Oper in vier Akten // Text von Francesco Maria Piave und Andrea Maffei nach William Shakespeare // Uraufführung 1847, Teatro della Pergola, Florenz
Eine düstere Reise in menschliche Abgründe: Verdis Macbeth zeigt den Meister des italienischen Musikdramas von einer überraschend unheimlichen Seite. Mit packenden Klängen und einer beeindruckenden Inszenierung von Regisseur R.B. Schlather werden Machtgier und Wahnsinn auf der Bühne lebendig.
Vom 1. Dezember 2024 – 1. Februar 2025 im Opernhaus.
Macbeth hat viel erreicht. Doch nach einer seltsamen Begegnung, in der ihm noch Größeres prophezeit wird, erwacht die Gier in ihm.
Was Macbeth als Weissagungen versteht, ist Ausdruck seiner geheimen Begierden und Ängste. Angestachelt von seiner Frau, die nicht weniger ehrgeizig ist, begeht er einen Mord. Dieser zieht weitere Morde nach sich. Daraus entsteht ein grausames System der Unterdrückung. Doch den zum Tyrannen gewordenen Macbeth wie auch die Lady plagen zunehmend Gewissensbisse. Psychische Zerrüttung ist bei beiden die Folge – auf je unterschiedliche Weise. Schließlich lehnen sich die von ihnen Geknechteten auf und machen dem Unrechtsregime ein Ende.
Video: »Beyond the Stage« mit Tamara Wilson und Nicholas Brownlee
Verdi bedeutet immer eine große Herausforderungen für Sänger*innen – und »Macbeth« ist keine Ausnahme! Singen, sprechen, mit gebrochener Stimme, flüsternd, zerfressen – die Anweisungen in der Partitur sind zahllos. Sopranistin Tamara Wilson und Bassbariton Nicholas Brownlee stellen sich in der Frankfurter Neuproduktion dieser Herausforderung und nehmen uns mit auf Entdeckungstour in das farbenreiche Werk:
BEYOND THE STAGE zu »Macbeth« | Mit Tamara Wilson und Nicholas Brownlee
Tamara Wilson, Lady Macbeth
»Die Partie der Lady Macbeth war schon lange mein Traum. Man denkt immer, die beiden Hauptfiguren sind grundböse. Für mich geht es um den Wahn von Menschen, die einen äußeren Einfluss – die Prophezeiung der Hexen – zum Anlass nehmen, nach der Macht zu greifen. Das begegnet uns durch die Geschichte hindurch in allen Herrschaftssystemen. Ich frage mich, wie das Leben des Paares verlaufen wäre, wenn niemand ihnen vorausgesagt hätte, dass Macbeth König wird. Wären sie dann auch so weit gegangen?
Die Beziehung zwischen der Lady und ihrem Mann interessiert mich unter diesem Gesichtspunkt. Sie bestärken sich gegenseitig in ihrem Ehrgeiz. Wenn ihnen dann die Konsequenzen ihrer Handlungen
dämmern, versteift Macbeth sich auf den Erhalt der Macht, während die Lady von Schuldgefühlen zerfressen wird. Diese Entwicklung bedeutet einen ungeheuren Bogen für die Figur, während die Frauengestalten in vielen anderen Opern eher eindimensionale Stereotypen sind: Jungfrau, Mutter, Hure. Hier erleben wir eine Frau, die unzufrieden ist mit den Begrenzungen, auf die ihr Geschlecht in der patriarchalen Gesellschaft zurückgeworfen ist. Das treibt sie unaufhaltsam dem Ende entgegen. Die Szene, in der sie immerzu einen Blutfleck wegzuwischen versucht, ist ein Höhepunkt: die perfekte Verbindung von Musik und dramatischem Text; verunsichert, am Abgrund schwankend, droht sie das Gleichgewicht zu verlieren. Darin drückt sich die ganze Tiefe ihrer seelischen Qualen aus.«
Jetzt in die Audioeinführung zu Macbeth von Dramaturg Konrad Kuhn reinhören. Alle weiteren Auftakt-Folgen finden Sie bei SoundCloud, Spotify und ApplePodcasts.
rein hören
Nicholas Brownlee, Macbeth
»Macbeth ist ein Rollendebüt für mich, und wie bei allen Rollendebüts bin ich extrem gespannt darauf, in dieses vielschichtige Werk einzutauchen. Opern, die auf Stücken von William Shakespeare basieren, zu erforschen, macht besonders viel Spaß; es gibt unendlich viel zu entdecken – so ist Shakespeare zum Beispiel seit über 400 Jahren Gegenstand von literaturtheoretischen Untersuchungen.
