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Hinter den Kulissen

ZUM 6. MAL »ORCHESTER DES JAHRES«

In diesem Jahr gab es für die Oper Frankfurt gleich doppelten Grund zum Feiern: Ende September wurde bekannt, dass das Opern- und Museumsorchester Frankfurt in der Kritikerumfrage der Opernwelt – gemeinsam mit dem Bayerischen Staatsorchester und der Hofkapelle Meiningen – zum »Orchester des Jahres« gewählt worden war. Gewürdigt wurde dabei auch die inspirierende Arbeit unseres Generalmusikdirektors Thomas Guggeis, die das Orchester zu besonderen Höchstleistungen geführt hatte. Bereits zum sechsten Mal wurde das Opern- und Museumsorchester Frankfurt als »Orchester des Jahres« ausgezeichnet.

Eine weitere Auszeichnung ging an unser Ensemblemitglied Anna Nekhames, die von der Opernwelt als »Nachwuchskünstlerin des Jahres« geehrt wurde – unter anderem für ihre eindrucksvolle Interpretation von Aribert Reimanns Melusine im Bockenheimer Depot.

Inhalt

Video zum »Orchester des Jahres«

Das »Orchester des Jahres« auf YouTube: www.youtube.com/@Opern-undMuseumsorchester

Seit seinen Anfängen im 18. Jahrhundert prägt das Frankfurter Opern- und Museumsorchester das musikalische Leben der Stadt und zählt heute zu den führenden deutschen Klangkörpern. Unter der Leitung von Generalmusikdirektor Thomas Guggeis spielt das rund 115-köpfige Orchester pro Spielzeit circa 160 Vorstellungen und 10 Kammerkonzerte in der Oper sowie 10x je 2 Sinfoniekonzerte in der Alten Oper. Durchschnittlich 12 Proben (rund 34 Stunden Probenzeit) für Neuproduktionen und 3 Proben (je nach Opernlänge 10 bis 15 Stunden Probenzeit) für Wiederaufnahmen – ergänzt durch intensives Selbststudium – bestimmen den anspruchsvollen Arbeitsalltag. Kreativität, spontane Musizierfreude und technisches Können verbinden sich dabei mit Tradition und experimentierfreudigem Geist zu einzigartigen Klangerlebnissen.

Weitere spannende Hintergrundfakten finden sich in unserem Steckbrief.


Steckbrief: Zahlen und Fakten

Wie viele Planstellen hat das Orchester?

115

Wie viele Nationalitäten sind vertreten?

15 Nationalitäten

Wie viele Instrumentengruppen gibt es im Orchester?

15

Wie viele Musiker*innen passen in den Graben?

Je nach Instrumentierung bis zu 94 (Salome)

Wie viele Jahre ist das längste Mitglied schon Teil des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters?

41 Jahre

Was sind besonders spezielle Instrumente, die manchmal in Opern vorkommen?

Autohupen und Türklingel (Le Grand Macabre)

Wie viele Opernvorstellungen spielt das Orchester pro Spielzeit?

ca. 160 (inkl. Barockopern)

Wie viele Konzerte spielt das Orchester pro Spielzeit?

10x je 2 Sinfoniekonzerte, 10 Kammerkonzerte in kleinen Besetzungen sowie Zusatzauftritte

Berühmtestes Orchestermitglied

Paul Hindemith, Konzertmeister 1915–1922

Bedeutende Chefdirigenten

Louis Spohr, Franz Konwitschny, Georg Solti, Franz Christoph von Dohnányi, Michael Gielen, Sebastian Weigle u.a.


Bildunterschruft:
v.l.: Ensemblemitglied Anna Nekhames, Torsten Kutschke, Verleger vom Magazin Opernwelt, Generalmusikdirektor Thomas Guggeis & Gesine Kalbhenn-Rzepka vom Orchestervorstand bei der Verleihung der Auszeichnung © Barbara Aumüller

Stimmen aus dem Orchester

Was die besondere Auszeichnung als »Orchester des Jahres« für die Musiker*innen selbst bedeutete – wie sie den Orchesteralltag erleben und was das gemeinsame Musizieren für sie ausmacht – erzählen im Folgenden Stimmen aus dem Orchester.

Sabine Krams (Violoncello / seit 1989 bis 31. Dezember 2025):

Mitglied im »Orchester des Jahres 2025« zu sein, ist für mich eine echte Auszeichnung für gelebte und gemeinsam gestaltete Musik, mit diesem riesigen »Instrument«, in dem ich seit 36 Jahren tätig bin. 

Bei jeder Oper und jedem Konzert war und ist es ein Genuss mitzuspielen und auch zuzuhören bei den vielfältigen wunderbaren Beiträgen der Kolleg*innen. Mein Orchester zeichnet besonders aus, dass es in jeder Situation immer das Beste gibt und an einem Strang zieht, mit jedem Dirigenten und jeder Dirigentin. Das macht auch die besondere Qualität dieses Orchesters aus. Ich bin stolz und dankbar, zu dieser Qualität beigetragen zu haben!

