Text von Konrad Kuhn (Dramaturgie)
Lady Macbeth, die ihren Mann zu Beginn zu immer weiteren Morden verleitet hat, wird so heftig von ihren Schuldgefühlen heimgesucht, dass sie darüber den Verstand verliert: In der berühmten Schlafwandelszene versucht sie immer wieder, sich von einem imaginären Fleck rein zu waschen. Entsetzt werden ihre Kammerfrau und ein Arzt Zeuge, wie sie im Schlaf all ihre Verbrechen preisgibt. Am Ende wird Macbeth von Macduff, dessen gesamte Familie er ausgelöscht hat, getötet: Dieser war nicht auf natürliche Weise zur Welt gekommen, sondern, wie er selbst sagt, »aus dem Leib der Mutter geschnitten« worden. Die Angreifer tarnen sich mit Zweigen, die sie im Wald von Birnam abgeschnitten haben; so erweist sich auch diese Prophezeiung als tückisch: Der Wald rückt scheinbar gegen Dunsinane vor.
Regisseur R.B. Schlather, der nach Werken von Händel, Cimarosa und Puccini seine vierte Inszenierung an der Oper Frankfurt erarbeitet, legt den Fokus ganz auf die beiden Hauptfiguren. Im häuslichen Rahmen rund um das kinderlose, mörderische Paar werden Mechanismen gewaltsamer Herrschaft erkennbar, die sich im großen Maßstab wiederfinden lassen: Weltpolitik spiegelt sich im Privaten. Aus dieser Perspektive erscheint die Geschichte um den mittelalterlichen schottischen Despoten erschreckend aktuell.