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Opernappetizer

L’INVISIBLE

ARIBERT REIMANN 1936–2024

Trilogie lyrique / Text vom Komponisten nach Maurice Maeterlinck / Uraufführung 2017

In Aribert Reimanns letzter vollendeter Oper sind alle Figuren mit der unüberwindbaren Macht des Todes konfrontiert – ein Panorama der menschlichen Endlichkeit.

Vom 30. März bis 2. Mai 2025.

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Bildunterschruft:
Intérieur © Monika Rittershaus

Inhalt

Handlung

»L’intruse«

Während eine Mutter im Kindbett mit dem Tod ringt und auch ihr Neugeborenes noch nicht recht zu Kräften gekommen scheint, wiegt sich der Rest ihrer Familie bei einem Abendessen in Sicherheit. Nach Aussage des Arztes besteht keine Lebensgefahr mehr für die junge Frau. Die Anwesenden erwarten die Ankunft einer Verwandten, die seltsamerweise nicht erscheint, obwohl vor dem Hauseingang immer wieder Schritte zu hören sind... Als auch die Tiere im Garten plötzlich still werden, nimmt der blinde Großvater einen Eindringling wahr. Die Umstehenden bestreiten dies vehement, doch der Alte ahnt, was sich in den Nebenzimmern anbahnt: Die Mutter stirbt, und im selben Moment stößt das Neugeborene seinen ersten Schrei aus.

»Intérieur«

In einer Dorfgemeinschaft gegen Abend: Eine junge Frau hat sich im Fluss ertränkt und wurde von einem Fremden am Ufer gefunden. Ein älterer Mann und der Fremde haben nun die Aufgabe, die Familie des Mädchens über den Tod ihrer Tochter in Kenntnis zu setzen. Die beiden zögern jedoch, da sie das idyllische Beisammensein der Familie nicht zerstören wollen. Als der Fremde dem Alten genauer beschreibt, wie er die Leiche geborgen hatte, treten Marie und Marthe, die Enkelinnen des Alten, hinzu. Sie berichten, dass sich die Dorfbewohner mit der Toten nähern. Die Zeit wird knapp. Auf Marthes Drängen hin kann der Alte nicht länger warten und betritt das Haus der nichtsahnenden Familie. Während er die Nachricht überbringt, beobachten ihn die anderen von außen.

»La mort de Tintagiles«

Der junge Tintagiles wurde von seiner Großmutter, einer alten Königin, in ihr Schloss gerufen. Seine Schwester Ygraine befürchtet, dass die Königin Tintagiles als ihren potenziellen Thronfolger töten lassen will. Dasselbe Schicksal hatte bereits Tintagiles’ Vater und seine beiden Brüder ereilt. Ygraine fasst sich ein Herz und stachelt ihre Schwester Bellangère sowie den alten Aglovale zum Widerstand an. Und tatsächlich gelingt es den Dreien zunächst, Tintagiles vor den Dienerinnen der Königin zu beschützen. In einem Moment trügerischer Ruhe wird der Junge jedoch entführt. Ygraine, die ihm gefolgt ist, kann Tintagiles’ Tod schließlich nicht mehr verhindern.

PLAY, AUGEN ZU UND OPER!

In Kürze können Sie sich mit der Einführung zu L’invisible von Dramaturg Maximilian Enderle und dem darin enthaltenen Musikbeispiel auf die Produktion einstimmen! Sie finden alle Auftakt-Folgen auf SoundCloud sowie auf Spotify und ApplePodcasts.

rein
hören

Zum Werk – Daniela Löffner, Regisseurin

Der Verlust des Bruders

»Aribert Reimanns Oper, deren Titel übersetzt ›Das Unsichtbare‹ heißt, ist eine Begegnung mit der Unausweichlichkeit und Ungreifbarkeit des Todes. Reimann widmete das Werk seinem bei einem Bombenangriff verstorbenen Bruder Dietrich, er ist der Junge auf meinem Gemälde. In L’invisible spüre ich, wie Reimann mit dem furchtbaren Verlust des Bruders hadert und ringt, wie er versucht, die Hilflosigkeit gegenüber der willkürlichen Kraft des Todes erfahrbar zu machen.

© Thomas Victor

Wie mutig er war, den Tod als sein Lebensthema anzunehmen, und wie klug, L’invisible dreiteilig zu erzählen! Durch die Aneinanderreihung von drei unabhängigen Geschichten, die den Tod umkreisen, bewirkt er, dass wir alle – das Publikum, das Ensemble und das Orchester – den Tod dreimal hintereinander durchleben müssen. Oder sollte ich besser sagen: ›dürfen‹?«

Auszug aus dem Magazin März / April 2025.


Interview mit Daniela Löffner und Titus Engel

Video

Todesschatten – Auszug aus dem Magazin

Text von Maximilian Enderle

Reimann sah in Tintagiles’ Schicksal womöglich eine Verbindung zu seiner eigenen Biografie. Sein älterer Bruder Dietrich, dem die Oper L’invisible gewidmet ist, starb im Alter von 13 Jahren bei einem Bombenangriff auf Berlin. »Der Schatten des Todes ist deshalb seit meinem achten Lebensjahr an meiner Seite«, kommentierte Reimann rückblickend diese Erfahrung.