Bildunterschruft:
Sabine Krams (mittig) und andere Orchestermitglieder bei einer Vorstellung von Punch and Judy, 2025/26 © Monika Rittershaus
Dimiter Ivanov (Violine, Konzertmeister / seit 2008):

Die größte Stärke dieses Orchesters liegt meiner Meinung nach neben seiner enormen stilistischen Wandlungsfähigkeit in seiner emotionalen Intelligenz. Hier pflegen wir eine Kultur der gegenseitigen Achtung und Umsicht. Nie habe ich erlebt, dass bei musikalischen Fehlern oder Patzern mit den Augen gerollt oder diese kommentiert würden. Dieses gelebte Fairplay schafft einen sicheren Raum, in dem jede und jeder Einzelne im Orchester authentisch sein und sich entfalten kann.

Seit meinem Beitritt vor 17 Jahren erlebe ich täglich den unermüdlichen Einsatz meiner Kolleginnen und Kollegen, konstant Spitzenleistungen zu erbringen. So sind wir sehr froh und stolz über diese Auszeichnung, die die Qualität unserer Arbeit bestätigt.

Tuna Erten (Horn / seit 2014):

In unserem Orchester kann man sich menschlich und musikalisch aufeinander verlassen. Wir sind ein Team, in dem man sich gegenseitig trägt und unterstützt. Ein persönliches Highlight war es für mich, das Schumann Konzertstück für vier Hörner in der vergangenen Spielzeit als Solist mit meinem eigenen Orchester spielen zu dürften.

Ein anderes besonderes Erlebnis war es, als während der Aufführung vom Rheingold (Premiere 2018) der gesamte Orchestergraben aufgrund der Inszenierung dunkel wurde. Nur der Dirigentenstab war zu sehen. In diesem Moment begann ich ganz allein zu spielen. Es war ein stiller und spannender Augenblick.

Matthias Höfer (Bassklarinette / seit 2000):

Ich wollte immer schon eine Stelle als Bassklarinettist in einem möglichst großen Opernorchester haben. Die Stelle, auf der ich seit 25 Jahren in diesem unserem Orchester spielen darf, ist für mich ein Sechser im Lotto! Ich bin vor allem deshalb sehr gerne hier, weil dieses Orchester eine gute Arbeitsatmosphäre, Kollegialität und freundschaftlich-wohlwollende Wahrnehmung lebt, auch über Generationen hinweg.

Das Orchester ist offen und international und in der Hauptsache immer daran interessiert, so gut wie möglich miteinander zu musizieren – eine Tugend, die extrem wichtig ist in der Bewältigung eines sehr vielfältigen und auch quantitativ sehr anspruchsvollen Arbeitsalltags in der Oper, zu dem sich seit über 200 Jahren die Museumskonzerte in der Alten Oper gesellen, zehn Mal pro Spielzeit. Das Spiel in der Oper erfordert hohe Flexibilität von jedem Mitglied des Orchesters, man muss schnell reagieren können, weil jeder Opernabend völlig anders ist – das prägt maßgeblich die individuelle Spielweise und die Klanglichkeit des gesamten Orchesterapparats.

Márcia Sampaio (Oboe / seit 2014):

Für mich war es ein ganz besonderes Erlebnis, erstmals mit diesem Orchester zu spielen. Schon an meinem ersten Probentag spürte ich eine Mischung aus Vorfreude und großem Respekt. Die Atmosphäre im Ensemble ist warm, aufmerksam und zugleich ausgesprochen professionell.

Vor jedem Konzert habe ich ein kleines Ritual: Ich sammle mich bewusst, höre mir das Stück manchmal noch einmal an, rufe mir die wichtigen Stellen ins Gedächtnis und finde so in die passende Stimmung. Diese Routine schenkt mir Ruhe und ermöglicht es mir, im entscheidenden Moment ganz präsent zu sein.

Bildunterschruft:
Marcia Sampaio und andere Orchestermitglieder bei einer Probe im Orchestproberaum, 2025 © Diana Hillesheim
Elisabeth Friedrichs (Viola / seit 2013):

Als ich vor über 13 Jahren das Probespiel hier gewonnen habe, hatte ich bereits von vielen gehört, dass dieses Orchester so unglaublich nett sei – und es ist wirklich genauso.

Aber nicht nur unsere Orchestergemeinschaft ist sehr gut, auch die künstlerische Qualität ist enorm hoch. Das ist für mich das Einzigartige hier in Frankfurt. Der Spagat zwischen morgens Mozart proben und abends Strauss-Oper aufführen, am nächsten Tag vielleicht Mussorgski und dann ein Museumskonzert, bleibt stets eine Herausforderung – aber ich bin sehr froh darüber, denn ohne diese Abwechslung würde mir schnell total langweilig.

Bildunterschruft:
Schlussapplaus bei Melusine (2024/25) mit Elisabeth Friedrichs (mittig) © Barbara Aumüller

Reaktionen zur Auszeichnung

Wie groß die Freude nach der Verkündung war und wie die Musiker*innen darauf reagiert haben, haben wir auf Social Media festgehalten.

SZENENFOTOS Barbara Aumüller, Monika Rittershaus

FOTOS Orchesterproben: Diana Hillesheim

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Veröffentlicht am

23.12.2025

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