Opernappetizer

DIE BANDITEN

JACQUES OFFENBACH

Opéra bouffe in drei Akten / Text von Henri Meilhac und Ludovic Halévy / Uraufführung 1869, Théâtre des Variétés, Paris / In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

Jacques Offenbachs Die Banditen zeichnet sich durch seine mitreißende Musik und die gelungene Verbindung von komischen Elementen und dramatischer Spannung aus. Die Opéra bouffe erzählt eine Geschichte von Liebe, Verkleidungskünsten und Abenteuer – ein wahrhaft packendes Werk, das in der Inszenierung von Katharina Thoma neue Facetten offenbart.

Vom 7. November – 26. Dezember 2025 im Opernhaus.

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Alte Besetzung: Yves Salens (Pietro), Gerard Schneider (Falsacappa) © Barbara Aumüller

Inhalt

Handlung

»Die Banditen«

1. AKT

Morgens im Wald; die Räuberbande versammelt sich. Einer fehlt: Hauptmann Falsacappa. Da tauchen vier junge Mädchen auf, die einem vermeintlichen Klausner in seine Einsiedelei folgen; doch der fromme Mann ist niemand anderes als der berüchtigte Räuber höchstpersönlich. Die Bande freut sich über den Fang des Hauptmanns, doch ansonsten ist die Stimmung eher schlecht; haben doch die Raubzüge der letzten Zeit nicht viel eingebracht. Jetzt hat sich auch noch Falsacappas Tochter Fiorella in den jungen Biobauern Fragoletto verliebt, den man kürzlich überfallen hat. Und er in sie: Er will in die Bande einheiraten. Dazu muss er sich erst einmal beweisen. Alle gehen auf die Pirsch; nur Fiorella und Pietro, Falsacappas Stellvertreter, bleiben zurück.

Ein offensichtlich gutsituierter Herr hat sich in die abgelegene Gegend verirrt. Es ist der Prinz von Mantua. Auch dieser junge Mann weckt Fiorellas Interesse. Während Pietro die Banditen holen geht, um ihn auszurauben, warnt sie den Prinzen, ohne zu ahnen, wer er ist, und weist ihm den Weg aus dem Wald. Widerwillig ergreift er die Flucht, denn die schöne Räuberin gefällt ihm nur zu gut.

Fragoletto hat als Gesellenstück einen Kabinettskurier gefangen. Den Papieren, die dieser bei sich hat, ist zu entnehmen, dass die Prinzessin von Granada im Anmarsch ist, um den Prinzen von Mantua zu heiraten. Hintergrund ist eine finanzielle Transaktion: Die Mantuaner schulden den Spaniern fünf Millionen; zwei Millionen sollen ihnen als Mitgift der Prinzessin erlassen werden, die restlichen drei sollen der spanischen Gesandtschaft übergeben werden. In Falsacappa reift ein Plan. Er vertauscht das Porträt der Prinzessin gegen ein Bild seiner Tochter und lässt den Kurier ziehen.

Die Aufnahme Fragolettos in die Bande wird mit einem feierlichen Ritual begangen und anschließend begossen. Das Fest muss nur kurz unterbrochen werden, als die Carabinieri sich nähern. Da man sie immer schon von weitem am schweren Stiefeltritt erkennt, ist es den Räubern ein leichtes, sich kurzzeitig zu verstecken, um nach Abzug der Truppe desto fröhlicher weiter zu feiern.

2. AKT

Im Gasthof »Zum fröhlichen Grenzverkehr«, genau auf der Grenze zwischen Spanien und Italien: Der Wirt Pipo bereitet sich mit seiner Familie und dem Personal auf das Eintreffen der Delegation aus Mantua vor, die hier die Delegation aus Granada erwarten soll. Da nähern sich die Räuber, als Bettler verkleidet. Sie überwältigen die Wirtsleute und sperren sie im Keller ein, um an ihre Stelle zu treten.

