05.11.2024
PARTENOPE
Lust oder Frust? Schlacht oder Versöhnung? Ein Wettkampf zu dritt um die Hand der Königin Partenope. Vom 10. – 27. November im Bockenheimer Depot.
Oper in drei Akten / Text vom Komponisten nach Frank Wedekind / Uraufführung der unvollendeten Oper 1937, Stadttheater, Zürich / Dreiaktige Fassung, vervollständigt von Friedrich Cerha (1979)
Mit ihrer Existenz sprengt Lulu jedes bürgerliche Maß und fordert es zugleich heraus. Ist sie eine realistische Person, eine mythologische Figur oder ein Hirngespinst der Männer? Ein unschuldiges Opfer oder ein zerstörerischer Dämon?
Vom 3. – 28. November im Opernhaus.
Chefredakteur Dr. Schön hat Lulu von der Straße geholt. Schicksalhaft sind die beiden miteinander verbunden. Inzwischen ist Lulu die Ehefrau des Medizinalrats Dr. Goll. Als dieser mitbekommt, wie der Maler sie beim Porträtieren bedrängt, stirbt er an einem Herzschlag.
In zweiter Ehe ist Lulu jetzt mit dem Maler verheiratet, der sich das Leben nimmt, als er von ihrer Affäre mit Dr. Schön erfährt.
Lulu bringt Dr. Schön dazu, seine Verlobte zu verlassen und stattdessen sie zu heiraten. Eines Tages fordert er Lulu in rasender Eifersucht dazu auf, sich zu erschießen. Doch die Schüsse seiner Pistole treffen ihn selbst. Lulu wird als Mörderin verhaftet.
Mit Hilfe ihrer Freunde – unter ihnen die Gräfin Geschwitz und Dr. Schöns Sohn Alwa – kann Lulu dem Gefängnis entkommen. Gemeinsam fliehen sie erst nach Paris und schließlich nach London, wo Lulu sich und ihre Freunde mit Prostitution über Wasser hält. Ihr letzter Kunde ist der Serienmörder Jack the Ripper …
»Für mich ist Lulu die ultimative Herausforderung: Keine andere Rolle verlangt mir musikalisch, gesanglich und darstellerisch mehr ab. Ich genieße diese Herausforderung und habe das Universum gebeten, mir irgendwann eine weitere Chance mit der Partie zu geben, seit ich die Rolle 2016 zum ersten Mal gesungen habe. Dass dies nun in meiner musikalischen Heimat Frankfurt sein wird, wo ich mich zu der Künstlerin entwickelt habe, die ich heute bin, ist mir eine große Ehre.
Als ich 2016 mit den Proben für Lulu begann, war mein erstes Kind gerade 6 Monate alt. Was für ein starker Kontrast, zwischen der Mutterrolle und dem extremen Wesen Lulu hin- und herzuwechseln! Lulu ist eine Figur, die scheinbar keinen Nährboden in ihrem Körper hat, sich aber auf jeden Fall nach einer Elternfigur zu sehnen scheint: Tatsächlich ist der Mann, den sie wirklich liebt, jener Mann, der ihr selbst am ähnlichsten ist: Dr. Schön.
Ein faszinierender Aspekt an der Titelfigur ist auch, dass sie jeder in der Oper mit anderen Augen sieht, ihr einen anderen Namen gibt, sie unweigerlich begehrt, sie aber doch wohl nie so sieht, wie sie wirklich ist, sondern lediglich als Projektionsfläche eigener Wünsche. Ich finde, dass dies auch für das Publikum gilt. Jeder hat eine andere Meinung darüber, was Lulu sein sollte: eine Kokette, eine moralisch korrupte Männerfresserin, eine unschuldige junge Frau, die keine andere Wahl hat, als sich so zu verhalten, wie sie es tut … Für mich ist Lulu vielmehr eine Frage als eine Antwort. Sie strahlt ein enormes Freiheitsgefühl aus und bietet scheinbar endlose Möglichkeiten. Bergs Musik ist so komplex wie seine Titelfigur, unglaublich ausdrucksstark und dramatisch. In dieser Rolle lasse ich auf der Bühne alles raus und fühle mich erschöpft und kraftvoll zugleich – ganz wie die Naturgewalt, die Lulu selbst ist.«
Jetzt in die Audioeinführung zu Lulu von Dramaturgin Mareike Wink reinhören. Alle Auftakt-Folgen finden Sie bei SoundCloud, Spotify und ApplePodcasts.