In seiner Partitur stellt der Komponist neben den Schattenseiten des Todes aber auch dessen Gegenkräfte dar. So werde die Musik »gerade dadurch lebendig, dass sie das Verhängnis des Todes aufhalten möchte«. Denselben Wunsch hegen im letzten Teil der Oper auch die Charaktere Ygraine, Aglovale und Bellangère: Obwohl bereits mehrere ihrer männlichen Familienmitglieder getötet wurden, versuchen sie Tintagiles vor seiner mörderisch-machthungrigen Großmutter zu beschützen. Ihre Bemühungen bleiben zwar vergebens, doch liegt gerade in ihrem Aufbegehren ein Moment der Hoffnung und Selbstbestimmung.

Aribert Reimann verfolgte nach der Berliner Uraufführung von L’invisible 2017 den Plan, eine weitere große Oper zu schreiben. Bis zuletzt arbeitete er an diesem Projekt, musste sich aber schließlich im Frühjahr 2024 einer tödlichen Krankheit geschlagen geben. Und so blieb seine »trilogie lyrique« nach Maurice Maeterlinck nicht nur eine sehr persönliche, sondern auch Reimanns letzte vollendete Oper.

Zum Magazin März / April 2025.

»Es gibt immer Hoffnung, in jedem Stück.«
Aribert Reimann

Zum Werk – Titus Engel, Musikalische Leitung

Ein Abschiedswerk

»Aribert Reimann zählt für mich zu den wichtigsten Komponisten der vergangenen Jahrzehnte. Man könnte fast sagen, dass er ein ›moderner Klassiker‹ ist. Während meines Studiums in Dresden lernte ich einige seiner Opern und Lieder kennen, habe selbst aber noch nie etwas von ihm dirigiert. Somit wird L’invisible in Frankfurt mein persönliches Reimann-Debüt am Pult!

© Kaupo Kikkas

Musikalisch geht Reimann in dieser Oper wie immer von der menschlichen Stimme aus, die ihm durch seine langjährige Arbeit als Liedbegleiter vertraut und zeit seines Lebens ein künstlerisches Herzensanliegen war. Die Formung des Vokalen in L’invisible ist enorm schwierig und treibt die Sänger*innen permanent an, aber niemals über die Grenze des Machbaren. Daraus resultiert eine Expressivität, die keinesfalls nur virtuoser Selbstzweck ist, sondern immer im Dienst des emotional-szenischen Gehaltes steht.

L’invisible empfinde ich daher als das reife Werk eines sehr erfahrenen Opernkomponisten – als die Essenz eines jahrzehntelangen musikalischen Schaffens. Und auch wenn Reimann dies nicht so geplant hatte, wirkt die Oper dadurch beinahe wie ein Abschiedswerk.«

Auszug aus dem Magazin März / April 2025.


Rund um Ihren Besuch

Kammermusik im Foyer

PROGRAMM

Werke von Reimann, Henze, Kagel, Blacher, Clauß

TERMIN

27. April 2025, 11 Uhr, Holzfoyer
Einheitspreis 13€

Persönliche Einblicke und Highlights der Musiker*innen zur Kammermusik-Reihe finden Sie hier.

Oper im Dialog

Worte finden, mitreden, Fragen stellen, Begeisterung oder Verwunderung teilen ... Uns interessiert, wie Sie den Opernabend erlebt haben! Nach ausgewählten Vorstellungen möchten wir gemeinsam mit Ihnen ins Gespräch kommen, um die Aufführungen kritisch zu diskutieren. Zu ausgewählten Terminen laden wir externe Gäste ein, die Musiktheater aus ihrem jeweiligen Fachgebiet heraus betrachten und so den Dialog bereichern.

TERMIN

26. April 2025, im Anschluss an die Vorstellung, Holzfoyer

Noch mehr Aribert Reimann

MELUSINE

Eine junge Frau stellt sich gegen die fortschreitende Zerstörung der Natur. Ihr Vorhaben scheitert jedoch am menschlichsten aller Gefühle: der Liebe.

TERMIN

8. bis 25. Juni, Bockenheimer Depot

TICKETS BUCHEN

Am 30. Mrz / 5., 13., 16., 18., 26. Apr / 2. Mai 2025

Jetzt Plätze sichern für die Premierenserie von L’invisible in der Inszenierung von Daniela Löffner und mit Titus Engel am Pult.

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SZENENFOTOS Monika Rittershaus

FOTOS Kaupo Kikkas (Titus Engel), Thomas Victor (Daniela Löffner)

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#OFFML’invisible auf Instagram und seid dabei!

Veröffentlicht am

26.03.2025

Willy-Brandt-Platz

Spielort

Willy-Brandt-Platz

60311 Frankfurt am Main

Anfahrt

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