Karolina Bengtsson ist seit der Spielzeit 2021/22 Mitglied im Opernstudio. Im Gespräch mit Zsolt Horpácsy erzählt die schwedische Sopranistin von ihrem Traum, der sie aus einem kleinen schwedischen Dorf auf die großen Bühnen internationaler Opernhäuser führte und welche Persönlichkeiten sie auf diesem Weg stark beeinflusst haben.
GESANG ALS GLÜCKSBRINGER
Karolina Bengtsson ist seit der Spielzeit 2021/22 Mitglied im Opernstudio. Im Folgenden erzählt die schwedische Sopranistin von ihrem Traum, der sie aus einem kleinen schwedischen Dorf auf die großen Bühnen internationaler Opernhäuser führte und welche Persönlichkeiten sie auf diesem Weg stark beeinflusst haben.
Die »schwedische Nachtigall«
Ob es Zufall oder eine glückliche Fügung ist? Gleich drei schwedische Sopranistinnen prägten bisher Karolinas Weg, der sie zu Beginn dieser Spielzeit in unser Opernstudio führte. Die erste, eine längst vergessene Diva, die legendäre Christine Nilsson (1843–1921) gehörte zu den ersten, weltweit reisenden Stars. Aus ihrem Heimatdorf stammt Karolina. Schon als Kind hörte sie sich begeistert die Geschichten und Anekdoten über diese Ausnahmesängerin an.
»Die ›schwedische Nachtigall‹ hat mich von Anfang an fasziniert. Ich dachte, vielleicht kann ich auch irgendwann – so wie DIE Nilsson – auf der Bühne stehen.«
Es waren Träume mit »Langzeitwirkung«: Später haben Karolina die Kirchenkonzerte beglückt, die sie im Chor und als Solistin mit Orgelbegleitung gab. »Mit zwölf bekam ich meinen ersten Gesangsunterricht.« So schnell und glatt sind die ersten Schritte einer Gesangskarriere eigentlich nur im Bilderbuch.
»Ich dachte, vielleicht kann ich auch irgendwann – so wie DIE Nilsson – auf der Bühne stehen.«
Träume werden wahr
Mit 18 wurde es ernst: Nach einer erfolgreichen Aufnahmeprüfung gehörte sie plötzlich zu den jüngsten Gesangstudentinnen in Kopenhagen. An der Danish Academy of Music war sie in kurzer Zeit mit verschiedenen musikalischen und szenischen Aufgaben bestens versorgt. Sie debütierte als First Lady Draft in Vestergårds Titanic und Fiordiligi (Così fan tutte) sowie als Alter ego mit ihrem Ensemble Troubadours21 in dem zeitgenössischen Musikdrama Abstract Love.
»In dieser Zeit habe ich eine abenteuerliche Mischung von Partien übernommen, was mir viel Freude und wichtige Erfahrungen gebracht hat.«
Weitere Auftritte folgten: Sie war Mathilde in The Danish Benefit For The Refugees Show und2018 trat Karolina mit dem Musica Vitae Kammerorchester in der Premiere von The Death and Juliet auf. Auch diese Produktionen haben ihre Abenteuerlust und Offenheit gestärkt.
Vom Meer in die Salzburger Berge
Nach den Jahren in Kopenhagen wechselte Karolina mit einem mutigen Sprung an die Universität Mozarteum für das Masterstudium (mit Abschluss/Diplom 2021). Wie es der Zufall will, studierte Karolina in Salzburg bei einer weiteren berühmten schwedischen Sopranistin, die sie schon als junges Mädchen für ihre solide Technik, Ausstrahlung und Musikalität bewunderte: Barbara Bonney. Wichtige Impulse, Auftritte machten Karolinas Salzburger Jahre unvergesslich und besonders wichtig für ihre spätere Entwicklung. Ihre Lehrerin Barbara Bonney, die übrigens 1983/84 vor dem Start ihrer Weltkarriere Ensemblemitglied der Oper Frankfurt war, galt Karolina u.a. in der Rolle der Pamina als absolutes Vorbild. Eine Partie, die sie wie ein Glücksbringer begleitet: Am Mozarteum debütierte sie mit der ganzen Partie und beim Vorsingen im Frankfurter Opernstudio war – neben einer Arie der Cleopatra (Giulio Cesare in Egitto) – Paminas »Ach ich fühl’s« ihre »Visitenkarte«. Es klappte wunderbar.