In diesem Fall ist die Annäherung an den Charakter der Figur für mich genauso wichtig wie die musikalische Vorbereitung. Ich freue mich darauf, diesen problematischen General, der sich zum König aufschwingt, zum Leben zu erwecken. Dazu noch in meiner künstlerischen Heimat, der Oper Frankfurt: Das macht es umso aufregender.«
»Der Weg an die Macht ist mit Verbrechen gepflastert.«
Video: Interview mit Regisseur R.B. Schlather
Willkommen bei den Macbeths – Übernachtung auf eigene Gefahr! 🏰👻 Regisseur R.B. Schlather gibt im Interview Einblicke in seine Inszenierung von Verdis düsterem Meisterwerk »Macbeth«. Im Fokus steht das Umfeld der Hauptfiguren: Was macht die Macbeths zu dem, was sie sind?
Interview mit R.B. Schlather zu »Macbeth«
Rund um Ihren Besuch
Kammermusik im Foyer
PROGRAMM
Werke von Wolf-Ferrari, Corelli, Hanschel, Purcell und Emerson
TICKETS
22. Dezember 2024, 11 Uhr, Holzfoyer Einheitspreis 13€
Worte finden, mitreden, Fragen stellen, Begeisterung oder Verwunderung teilen ... Uns interessiert, wie Sie den Opernabend erlebt haben! Nach ausgewählten Vorstellungen möchten wir gemeinsam mit Ihnen ins Gespräch kommen, um die Aufführungen kritisch zu diskutieren. Zu ausgewählten Terminen laden wir externe Gäste ein, die Musiktheater aus ihrem jeweiligen Fachgebiet heraus betrachten und so den Dialog bereichern.
TERMIN
12. Januar 2025, im Anschluss an die Vorstellung, Holzfoyer Eintritt frei
In Verdis Shakespeare-Vertonung geht es um ein mörderisches Paar, das – angetrieben von »Prophezeiungen«, die schon vorhandene Begierden beflügeln – nach der Macht greift und dabei über Leichen geht. Wie kommt es, dass wir, selbst wenn wir schon mächtig sind, nach immer mehr Macht streben? Um welchen Preis? Und was macht das mit uns? Über solche Fragen diskutiert Michel Friedman mit ANNE BRORHILKER. Die Juristin war Oberstaatsanwältin in Köln und erstritt zahlreiche Urteile gegen CumEx-Täter*innen. Im April 2024 bat sie um Entlassung aus dem Staatsdienst und übernahm die Geschäftsführung der Bürgerbewegung Finanzwende, wo sie sich weiter mit dem Thema Finanzkriminalität beschäftigt.
In Aribert Reimanns letzter vollendeter Oper sind alle Figuren mit der unüberwindbaren Macht des Todes konfrontiert: Der Überlebenskampf einer Mutter im Kindbett, der Selbstmord einer jungen Frau sowie die heimtückische Ermordung eines jungen Thronfolgers verdichten sich zu einem Panorama der menschlichen Endlichkeit. Vom 30. März bis 2. Mai 2025 an der Oper Frankfurt.
In Vincenzo Bellinis Norma verschmelzen die Schönheit des Belcanto und die dramatische Geschichte einer Frau, die zwischen Liebe, Verrat und der Verantwortung gegenüber ihrem Volk gefangen ist. Eine packende Tragödie über Herzschmerz, Mut und innere Kämpfe! Vom 20. April bis 31. Mai 2025 an der Oper Frankfurt.
»Die Zeit, die ist ein sonderbar Ding« – in der Inszenierung von Claus Guth wird diese Weisheit zu einer bittersüßen Reflexion über Werden und Vergehen. Ein Meisterwerk von Strauss und Hofmannsthal, das uns zum Nachdenken anregt – über Liebe, Vergänglichkeit und das Festhalten an der Gegenwart. Vom 11. April bis 10. Mai 2025 an der Oper Frankfurt.
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