Opernappetizer

HERCULES

GEORG FRIEDRICH HÄNDEL

Oratorium in drei Akten / Text von Thomas Broughton / Uraufführung 1745, King’s Theatre, Haymarket, London / Premiere vom 30. April 2023 / In englischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

Als Oratorium veröffentlicht, entzieht sich Hercules einer strengen Zuordnung nach Gattungen und erweist sich in der Inszenierung von Barrie Kosky als faszinierendes Musiktheater. Der Regisseur und die Ausstatterin Katrin Lea Tag entwickelten einen minimalistischen, poetischen Raum, in dem jede Aktion extrem deutlich hervortritt.

Vom 8. September – 10. Oktober 2024 im Opernhaus.

Bildunterschruft:
Paula Murrihy (Dejanira) und Anthony Robin Schneider (Hercules) © Monika Rittershaus

HANDLUNG

1. Teil

Dejanira, die Ehefrau des Thrakischen Königs Hercules, beklagt die lange Abwesenheit ihres in den Krieg gezogenen Mannes. Ihr Sohn Hyllus berichtet von einer düsteren Prophezeihung des Orakels: Hercules werde sterben. Dejanira fürchtet, dass sie ihren Mann erst im Schattenreich wiedersehen wird. Hyllus beschließt, seinen Vater zu suchen.

Hercules’ Schwester Lichas verkündet den Sieg ihres Bruders. Er kehrt mit einem Zug von Gefangenen zurück, darunter auch Prinzessin Iole, die Tochter des von ihm getöteten Königs der Oechalier. Hercules bestimmt, dass Iole sich in Trachis frei bewegen darf. Dennoch ist sie untröstlich und klagt über den Verlust von Vater und Heimat. Hercules schwört, die Waffen für immer niederzulegen und freut sich auf die Liebe seiner Ehefrau.

Doch Dejanira ist von Eifersucht geplagt: Sie glaubt, Hercules habe, nur um Iole zu besitzen, Oechalia angegriffen und zerstört. Iole weist die Behauptung zurück. Ohne Erfolg versucht auch Lichas, Dejanira von ihren quälenden Gedanken zu befreien. Doch diese ist fest von der Untreue ihres Ehemanns überzeugt.

2. Teil

Hyllus hat sich in Iole verliebt, doch sie weist den Sohn des Mannes, der ihren Vater getötet und ihre Heimat ruiniert hat, ab.

Bevor Hercules zur Siegesfeier aufbricht, hält Dejanira ihrem Mann Untreue vor. Er weist die Vorwürfe zurück und bittet sie, ihre grundlose Eifersucht zu vergessen. In ihrer Verzweiflung erinnert sie sich an ein Gewand, das ihr der Kentaur Nessos gegeben hatte, nachdem er von Hercules tödlich verwundet worden war. Nessos hatte ihr versichert, dass das von seinem Blut getränkte Hemd die erloschene Liebe neu beleben werde. Durch Lichas lässt Dejanira Hercules das Hemd als Versöhnungsgeschenk überbringen. In der Annahme, ihr Ehemann werde wieder ihr allein gehören, bittet Dejanira Iole um Verzeihung.

Lichas berichtet, wie Hercules während der Opferzeremonie das Hemd von Dejanira erhielt und es anzog: Die Hitze des Altarfeuers habe das Gift im Gewand zum Schmelzen gebracht und es sei durch seinen Körper geströmt. Hercuels sei zusammengebrochen und habe vergeblich versucht, sich den todbringenden Stoff vom Leib zu reißen.

In seinen höllischen Qualen beschuldigt Hercules seine Frau und bittet Hyllus, seinen Leichnam auf den Berg Oeta zu tragen und dort auf einem Scheiterhaufen zu verbrennen. Entsetzt darüber, dass sie zur Vollstreckerin von Nessos’ Rache wurde, sieht Dejanira im Wahn ihre schuldige Seele von den Furien gehetzt. Trotz ihrer eigenen Not bemitleidet Iole Hercules’ Familie.

Jupiters Priester berichtet, ein Adler habe Hercules’ Leichnam vom Scheiterhaufen geholt und sei mit ihm zum Himmel emporgestiegen. Er sei in den Kreis der Götter aufgenommen worden. Auf Jupiters Befehl soll Hyllus nun Iole heiraten.

AUFTAKT – AUDIOEINFÜHRUNGEN

Jetzt in die Audioeinführung zu Hercules von Dramaturg Zsolt Horpácsy reinhören. Alle Auftakt-Folgen finden Sie bei SoundCloud, Spotify und ApplePodcasts.

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PAULY MURRIHY

über Dejanira

»Was ich an dieser Figur am meisten schätze, ist die Tiefe und Vielfalt der Emotionen, die ich den ganzen Abend über erkunden kann. Ich beginne mit der süßen, exponierten und sensiblen
Arie ›There in Myrtle Shades Reclined …‹

Sopranistin Paula Murrihy (© Barbara Aumüller)

Dann, wenn ihre Eifersucht wächst, klagt sie verbittert über den Verlust der Liebe. Später steigert sie sich bis zum Höhepunkt im 3. Akt, zu einer von Händels spannendsten Wahnsinnsszenen. (Im Übrigen: Ich liebe gute Wahnsinnsszenen!) Die Herausforderung und das, was ich darzustellen hoffe, ist jedoch nicht nur Dejaniras Abstieg in den Wahnsinn, sondern auch die Erforschung der Wahrhaftigkeit des Moments. Vor allem in diesen letzten Szenen herrscht eine erschreckende Verletzlichkeit und Ehrlichkeit.«


TRAILER ZU »HERCULES«

Video

TRAUMA – EIFERSUCHT– WAHN

Text von Zsolt Horpácsy

Händels Musikdrama, in dem die Moll-Tonarten überwiegen, zwingt den Zuhörer, Zeuge eines tragischen inneren Konflikts zu werden. Damit stellte Hercules für das Londoner Publikum eine ungewöhnliche Herausforderung dar. Von einem unterhaltsamen Opernspektakel konnte nicht die Rede sein.

Keine leichte Kost also. Daran konnte auch das aufgesetzte, fragwürdige Happy End nichts ändern: Danach wird der getötete Hercules »zum Thron der Götter erhoben«. Nach dem Willen der Götter werden Hyllus, der Sohn des Hercules, und Iole, die Tochter des von Hercules besiegten Königs von Oechalia, zu einem Paar.

Im Schlusschor geht es – wie üblich – um Frieden und Freiheit. Doch all die obligatorischen Requisiten eines »lieto fine« können die enorme Kraft der Geschichte der eigentlichen Heldin nicht schwächen. Händel stellt mit Dejaniras ergreifendem Porträt ihrer Liebe, Aufrichtigkeit und ihres Leids jede leere Theaterkonvention und sogar die mythische Kraft ihres Halbgott-Ehemanns in den Schatten.

Bildunterschruft:
Chor der Oper Frankfurt, Paula Murrihy (Dejanira) © Monika Rittershaus

SZENENFOTOS Monika Rittershaus

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Veröffentlicht am

26.08.2024

Willy-Brandt-Platz

Spielort

Willy-Brandt-Platz

60311 Frankfurt am Main

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