Aller guten Dinge sind drei
Kurz davor kam es zu einer weiteren, wichtigen Begegnung mit einer schwedischen Sopranistin: Clarry Bartha, die von 1987 bis 1994 auch zum Ensemble der Oper Frankfurt gehörte, begleitet ihre stimmliche und künstlerische Entwicklung seitdem. »Neben wichtigen Anmerkungen und wertvollen Tipps zu den Arien und Liedern, die ich singe, hat Clarry Bartha mich überredet am Gesangswettbewerb DEBUT in Weikersheim teilzunehmen.« Der errungene erste Preis hat Karolina dann auch den Weg ins Opernstudio eröffnet – »wofür ich sehr dankbar bin.«
»Ich genieße es, in verschiedene Rollen zu schlüpfen. Wenn ich mal die liebende, mal die leidende Frau darstelle, kann ich mich mit ihnen wunderbar identifizieren. Beim Singen geht’s mir einfach am besten.«
Neben Pamina, die ihr zurzeit vielleicht am nächsten steht, wird die Liste ihrer Lieblingspartien immer länger. Die Frauenfiguren in Donizettis Opern, wie Adina, Norina, Lucia aber auch Ilia (Idomeneo) gehören auf jeden Fall dazu. Später Sophie (Der Rosenkavalier) und für die Zukunft lockt auch Violetta (La Traviata). Sie freut sich auf viele kleinere und größere Partien, mit denen sie sich immer wieder »glücklich« (oder noch glücklicher) singen kann.
»Ich genieße es, in verschiedene Rollen zu schlüpfen.«
»Jenseits der großen Emotionen auf der Opernbühne singe ich gerne Lieder. Ich genieße die Freiheit in der Gestaltung dieser ›kleinen Dramen‹ sehr.«
Mehrere Wettbewerbe brachten ihr neue Möglichkeiten, Impulse und Erfolgserlebnisse: Sie war Finalistin des Anny-Schlemm-Preises 2021, Preisträgerin des Dritten Internationalen Haydn-Wettbewerbs für Klassisches Lied und Arie 2021 in Rohrau sowie des Wettbewerbs der Kammeroper Schloss Rheinsberg. Nach Clotilde (Norma) und Frasquita (Carmen) wird Karolina in dieser Spielzeit die Liste ihrer Partien an der Oper Frankfurt mit Second Woman (Dido and Aeneas) und der Zweiten Magd (Luigi Dallapiccolas Ulisse) und natürlich bei den Soiréen des Opernstudios erweitern. »Und dabei mein Glück pflegen.« wie sie sagt.
Nach einer gefeierten Premierenserie kehrt die »Aufführung des Jahres 2022« (Opernwelt) auf die große Bühne zurück. Die Nacht vor Weihnachten können Sie vom 6. bis 25. Dezember 2024 an der Oper Frankfurt erleben.
Eine düstere Reise in menschliche Abgründe: Verdis Macbeth zeigt den Meister des italienischen Musikdramas von einer überraschend unheimlichen Seite. Mit packenden Klängen und einer beeindruckenden Inszenierung von Regisseur R.B. Schlather werden Machtgier und Wahnsinn auf der Bühne lebendig. Macbeth – vom 1. Dezember 2024 bis 1. Februar 2025 an der Oper Frankfurt.
Die Kammermusikreihe der Oper Frankfurt hat mit dem ersten Konzert bereits einen großartigen Auftakt hingelegt. In diesem Artikel stellen wir Ihnen die kommenden neun Kammermusikkonzerte der Saison 2024/25 vor – mit persönlichen Einblicken und Highlights der Musiker*innen.
Wir verwenden auf dieser Webseite Cookies. Ihre IP-Adresse wird ohne Ihre Zustimmung aus technischen Gründen für 10 Tage gespeichert. Ihre Daten werden nicht weitergegeben.
Um Ihnen das beste Nutzererlebnis zu ermöglichen, verwenden wir ein Analysetool. Auswertungen bzw. Statistiken hierzu erfolgen nur anonymisiert. Mehr hierzu finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.