11.12.2025
PUNCH AND JUDY
Bereit für ein groteskes Spektakel? Grell, blutig und voller britischem Humor: In Harrison Birtwistles Punch and Judy gerät ein Puppenspiel außer Kontrolle... Vom 11. bis 30. Dezember 2025 im Bockenheimer Depot.
Dramma lirico in vier Akten / Text von Luigi Illica, Domenico Oliva, Giulio Ricordi und Marco Praga / Uraufführung 1893
Giacomo Puccinis erste große Erfolgsoper erzählt vom Traum nach Freiheit und Glück – und vom Scheitern an Sehnsucht, Gier und gesellschaftlicher Doppelmoral. Manon Lescaut kehrt in Àlex Ollés bildgewaltiger Inszenierung zurück auf die Frankfurter Bühne.
Erleben Sie die Wiederaufnahme von Manon Lescaut vom 26. September bis 26. Oktober 2025.
Ein Bahnhof. Abend. Edmondo, ein Student, schwärmt von der hoffnungsvollen Jugend, der die Welt offen steht. Er provoziert seinen Freund Renato Des Grieux, sich auch ein Liebesabenteuer zu suchen. Daraufhin beginnt die-ser, ironisch mit den Mädchen zu flirten.
Einige Reisende kommen an, unter ihnen Manon in Begleitung ihres Bruders Lescaut. Des Grieux ist überwältigt von ihrer Schönheit und spricht sie in einem günstigen Augenblick an. Als Lescaut seine Schwester zu sich ruft, drängt Des Grieux auf ein späteres Wiedersehen.
Auch einem älteren Herren, dem reichen Geronte de Ravoir, ist die junge Frau aufgefallen. Von Lescaut über die Vorzüge der schönen Schwester informiert, beschließt er, sie zu entführen. Während Lescaut ins Spiel versunken ist, kann Geronte Vorkehrungen treffen. Edmondo durchschaut dessen Absichten und warnt seinen Freund. Des Grieux und Manon sehen sich wieder. Er gesteht ihr seine Liebe. Als sie von der geplanten Entführung hört, willigt Manon nach einigem Zögern ein, mit Des Grieux durchzubrennen. Edmondo, der alles eingefädelt hatte, lässt Geronte wissen, dass er zu spät ist. Lescaut versichert dem aufgebrachten Geronte, dass es Manon nicht lange bei einem armen Studenten aushalten werde.
Ein Nachtclub. Lescauts Voraussage hat sich bestätigt: Manon hat Des Grieux für Geronte verlassen, der sie in die »Kunst des Salons« einführt. Verwöhnt von schönen Kleidern und Bewunderung, schmecken die Küsse des neuen Geliebten jedoch teuer und kalt. Sie gesteht ihrem Bruder ihre Langeweile und die Sehnsucht nach Des Grieux. Lescaut weiß, dass dieser dem Spiel verfallen ist, um Manon mit Geld zurückzugewinnen. Er beschließt, Des Grieux zu ihr zu bringen.
Nachdem Manon für Geronte und die Gäste getanzt hat, erscheint Des Grieux und macht ihr Vorwürfe. Sie bittet ihn um Verzeihung. Schließlich geben sich beide ihrer Leidenschaft füreinander hin. Geronte überrascht das Paar und wird von Manon verhöhnt. Des Grieux will gehen, doch Manon kann sich nicht vom Reichtum trennen und beginnt zu packen. Inzwischen hat Geronte Manon angezeigt. Lescaut stürmt herein, um sie zu warnen. Die Flucht misslingt und Manon wird verhaftet.
Ein Gefängnis. Zusammen mit anderen Frauen steht Manon die Ausweisung bevor. Des Grieux versucht mit Lescauts Hilfe vergeblich, sie zu befreien. Die Liebenden sind verzweifelt. Unter den bissigen Kommentaren der Menge werden die inhaftierten Frauen aufgerufen. Des Grieux fleht den Kommandanten an, sie begleiten zu dürfen, was ihm gewährt wird.
