Schon viele Jahre leidet das Land unter dem Schreckensregime der verhassten Besatzer. Nahezu erfolglos, mittlerweile erschöpft und ausgehöhlt kämpfen seit ebenso vielen Jahren die im Untergrund agierenden Widerstandskämpfer dafür, die Freiheit für ihr Land zurückzugewinnen. Ungeduldig fordern sie von ihrer Anführerin Norma, dass sie das Zeichen zum Angriff auf die Feinde geben soll. Sie wollen den offenen Krieg, sie wollen Leib und Leben riskieren. Doch Norma mahnt zur Zurückhaltung. Waffenruhe, mehr noch: Frieden sehnt sie sich herbei. Keiner ahnt, dass Norma seit Jahren eine heimliche Beziehung zu Pollione, dem Gouverneur der Besatzungsmacht, hat. Nur ihre Freundin Clotilde ist in dieses Geheimnis eingeweiht, nur Clotilde weiß, dass die beiden zwei gemeinsame Kinder haben. Norma hofft, dass dieses Doppelleben irgendwann ein Ende haben wird und dass sie die Kinder gemeinsam mit dem Vater in Freiheit aufziehen kann.
Norma hat jedoch gehört, dass Pollione wieder in sein Land zurückkehren soll. Kein Wort hat er ihr davon erzählt, und sie spürt schon seit einiger Zeit, dass seine Liebe zu ihr am Erlöschen ist. Pollione plant in der Tat, nicht Norma und die Kinder, sondern eine andere Frau mit in seine Heimat zu nehmen: Adalgisa; auch sie ist eine Frau, die im Untergrund gegen ihn arbeitet, auch sie hat sich von ihrem Feind verführen lassen, auch sie fühlt sich schon als Vaterlandsverräterin.
Adalgisa vertraut sich in ihrer Verwirrtheit Norma an, deren Strenge und Radikalität sie bewundert. Ohne zu verraten, um wen es geht, gesteht sie ihr, dass Liebe sie zutiefst verstöre und sie sich damit schuldig mache an ihrem Glauben und Kampf für die Freiheit. Norma ist berührt von den Gefühlsverwirrungen der jungen Frau, erkennt sie sich doch selbst in ihr wieder. Als sich herausstellt, dass es derselbe Mann ist, den Adalgisa liebt, und Pollione zudem in demselben Moment Normas Wohnung betritt, um die Kinder heimlich zu besuchen, entladen sich die so lange verdrängten Gefühle Normas. Sie verfl ucht Pollione und wünscht ihm den Tod.
Schon innerhalb weniger Stunden zerrüttet sich ihr Geist, und sie will, um Pollione zu bestrafen, die beiden Kinder töten. Im letzten Moment schreckt sie davor zurück und entwirft im Wahn einen neuen Plan: Sie will Adalgisa die Kinder anvertrauen; sie soll mit Pollione gemeinsam das Land verlassen. Doch Adalgisa, erschüttert von dem, was sie begreifen musste über Polliones Unaufrichtigkeit, hat sich von ihrer Leidenschaft lossagen können und will die beiden wieder miteinander versöhnen. Sie kann Norma von ihrer Aufrichtigkeit überzeugen und verspricht ihr, selbst zu Pollione zu gehen und ihn zu bitten, zu seiner Familie zurückzukehren. Norma lässt sich von Adalgisas Plan mitreißen und möchte an ein neues Glück glauben.
Inzwischen hat Normas Vater Oroveso, der einst die Gruppe der Partisanen begründet hatte, die Nachricht erhalten, dass durch einen neuen Gouverneur und eine noch größere militärische Präsenz der Besatzer die Hoffnung auf Kampf und erst recht auf einen Sieg über die Feinde immer aussichtsloser erscheint. Doch als Norma hört, dass Adalgisas Vorhaben gescheitert ist, dass Pollione vielmehr noch deutlicher entschlossen ist, Adalgisa – wenn nötig mit Gewalt – zu erobern, ruft sie all ihre Kämpfer zusammen: Die Stunde des Kampfes sei da, Krieg lautet die Parole. Die Vorbereitungen zum Angriff laufen an, da hat man einen Feind im Lager entdeckt: Es ist Pollione selbst, der sich in blindem Zorn an Adalgisa vergangen hat.
Norma hat nun den mächtigen Besatzer und untreuen Mann in ihrer Hand. Schon ist sie bereit, ihn mit eigener Hand zu töten, und zudem, um ihn weiter zu quälen, kurz davor, Adalgisa als seine Geliebte zu denunzieren und ihren Kameraden auszuliefern, als sich ihr Geist plötzlich lichtet. Sie beschuldigt sich selbst der Unaufrichtigkeit gegenüber ihrem Vaterland und ist bereit, gemeinsam mit Pollione der Strafe entgegenzugehen. Pollione erkennt angesichts des Todes, der auf sie wartet, dass er Norma liebt, sie immer geliebt hat. Norma kann ihrem Vater das Versprechen abnehmen, dass dieser für die Kinder sorge. Nun endlich erlöst, empfi ndet Norma Glück und sie kann erleichtert vom Leben Abschied nehmen.
Christof Loy