Opéra bouffe in drei Akten / Text von Henri Meilhac und Ludovic Halévy / Uraufführung 1869, Théâtre des Variétés, Paris / In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Jacques Offenbachs Die Banditen zeichnet sich durch seine mitreißende Musik und die gelungene Verbindung von komischen Elementen und dramatischer Spannung aus. Die Opéra bouffe erzählt eine Geschichte von Liebe, Verkleidungskünsten und Abenteuer – ein wahrhaft packendes Werk, das in der Inszenierung von Katharina Thoma neue Facetten offenbart.
Vom 28. Januar – 15. März 2024 im Opernhaus.
»Ich warne vor der Verruchtheit Offenbachscher Musik. Sie ist durch und durch verderbt, jeder ihrer Töne ein Schlag ins Gesicht der moralischen Verantwortung…«
An der Grenze zwischen Italien und Spanien
TEXT VON KONRAD KUHN
Hatte Offenbach mit Orpheus in der Unterwelt und Die schöne Helena die Begeisterung des Bildungsbürgertums für die griechische Antike aufgespießt, so greift er in Die Banditen zusammen mit seinen beiden Textdichtern Henri Meilhac und Ludovic Halévy die Tradition der Räuberballaden und -opern auf.
Nicht erst seit Schiller, dessen Räuber als I masnadieri in Verdis Version auch die Opernbühne bevölkerten, sorgte das Sujet beim bürgerlichen Publikum für wohlige Schauer. Christian August Vulpius schuf mit seinem Romanhelden Rinaldo Rinaldini den Prototyp des galanten Briganten, der den Damen mit seinem unwiderstehlichen Charme den Schlaf raubt. Und Daniel-François-Esprit Auber adaptierte diesen Figurentypus mit seiner Oper Fra Diavolo für Frankreich. Offenbach und seine bewährten Librettisten zeigen ihre Banditen allerdings als geradezu anständige Leute, die auf ihre Berufsehre halten.
So wird der in Fiorella verliebte Fragoletto, der seine kümmerliche Existenz als Jungbauer nach dem Überfall von Falsacappas Räubern nur allzu gern an den Nagel hängt, nach bestandener Talentprobe mit einem feierlichen Ritual in lateinischer Sprache in die Bande aufgenommen, bevor man zur feuchtfröhlichen Feier schreitet. Und den Bestechungsversuch des Schatzmeisters am Hof von Mantua, der Falsacappa mit ein paar Scheinen davon abhalten will, seine betrügerischen Taten öffentlich zu machen, lehnt der Räuberhauptmann empört ab. Man ist ja nicht korrupt!
Hören Sie jetzt in die Audioeinführung von Dramaturg Konrad Kuhn zu Die Banditen rein. Alle weiteren Auftakt-Folgen bei SoundCloud,Spotifyund ApplePodcasts.
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HANDLUNG
Räuberhauptmann Falsacappa hat Mühe, seine Bande bei Laune zu halten. Die Beutezüge der letzten Zeit haben nicht viel eingebracht. Beim jüngsten Überfall auf den Bauern Fragoletto hat dieser sich auch noch in Falsacappas Tochter Fiorella verliebt und umgekehrt. Nun will er selbst Bandit werden. Als Gesellenstück macht Fragoletto einen interessanten Fang: einen Kabinettskurier. Den Papieren, die die Räuber bei ihm finden, ist zu entnehmen, dass die Prinzessin von Granada im Anmarsch ist. Sie soll den Prinzen von Mantua heiraten. Ihre Mitgift besteht zum großen Teil aus den Schulden, die die Mantuaner bei den Spaniern haben. Die restliche Summe – drei Millionen – soll der Delegation bei ihrem Eintreffen übergeben werden.
Falsacappa fasst einen Plan: Er will den Spaniern zuvor und so selbst an das Geld kommen. Die Räuber setzen also die Delegation aus Mantua, die den Spaniern entgegeneilt, sowie die Spanier selbst gefangen und schlüpfen in deren Rolle. Am Hof von Mantua stellt sich allerdings heraus, dass der Schatzmeister alles Geld verprasst hat: Man ist pleite. Die staatlichen Autoritäten sind offensichtlich krimineller als die Banditen – daran ändern auch die Carabinieri nichts, die mit schwerem Stiefeltritt immer zu spät kommen.
KARSTEN JANUSCHKE
MUSIKALISCHE LEITUNG
»Obwohl Offenbach gemeinhin als Erfinder der Operette gilt, tue ich mich schwer mit diesem Begriff, den er selbst kaum benutzt hat. Wenn hier etwas ›Operette‹ ist, dann am ehesten die Gesellschaft, die darin beschrieben wird. Bei den Banditen ist alles Champagner. Das fetzt durch die Partitur, das quietscht, flimmert, kracht und sprudelt über, alles bei hohem Tempo und mit wenig Zeit zum Verschnaufen. Die meisten der Nummern sind mit ›Allegro‹ überschrieben, und man merkt schon: Der Schwerpunkt der Musik liegt auf dem Rhythmischen, Schwungvollen, beizeiten Überdrehten, es ist oft tänzerisch, immer körperlich, es wird jongliert mit Doppelbödigkeiten und Überzeichnung, manchmal bis an die Grenze zum Zynismus. Eine Musik fern von allen Schubladen, immer geistreich, hier und da durchgeknallt. Gute Unterhaltung im besten Sinne des Wortes.«
»Wir haben es zu tun mit einer Bande von Abgehängten in der Provinz, irgendwo mitten in Europa. Die großen Hauptstraßen des öffentlichen Lebens und der Wirtschaft führen schon lange nicht mehr hier vorbei, die großen Deals werden anderswo gemacht. Aber die Gruppe um den Räuberhauptmann Falsacappa hat eine lange Tradition und ein hohes Arbeitsethos. Sie rauben äußerst unprofitabel, aber sie tun es mit Hingabe. Ihre Strategien sind umständlich und verwirrend, werden aber mit größter Begeisterung durchgeführt – das macht diese Banditen so liebenswert und gibt dieser zu Unrecht halb vergessenen Operette von Offenbach unwiderstehlichen Schwung. Die Banditen bieten ein herrliches Spektakel und zeigen uns, was wir ohnehin schon lange geahnt haben: Die wahren Ganoven sitzen in den elegantesten Salons und haben die weißesten Westen.«
Interview mit Regisseurin Katharina Thoma zu »Die Banditen«
RUND UM IHREN BESUCH
OPERNSPIELPLATZ / KINDERBETREUUNG – FÜR KINDER VON 3–9 JAHREN
Bei ausgewählten Nachmittagsvorstellungen bietet die Oper Frankfurt eine kostenlose Kinderbetreuung an. Während Eltern still in der Aufführung sitzen, können sich deren Kinder bewegen und spielen. Angeleitet von zwei Musikpädagog*innen wird der Ballettsaal zum Spielplatz. Das abwechslungsreiche Programm bezieht sich thematisch auf die jeweilige Oper.
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