Die Delegation aus Mantua trifft ein, angeführt von Baron von Campotasso sowie von Bramarbasso, dem Hauptmann der Carabinieri, mit seiner Truppe. Den falschen Wirtsleuten gelingt es, sie ebenfalls zu überwältigen und in den Keller zu verfrachten. Da kommen auch schon die Spanier; schnell müssen die Räuber sich als Mantuaner kostümieren, um sie in Empfang zu nehmen.

Die stolzen Spanier sind indigniert ob des seltsamen Empfangs. Während man sie warten lässt, erklärt Graf von Gloria-Cassis der Prinzessin den Hintergrund ihrer Heirat mit dem Prinzen von Mantua. Die Prinzessin ist empört; doch dann entdecken sie und ihr Page, Adolfo de Valladolid, in Fiorella und Fragoletto ein Liebespaar, für dessen Geschichte sie sich beide brennend interessieren. Aber nun werden auch die Spanier überwältigt, und die Räuber bemächtigen sich ihrer Kleider, um als Delegation aus Granada in Mantua die drei Millionen in Empfang zu nehmen. Unterdessen haben die Carabinieri im Keller das Champagner-Regal entdeckt; sie sind nicht mehr kampfestüchtig.

3. AKT

Im Herzogspalast von Mantua: Schweren Herzens nimmt der Prinz Abschied von den zahlreichen, ihm zugetanen Hofdamen, da er ja nun heiraten muss. Er bittet seinen Schatzmeister Antonio, diverse Rechnungen der Damen zu begleichen. Das bringt diesen in Schwierigkeiten; hat er doch die Staatskasse bis auf einen kleinen Rest für seine privaten Amouren geplündert und dafür immer wieder die Bilanzen frisiert.

Die falschen Spanier treffen ein. Der Prinz ist verblüfft über die Ähnlichkeit der angeblichen Prinzessin von Granada mit dem jungen Mädchen, das ihmneulich im Wald begegnet ist. Als Falsacappa in der Rolle des Grafen von Gloria-Cassis den Schatzmeister auf die ausstehende Summe von drei Millionen anspricht, versucht dieser, ihn mit einem kleinen Betrag zu bestechen. Der Räuberhauptmann ist entsetzt.

Da treffen die echten Spanier mitsamt den Carabinieri und dem Baron von Campotasso ein. Der Coup Falsacappas ist gescheitert. Nun droht den Räubern der Galgen. Fiorella erinnert den Herzog daran, dass sie ihm kürzlich das Leben gerettet hat. Daraufhin werden sie begnadigt und beschließen, ihr Räuberhandwerk an den Nagel zu hängen: Mit der kriminellen Energie bei Hofe können die Banditen nicht mithalten. Unterdessen werden der Schatzmeister und der echte Graf von Gloria-Cassis schnell einig, was die finanzielle Transaktion betrifft.


Video: Interview mit Regisseurin Katharina Thoma

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Interview mit Regisseurin Katharina Thoma zu »Die Banditen«

PLAY, AUGEN ZU UND OPER!

Hören Sie jetzt in die Audioeinführung von Dramaturg Konrad Kuhn zu Die Banditen rein. Alle weiteren Auftakt-Folgen bei SoundCloud, Spotify und ApplePodcasts.

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Bildunterschruft:
Alte Besetzung: Gerard Schneider (Falsacappa), Elizabeth Reiter (Fiorella), Yves Salens (Pietro), Kelsey Lauritano (Fragoletto) © Barbara Aumüller

Zum Werk: Karsten Januschke, Musikalische Leitung

»Obwohl Offenbach gemeinhin als Erfinder der Operette gilt, tue ich mich schwer mit diesem Begriff, den er selbst kaum benutzt hat. Wenn hier etwas ›Operette‹ ist, dann am ehesten die Gesellschaft, die darin beschrieben wird. Bei den Banditen ist alles Champagner.

