt. Punch durchschaut ihn und bringt den gefürchteten Tod dazu, sich selbst die Schlinge um den Hals zu legen. Pretty Polly erscheint und lockt Punch mit einem Frühlingslied zurück in die Puppenwelt. Die beiden singen ein Liebesduett. Alle preisen das glücklich miteinander vereinte Paar. Im Epilog beendet Choregos die Komödie, die als Tragödie begann und schließt den Vorhang.

Bildunterschruft:
Alfred Reiter (Doctor), Cecelia Hall (Judy), Sven Hjörleifsson (Lawyer), Jarrett Porter (Punch)
© Monika Rittershaus

PLAY, AUGEN ZU UND OPER!

Die Audioeinführung zu Punch and Judy von Dramaturgin Deborah Einspieler folgt in Kürze. In der Zwischenzeit finden Sie alle Auftakt-Folgen auf SoundCloud sowie auf Spotify und ApplePodcasts.

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Zum Werk – Wolfgang Nägele, Inszenierung

Die Lust an der Grenzüberschreitung

»Die Oper Punch and Judy ist eine Zumutung, ein groteskes Puppenspiel, das Hör- und Sehgewohnheiten gleichermaßen herausfordert. Die Lust an der Grenzüberschreitung wird hier zum obersten Prinzip.

© Gernot Kaspersetz

Die Figuren agieren in einer in sich geschlossenen Welt, in der Gewalt und Tod keinerlei Konsequenzen haben, alle Figuren tausend Tode sterben und dennoch immer wieder von Neuem lustvoll in die gleichen Messer laufen. Harrison Birtwistle setzt mit Punch and Judy, der englischen Variante des deutschen Kasperltheaters, ein musikalisches Denkmal. [...]«

Auszug aus dem Magazin November / Dezember 2025.

Bildunterschruft:
Jarrett Porter (Punch) und Danae Kontora (Pretty Polly) © Monika Rittershaus

Aus unserem Magazin: Eine makabre Groteske

TEXT VON DEBORAH EINSPIELER

Birtwistle und Pruslin lassen in Punch and Judy bewusst Raum für ein Spiel mit Gegensätzen: Komödie und Tragödie stehen nicht nur nebeneinander, sondern durchdringen sich gegenseitig. Der schwarze Humor, teils absurd, teils grotesk, ist ebenso präsent wie eine düstere, fast mythische Grundstimmung. Die Figuren sind bewusst holzschnittartig gezeichnet – keine psychologisch ausgearbeiteten Charaktere, sondern archetypische Gestalten in einem symbolischen Ritual. Diese stilisierte Form ermöglicht es, das Geschehen zu abstrahieren und auf eine tiefere Bedeutungsebene zu heben.

Die Handlung ist ebenso drastisch wie skurril – denn Punch mordet für sein Leben gern. Auf dem Jahrmarkt der Möglichkeiten sterben sein Baby, Punchs Frau Judy, der Rechtsanwalt, der Arzt – selbst der Henker muss dran glauben. Am Ende steht kein moralischer Lerneffekt, keine Katharsis, sondern eine gespenstische Wiederholung des Geschehens: Der Zyklus beginnt von vorn. Was bei den traditionellen Punch and Judy-Puppenspielen oft als überzogene Jahrmarktskomödie erscheint, wird in Birtwistles Oper zum archaischen Ritual, das zwischen Groteske und existentiellem Abgrund oszilliert.

Mit Punch and Judy schuf Harrison Birtwistle ein Werk, das nicht nur musikalisch, sondern auch theatral radikal mit der Operntradition bricht. Die Oper ist ein komisch-groteskes Spiel und eine schonungslose Studie über Zerstörung und Wiederholung. Das Wichtigste aber: Sie steckt voll von schwarzem britischen Humor und markiert den Beginn eines eigenständigen dramatischen Stils, der sich von der britischen Operntradition der Nachkriegszeit ebenso entfernt wie von bürgerlichromantischen Vorstellungen des Musiktheaters.

Auszug aus dem Magazin November / Dezember 2025.

»Die Puppe hat nur ein einziges Gesicht und sein Ausdruck steht für immer fest. Es gibt entsetzte Puppen und fromme und einfältige. Jede hat nur ein Gefühl im Gesicht, aber dieses ganz, in seiner höchsten Steigerung.«
Rainer Maria Rilke

Zum Werk – Thilo Ullrich, Bühnenbild

Zwischen Jahrmarkt und Abgrund

»Punch and Judy nimmt von Anfang an mit voller Wucht Fahrt auf. Bereits die erste Szene konfrontiert einen mit einer verstörenden Mischung aus Groteske und Gewalt, die sprachlich wie musikalisch irritiert – so sehr, dass man glaubt, sich verhört und verlesen zu haben. Obwohl das Libretto eine präzise Bühnenanordnung vorgibt, half uns diese Klarheit nur bedingt weiter.

Der Zugriff musste für uns atmosphärisch erfolgen. Über Bildmaterial, historische Fotografien zum traditionellen Punch and Judy-Theater näherte ich mich der Vorlage: jenen kleinen, oft farbenfrohen Buden an grauen englischen Stränden. Die Ästhetik der Jahrmarktsbude wurde zum Schlüsselmotiv unserer Inszenierung – ein mechanistisches System, in dem die Puppen gefangen sind. [...] Für diese Idee habe ich ein überdimensionales Rad entwickelt, das zugleich als Passepartout, Fokusgeber und szenische Metapher fungiert. Es erinnert an ein Riesenrad, in dessen Zentrum sich eine Art ›Blickfenster‹ befindet – hier spielt jeweils die Szene. Auf verschiebbaren Wagen werden die Spielorte in diesen Fokus gerückt, bis das System zu kippen beginnt. [...] Im Zentrum steht das Fahrgeschäft, das Puppentheater selbst: Es saugt die Energie des Raums auf und explodiert im Inneren in grellen Farben – eine surreale Überzeichnung, die das Grauen nur umso deutlicher macht. Auch unsere Inszenierung im Bockenheimer Depot war ein Halt auf der Reise dieser fahrenden Bühne. Punch and Judy wird gespielt – und zieht weiter. Der nächste Ort wartet schon. Der Mechanismus setzt sich erneut in Gang.«

Auszug aus dem Magazin November / Dezember 2025.

Rund um Ihren Besuch

OPER IM DIALOG

Lassen Sie uns reden! Nach der Vorstellung tauschen wir uns mit Ihnen über die Eindrücke des Gehörten und Erlebten aus.

TERMIN
20. Dezember 2025, 20.45 Uhr, Bockenheimer Depot

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11., 14., 18., 20., 22., 28., 30. Dezember 2025

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SZENENFOTOS Monika Rittershaus

FOTOS Wolfgang Nägele (privat), Thilo Ullrich (Gernot Kaspersetz)

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Veröffentlicht am

11.12.2025

Bockenheimer Depot

Spielort

Bockenheimer Depot

60325 Frankfurt am Main

Anfahrt

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