Eine Wüste. Erneut auf der Flucht, stranden Manon und Des Grieux im Nir-gendwo. Während Des Grieux erfolglos nach Wasser sucht, erinnert sich die erschöpfte Manon an ihre Vergangenheit. Sie stirbt in seinen Armen.
Jetzt reinhören in die Audioeinführung zu Manon Lescaut von Dramaturgin Deborah Einspieler. Sie finden alle Auftakt-Folgen auf SoundCloud sowie auf Spotify und ApplePodcasts.
»Obwohl Manon Lescaut vor allem eine tragische Liebesgeschichte voll immenser Verzweiflung ist, dürfen wir nicht vergessen, dass diese Oper auch den Wunsch nach Freiheit und sozialem Aufstieg der Frauen thematisiert. Die Auseinandersetzung mit Manons Geschichte ist für uns die Herausforderung, sie aus unserer Gegenwart zu verstehen.
Wie macht man aus Manon Lescaut eine moderne Heldin? Was heißt Liebe heute? Wie definiert sich Ehrgeiz und sozialer Aufstieg in der gegenwärtigen Welt? Was sind die Grenzen der Freiheit? Dieses ›Heute‹ ist eine Zeit, die schwindelerregend in den Abgrund der Zukunft führt. Alles verwandelt sich. Die Menschenmassen aus den benachteiligten Ländern haben begonnen, sich zu bewegen. Sie durchqueren Wüsten aus Sand und gefährliche Meere auf der Suche nach Würde, Freiheit und Überleben. Die Peripherie kollabiert in der Mitte, das Zentrum verschiebt sich hin zu anderen Orten, um jenen zu entkommen, die sich danach sehnen, es zu erreichen. Die Gefahr droht allen. Weil die Gegenwart tatsächlich auseinanderfällt. Genau dort kann die Liebe vielleicht eine offene Tür in eine ersehnte Zukunft sein.«
Text von Stephanie Schulze
Bei Manon Lescaut handelt es sich um eine jener beinah mythischen Frauenfiguren unserer Kulturgeschichte. Als Phänomen rangiert sie in einer Liga mit Carmen und Lulu und scheint gleichzeitig den Heldinnen aus realistischen Romanen wie Die Kameliendame, Madame Bovary oder Krieg und Frieden verwandt zu sein. Geboren wurde sie in der Histoire des Abbé Prévost Anfang des 18. Jahrhunderts, einem seinerzeit nicht unwesentlich skandalös aufgenommenen Roman um die Versuchungen, denen der Protagonist Des Grieux erliegt, und dessen gesellschaftlichen Abstieg.
Unzählige Künstler haben sich der tragischen Liebesgeschichte oder besser dieses Bildes einer Frau angenommen. Unwiderstehlich, rätselhaft und inkonsistent, geformt aus männlichen Projektionen und Sehnsüchten. Eine, die »für die Liebe gemacht ist«, die Männer »perfide, grausam« mit Kalkül um den Verstand bringt, eine »seltsame Sphinx«? Aus weiblicher Perspektive fällt die Einschätzung bezeichnenderweise etwas anders aus: Dumas’ Marguerite Gautier kommentiert ihre Lektüre von Prévost’ Roman mit der Feststellung, dass »eine Frau, die wirklich liebt, niemals das tun könne, was Manon getan hat«. Und in Petrows Novelle heißt es an einer Stelle, dass die Bezeichnung »Manon Lescaut« für eine Frau einer Beleidigung gleichkomme. Eine wie sie evoziert Reaktionen, Begehren, Mitleid oder Verachtung, und bleibt doch ungemein entrückt. Für sie gilt wohl weniger der Status einer Heldin im eigentlichen Sinne, noch kann sie uneingeschränkt als Identifikationsfigur bezeichnet werden, da ihr jegliche Individualität unter all den moralisierenden Zuschreibungen und Typisierungen zwischen jungfräulicher Versucherin und erotischem Vamp verwehrt bleibt. Eine Figur, die nicht vom Wege abgekommen ist, sondern eine, die den eigenen Weg nie gefunden hat.
Auszug aus dem Magazin September / Oktober 2019.
SZENENFOTOS Barbara Aumüller
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Veröffentlicht am
18.09.2025
11.12.2025
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