Das fetzt durch die Partitur, das quietscht, flimmert, kracht und sprudelt über, alles bei hohem Tempo und mit wenig Zeit zum Verschnaufen. Die meisten der Nummern sind mit ›Allegro‹ überschrieben, und man merkt schon: Der Schwerpunkt der Musik liegt auf dem Rhythmischen, Schwungvollen, beizeiten Überdrehten, es ist oft tänzerisch, immer körperlich, es wird jongliert mit Doppelbödigkeiten und Überzeichnung, manchmal bis an die Grenze zum Zynismus. Eine Musik fern von allen Schubladen, immer geistreich, hier und da durchgeknallt. Gute Unterhaltung im besten Sinne des Wortes.«

Auszug aus dem Magazin Januar/Februar 2024.
Auszug aus dem Magazin Januar & Februar 2024.

»Ich warne vor der Verruchtheit Offenbachscher Musik. Sie ist durch und durch verderbt, jeder ihrer Töne ein Schlag ins Gesicht der moralischen Verantwortung…«
Der irische Dramatiker George Bernard Shaw in ironischem Ton über Jacques Offenbach

Zum Werk: Katharina Thoma, Regisseurin

»Wir haben es zu tun mit einer Bande von Abgehängten in der Provinz, irgendwo mitten in Europa. Die großen Hauptstraßen des öffentlichen Lebens und der Wirtschaft führen schon lange nicht mehr hier vorbei, die großen Deals werden anderswo gemacht.

Aber die Gruppe um den Räuberhauptmann Falsacappa hat eine lange Tradition und ein hohes Arbeitsethos. Sie rauben äußerst unprofitabel, aber sie tun es mit Hingabe. Ihre Strategien sind umständlich und verwirrend, werden aber mit größter Begeisterung durchgeführt – das macht diese Banditen so liebenswert und gibt dieser zu Unrecht halb vergessenen Operette von Offenbach unwiderstehlichen Schwung. Die Banditen bieten ein herrliches Spektakel und zeigen uns, was wir ohnehin schon lange geahnt haben: Die wahren Ganoven sitzen in den elegantesten Salons und haben die weißesten Westen.«

Auszug aus dem Magazin Januar/Februar 2024.

Video: Trailer zu Die Banditen

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Trailer zu »Die Banditen« von Jacques Offenbach | Oper Frankfurt

Aus unserem Magazin: An der Grenze zwischen Italien und Spanien

TEXT VON KONRAD KUHN

Hatte Offenbach mit Orpheus in der Unterwelt und Die schöne Helena die Begeisterung des Bildungsbürgertums für die griechische Antike aufgespießt, so greift er in Die Banditen zusammen mit seinen beiden Textdichtern Henri Meilhac und Ludovic Halévy die Tradition der Räuberballaden und -opern auf.

Nicht erst seit Schiller, dessen Räuber als I masnadieri in Verdis Version auch die Opernbühne bevölkerten, sorgte das Sujet beim bürgerlichen Publikum für wohlige Schauer. Christian August Vulpius schuf mit seinem Romanhelden Rinaldo Rinaldini den Prototyp des galanten Briganten, der den Damen mit seinem unwiderstehlichen Charme den Schlaf raubt. Und Daniel-François-Esprit Auber adaptierte diesen Figurentypus mit seiner Oper Fra Diavolo für Frankreich. Offenbach und seine bewährten Librettisten zeigen ihre Banditen allerdings als geradezu anständige Leute, die auf ihre Berufsehre halten.

So wird der in Fiorella verliebte Fragoletto, der seine kümmerliche Existenz als Jungbauer nach dem Überfall von Falsacappas Räubern nur allzu gern an den Nagel hängt, nach bestandener Talentprobe mit einem feierlichen Ritual in lateinischer Sprache in die Bande aufgenommen, bevor man zur feuchtfröhlichen Feier schreitet. Und den Bestechungsversuch des Schatzmeisters am Hof von Mantua, der Falsacappa mit ein paar Scheinen davon abhalten will, seine betrügerischen Taten öffentlich zu machen, lehnt der Räuberhauptmann empört ab. Man ist ja nicht korrupt!

Auszug aus dem Magazin Januar & Februar 2024.

SZENENFOTOS Barbara Aumüller

FOTOS Thomas Stimmel, Teresa Rothwangl

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Veröffentlicht am

16.10.2025

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