»Das Werk hat einen großen Hang, ja Fetisch zur Symmetrie, aber auch zu einer klaren formalen Strukturierung, was uns beim Erarbeiten und hoffentlich auch dem Publikum beim Erleben hilft. Sämtliche Formen entnimmt Berg der Absoluten Musik: Variation, Rondo, Sonate, Choral, Musette, Gavotte … Er ordnet sie, ebenso wie verschiedene Instrumentengruppen, den einzelnen Figuren zu.
In einem Brief an Anton Webern beschreibt Berg sein Ziel einer engen Verquickung von Musik und Drama: ›Diese durch musikalische Gesetze vorgezeichnete Musik in den durch Wedekinds dialektische Gesetze vorgeschriebenen und bedingten Text hineinzuarbeiten – beides zur Deckung zu bringen, und über allem den gewaltigen Bogen der Handlung zu spannen!‹
In der reichen, schillernden und spieltechnisch anspruchsvollen Lulu-Partitur gibt es keine Begleitstrukturen, alles ist psychologisch durchdacht und bezieht sich aufeinander, vieles passiert gleichzeitig. Dabei zieht sich ein fast beiläufig daherkommender Sprechgestus im Stil der 20er Jahre durch das gesamte Stück, während fürs Singen gar nicht so viel Platz bleibt. All das transparent und verständlich werden zu lassen, und dazu der Vielschichtigkeit der Partitur gerecht zu werden, ist sicherlich eine große, aber eine schöne Aufgabe!«
Bereit für eine musikalische Reise? Generalmusikdirektor Thomas Guggeis taucht mit uns in seinen Klavierauszug zu Lulu ein – und es gibt viel zu entdecken! Lulu ist einzigartig – sie steckt voller Überraschungen: zwölftönige Magie, verschiedene Sing- und Sprechstile und eine perfekte symmetrische Struktur, die einen richtig zum Staunen bringt! Thomas Guggeis, der die Premiere leitet, erklärt uns die spannenden Details und macht richtig Lust auf die Neuproduktion.
»Als ich mich im Spiegel sah, hätte ich ein Mann sein wollen..., mein Mann!«
Text von Mareike Wink (Dramaturgie)
Nach dem plötzlichen Tod des Komponisten liegen die ersten beiden Akte seiner Lulu-Oper in kompletter Orchesterpartitur vor; der dritte Akt als Klavierparticell mit Instrumentationsangaben, ein Drittel bereits instrumentiert.
Alban Bergs Ehefrau Helene versucht vergeblich, Arnold Schönberg, Anton Webern oder Alexander Zemlinsky für die Vervollständigung des musikalischen Materials zu gewinnen. Alle sagen aus Zeitgründen ab. So kommt Lulu 1937 als Torso in Zürich zur Uraufführung – ergänzt durch eine Pantomime zu Musik aus Bergs Symphonischen Stücken aus der Oper »Lulu«. Mit dieser sogenannten Lulu-Suite hatte der Komponist dem Publikum einen Vorgeschmack auf sein mit Spannung erwartetes neues Werk geben wollen.
