Was wäre ein Theater ohne seine Maskenabteilung und ohne all die tollen, gruseligen und fantastischen Masken auf der Bühne? Wie ein Gipskopf entsteht, welche Vor- und Nachteile er beim Schminken hat und was passiert, wenn bei der Herstellung ein Ohr verloren geht, erfahren Sie im folgenden Beitrag.
GANZ EIGENE KÖPFE
Was wäre ein Theater ohne seine Maskenabteilung und ohne all die tollen, gruseligen und fantastischen Masken in den Gesichtern der Sängerinnen und Schauspielerinnen auf der Bühne? Sie sind wichtiger Bestandteil eines Inszenierungskonzepts und erfordern hohe Kreativität und handwerkliches Können.
Auch wenn die Städtischen Bühnen derzeit Corona-bedingt geschlossen sind, geht die Arbeit hinter den Kulissen weiter. Der perfekte Zeitpunkt, den Mitarbeiter*innen der Maskenabteilung der Oper Frankfurt über die Schulter zu blicken, die derzeit ganz neue Herausforderungen zu bewältigen haben. Vor allem die Auszubildenden, deren Abschlussprüfung bereits im Mai ansteht, müssen in diesem Jahr so manch eine kreative Hürde nehmen.
Da die Arbeit aufgrund der Infektionslage an menschlichen Modellen momentan nicht erlaubt ist, lernen die Azubis das Schminken und Modellieren an Gipsköpfen. Wie so ein Gipskopf entsteht, welche Vor- und Nachteile er beim Schminken hat und was passiert, wenn bei der Herstellung ein Ohr verloren geht, erfahren Sie im folgenden Beitrag.
Gipsköpfe gleich Schminkköpfe
Damit das Schminken und Modellieren am Gipskopf später so naturgetreu wie möglich geübt werden kann, muss zunächst am Menschen ein Silikonabdruck des Gesichts genommen und ein sogenannter Negativabdruck erstellt werden – denn jede Pore, jede Falte oder Warze der menschlichen Haut ist für die realistische Wirkung des Gipskopfes entscheidend. Da derzeit auch die Herstellung von Silikonabdrücken als Grundlage für den Gipskopf schwierig ist, haben sich die Kolleg*innen mit archivierten Abdrücken beholfen. Sie dienen als Vorbilder und werden einfach dupliziert.
Das Gipsen: von Hohlköpfen und Doppelgängern
Die passgenauen Silikonabdrücke werden von außen durch Gipsschalen in Form gehalten, da das Silikon durch seine bewegliche Beschaffenheit ohne Stützschalung zu instabil ist. Um ein Duplikat anzufertigen, wird – wie man es vom Zahnarzt kennt - flüssiger Dentalgips angerührt und der Silikonabdruck damit ausgegossen. Damit der Gipskopf am Ende nicht zu schwer wird, wird der Abdruck nicht komplett mit Gips ausgefüllt, sondern lediglich ausgeschwenkt, sodass ein innen hohler Kopf entsteht. Bei diesem Verfahren kommt es auf das perfekte Timing an.
Deshalb wird dieser Arbeitsschritt meist von zwei Personen ausgeführt. Während die eine den Gips zu einer perfekten, gießfähigen Konsistenz anrührt und langsam in den Kopf gießt, muss die andere diesen ständig drehen und schwenken, damit der Gips auch in jede Ritze und Pore fließt und sich eine Gipsschicht in den gesamten Innenwänden des Kopfes bildet. Dabei muss die Form gut gerüttelt und geschüttelt werden, damit keine Luftblasen entstehen, die Löcher und Dellen in der Oberfläche des entstehenden Gipskopfes verursachen. Um mehr Wanddicke aufzubauen, wird der dickflüssige Gips per Hand an die Innenseiten gestrichen. Der ganze Prozess kann schon mal eine Dreiviertelstunde bis Stunde dauern und geht dabei ganz schön in die Arme. Nachdem die gewünschte Wanddicke aufgebaut ist, muss der Gips aushärten.
Das Öffnen: Wenn Köpfe rollen
Während des Aushärtens wird der Gips ganz heiß und muss erstmal ruhen. Sobald er abgekühlt ist, wird die Negativform aufgemacht. Vorsicht und Geduld stehen dabei an erster Stelle. Zuerst wird die Gipsschalung gelöst, dann der Silikonabdruck. Dabei ist es wichtig, nicht zu schnell und unbedacht zu agieren, sondern sich langsam vorzuarbeiten. Gerade die Ohren sind fragil und brechen beim Entformen leicht ab.
Der menschliche Makel – Zeit für Schönheitsreparaturen
Aber was tun, wenn einem trotz aller Vorsicht ein Stück der Nase abbricht? Oder Löcher durch Luftblasen im Gips die Wange zieren? Solche Makel kann man zum Glück ausbessern. Solange der Gips nicht vollständig ausgehärtet und getrocknet ist, kann mit etwas frisch angerührtem Gips vieles ausgebessert und repariert werden. Kleine entstandene Luftlöcher werden mit dickflüssigem Gips verspachtelt und geschlossen. Ein abgebrochenes Ohrläppchen beispielsweise kann nachträglich ausgebessert werden, indem man mit Gipspaste ein neues Ohrläppchen an die Bruchstelle modelliert. Sollte also beim Öffnen doch etwas schief gelaufen sein, können fehlende Teile nachträglich modelliert und hinzugefügt werden.
Anders als im echten Leben möchte man allerdings nur ausbessern und nichts verbessern - Schönheitsfehler und menschliche Merkmale sollen unbedingt erhalten bleiben. Denn die Gesichter, die die Azubis zukünftig schminken und bearbeiten, sind niemals faltenfrei, porenfrei oder symmetrisch. Es gilt also auch hier, so realistisch wie möglich zu arbeiten.
Als letzter Schritt wird der Gipskopf mit Schleifpapier geschliffen, um ungewollte Gipsunebenheiten zu entfernen und dem Kopf ein ansehnliches Aussehen zu verleihen.
Ab in den Ofen
Sind die Korrekturen vorgenommen und der Gipskopf theoretisch fertig, heißt es für ihn ab in den Ofen. Bei 50 bis 70 Grad Celsius Heißluft wird der Kopf ein bis zwei Tage getrocknet, damit er vollständig aushärtet.
Da der hergestellte Gipskopf für das Schminken gedacht ist, muss er vor dem Schminken noch isoliert werden. Gips ist ein saugfähiges Material und würde die Schminke ohne Isolation aufsaugen und das anschließende Abschminken unmöglich machen. Der Kopf soll aber zu Übungszwecken abschminkbar sein, also wird er mit Bohnerwachs behandelt und poliert. So verliert der Gips nicht seine Oberflächenbeschaffenheit und lässt sich nach Belieben schminken und abschminken.
Bereit für den großen Auftritt
Und los geht das Schminken! Azubi Romeo kann sich nun auf seine Zwischenprüfung vorbereiten.
Seine heutige Übungsaufgabe: Die Figur Väterchen Frost! Trotz Gipskopf schminkt Romeo so wie bei einem lebendigen Modell. Denn durch den porengenauen Abdruck und die menschlichen Züge kommt der Gipskopf dem Original sehr nah. Dennoch ist es nicht zu vergleichen mit der Arbeit am Menschen. Die menschliche Haut verhält sich anders unter Schminke als lebloser Gips. Schweiß, Unreinheiten, bewegliche Falten und generell das Empfinden des Modells beeinflussen den Schminkvorgang anders als ein lebloses Modell, das still und stumm alles hinnimmt.
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