Nach der Uraufführung des Partiturfragments der Oper verwehrt Helene Berg das Recht zu dessen Vervollständigung. Ohne ihre Kenntnis arbeitet Friedrich Cerha in einem Zeitraum von über zwölf Jahren an einer spielbaren Fassung des dritten Aktes. Aufführbar wird sie aus juristischen Gründen erst nach dem Tod der Witwe. Im Februar 1979 erarbeiten Pierre Boulez und Patrice Chéreau, das Team des legendären Bayreuther Rings, die Premiere der vervollständigten Lulu, jenes Schlüsselwerks des 20. Jahrhunderts, mit dem Alban Berg das Musiktheater revolutioniert hatte.
Johannes Brahms 1833–1897
Quintett f-Moll für zwei Violinen, Viola, Violoncello und Klavier op. 34 (1862–64)
Pause
Anton Webern 1883–1945
Klavierquintett für zwei Violinen, Viola, Violoncello und Klavier (1907)
Mátyás Seiber 1905–1960
Jazzolettes Nr. 1
für 2 Saxofone, Trompete, Posaune, Schlagzeug und Klavier (1929)
Anton Webern
Quartett für Violine, Klarinette, Tenorsaxofon und Klavier op. 22 (1930)
Mátyás Seiber
Jazzolettes Nr. 2
für 2 Saxofone, Trompete, Posaune, Schlagzeug und Klavier (1932)
08. Dezember 2024, 11 Uhr, Holzfoyer
Einheitspreis 13€
Im Dialog mit renommierten Persönlichkeiten aus Kultur, Politik und Wissenschaft befragt Michel Friedman Opernstoffe auf ihren Bezug zu unserer Lebensrealität. Die erste Veranstaltung der neuen Spielzeit widmet sich anlässlich der Premiere von Alban Bergs Lulu dem Thema OBSESSION. Mit ihrer Existenz sprengt Lulu jedes bürgerliche Maß und fordert es zugleich heraus. Die Oper erzählt von einem Prozess der Aneignung und Ausbeutung. Es ist der Versuch der Zähmung eines Wesens – bis hin zu ihrer endgültigen Zerstörung.
26. November, 19.00 Uhr, Opernhaus
Gesprächspartner ist Schauspieler Lars Eidinger.
Worte finden, mitreden, Fragen stellen, Begeisterung oder Verwunderung teilen ... Uns interessiert, wie Sie den Opernabend erlebt haben! Nach ausgewählten Vorstellungen möchten wir gemeinsam mit Ihnen ins Gespräch kommen, um die Aufführungen kritisch zu diskutieren. Zu ausgewählten Terminen laden wir externe Gäste ein, die Musiktheater aus ihrem jeweiligen Fachgebiet heraus betrachten und so den Dialog bereichern.
23. November, 21.15 Uhr, Holzfoyer
Eintritt frei
3., 7., 9., 15., 17., 23., 28. November 2024
Jetzt Plätze sichern für die Premierenserie von Lulu, unter der musikalischen Leitung von Generalmusikdirektor Thomas Guggeis und mit unserem ehemligen Ensemble-Mitglied Brenda Rae in der Titelpartie.
SZENENFOTOS Barbara Aumüller
FOTOS Gillian Riesen, Felix Grünschloß
Teilt eure Fotos mit dem Hashtag
#OFFMLulu auf Instagram und seid dabei!
Veröffentlicht am
29.10.2024
05.11.2024
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25.10.2024
Nach über vier Dekaden fand am 3. Dezember 2023 erstmals wieder eine Premiere des Verdi-Klassikers Aida statt. Nun kehrt die Inszenierung der frisch ausgezeichneten »Regisseurin des Jahres« – Lydia Steier – von 10. November – 20. Dezember 2024 zurück auf den Spielplan!
24.10.2024
Ich packe meinen Koffer und nehme mit: eine Triangel! Für das Frankfurter Opern- und Museumsorchester ging es im Oktober 2024 auf große Reise, zur Biennale di Venezia. Mit dabei sind drei Schlagzeuger des Orchesters, David Friederich, Jürgen Friedel und Steffen Uhrhan. Sie nehmen uns in diesem Reiseblog mit nach Italien und berichten von der Konzertreise.