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Opernappetizer

DOKTOR UND APOTHEKER

Carl Ditters von Dittersdorf 1739–1799

Singspiel in zwei Akten / Text von Johann Gottlieb Stephanie d.J. / Uraufführung 1786

Rezeptfrei verordnet: Doktor Krautmann und Apotheker Stößel können sich auf den Tod nicht ausstehen und ausgerechnet ihre Kinder haben Herzklopfen füreinander. Ein herrlich komisches Werk von Mozarts Zeitgenossen Carl Ditters von Dittersdorf.

Vom 8. bis 23. März 2025.

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Bildunterschruft:
Michael Porter (Gotthold) © Barbara Aumüller

Inhalt

Handlung

»Doktor und Apotheker«

Erster Akt

Apotheker Stößel und Doktor Krautmann sind seit Urzeiten verfeindet. Claudia, die Frau des Apothekers, möchte ihre Tochter Leonore »ordentlich« verheiraten und hält den invaliden Captain Sturmwald für den idealen Bräutigam. Als der Apotheker erfährt, dass seine Tochter in Gotthold, den Sohn des Doktors, verliebt ist, setzt er ihre Verheiratung mit Sturmwald für den darauffolgenden Tag an. Auf dem Weg zu Leonore stößt Gotthold auf seinen Freund Sichel, der Rosalie, die Nichte des Apothekers, treffen möchte. Die beiden locken den Apotheker aus dem Haus und verschaffen sich Zugang. Sturmwald beobachtet sie dabei.

Gotthold bringt Leonore einen Ehevertrag mit. Beide Paare verabreden ihre Hochzeit, stören aber dabei die Frau des Apothekers. Die beiden Liebhaber verstecken sich. Stößel und Sturmwald tauchen sturzbetrunken auf, etwas ist komisch und man glaubt, Diebe im Haus zu haben. Stößel beschließt, das Haus abzusperren. Claudia schickt Rosalie in ihr Zimmer und übernachtet bei Leonore. Sturmwald will Wache halten – und schläft ein.

Zweiter Akt

Doktor Krautmann weigert sich, einen Patienten zu behandeln, den Apotheker Stößel aufgesucht hat. Unterdessen haben sich Sichel und Gotthold als Sturmwald und Notar verkleidet. Mit den Unterschriften werden die Stößels getäuscht, und die Eheschließung ist in aller Eile vollzogen. Das junge Paar und Rosalie können gerade noch fliehen, als der echte Hauptmann Sturmwald erwacht und nun sein Recht fordert. Claudia begreift den Betrug.

Doktor Krautmann erscheint mit der Nachricht, dass der Patient, den Stößel zuletzt behandelt hat, gestorben sei. Nun hat er den verhassten Apotheker endlich der Kurpfuscherei überführt und droht ihm mit einer Anklage. Stößel hält Krautmann die Entführung seiner Tochter durch Gotthold vor und droht ebenfalls mit einer Anzeige. Auf Claudias Anraten legen die Kontrahenten schließlich ihre Streitigkeiten bei. Es ist wie Claudia sagt: Frauen sollten in Zukunft selbst wählen!

PLAY, AUGEN ZU UND OPER!

In Kürze können Sie sich mit der Einführung zu Doktor und Apotheker von Dramaturgin Deborah Einspieler und dem darin enthaltenen Musikbeispiel auf diese Produktion einstimmen. Sie finden alle Auftakt-Folgen auf SoundCloud sowie auf Spotify und ApplePodcasts.

rein
hören

Zum Werk – Ute M. Engelhardt, Regisseurin

»[...] Das Wichtigste bei einer Komödie ist für mich, dass die Figuren sich selbst absolut ernst nehmen. Alles, was sie tun, muss aus ihrem Charakter heraus authentisch sein – das ist es, was ich unter Wahrhaftigkeit verstehe. In unserer neuen Textfassung haben wir den ursprünglichen Inhalt unverändert gelassen, den Fokus aber weg vom volkstümlichen Humor hin zu subtilem Wortwitz, feiner Ironie und sozialer Satire verschoben.

© privat

Leichtigkeit ist ein weiteres zentrales Element unseres Konzepts. Die Kulissen wirken wie auf Papier gezeichnet. Unsere Überschrift könnte lauten: ›Was sich zeichnen lässt, kann zur Wirklichkeit werden.‹ Dadurch lassen sich auch eher unlogische oder übertriebene inhaltliche Wendungen auf plausible Weise darstellen. Im Idealfall verschwimmen bei uns die Grenzen zwischen Realität und
Fantasie.«

Auszug aus dem Magazin März / April 2025.


Video: Interview mit Ute M. Engelhardt

Regisseurin Ute M. Engelhardt gibt spannende Einblicke in ihre Inszenierung – von der besonderen Leichtigkeit des Stücks bis zur beeindruckenden Bühnenillusion. Wie entsteht eine Komödie, die in der heutigen Zeit relevant bleibt? Und warum spielt das Bühnenbild mit den Mitteln von Skizzen und Videoprojektionen?

Video
Interview mit Ute M. Engelhardt

Im Schatten Mozarts – Auszug aus dem Magazin

Text von Deborah Einspieler

Die Musik der ersten drei Wiener Erfolge von Dittersdorf – Doktor und Apotheker, Betrug durch Aberglauben und Liebe im Narrenhause – erinnert stark an Mozarts und Glucks Melodien. Seine Figuren allerdings erscheinen eher »typisch« und weniger »menschlich«. Vieles lässt an die Verwechslungen, Verkleidungen und die Charaktere der italienischen Buffa- und Commedia dell’arte-Tradition denken. So entspricht auch die Figurenkonstellation in Doktor und Apotheker den erfolgreichsten Wiener Opern dieser Zeit. Im Vergleich mit den Opern von Ferdinand Hiller, Peter Winter, Antonio Salieri u.a. sticht vor allem Dittersdorfs Behandlung der großen Finali hervor, die erst seit Doktor und Apotheker als solche strahlen. Mit Gotthold und Leonore stehen ein »ernsthaftes«, mit Sichel und Rosalie ein »komisches« Liebespaar auf der Bühne. Dazu erscheinen mit Sturmwald ein gut situierter Lahmer, der die junge Braut für ein ordentliches Geld heiraten will, sowie zwei Väter, die sich spinnefeind sind.

Musikalisch ähnelt Dittersdorfs Werk Mozarts Entführung. Ein Vergleich von Leonores Arie »Zufriedenheit gilt mehr als Kronen« ähnelt in der Haltung und der Anlage des Textes Konstanzes »Marternarie« aus der Entführung. Außerdem teilen Mozart und Dittersdorf ein Schicksal: Beider Werke werden zwar nach ihrer Uraufführung erfolgreich gespielt und ins Englische, Polnische, Russische, Dänische und Tschechische übersetzt, reich werden beide davon aber nicht. Die lediglich 100 kaiserlichen Dukaten für ihre Aufträge sind bald ausgegeben, die Rechte damit abgegolten. Beide Komponisten sterben verarmt. Der Anerkennung des Kaisers ist sich Dittersdorf jedenfalls sicher: »Man hat mir gesagt, dass Sie ein Egoist wären, der weder einem Virtuosen noch einem Komponisten die mindeste Ehre gönnte. Es ist mir aber lieb, dass ich das Gegenteil erfahren habe.«

Zum Magazin März / April 2025.

»Wir müssen unsere Freiheit verteidigen. Wir kämpfen für die Liebe, für Bildung, für die Demokratie, gegen die, die alles zerstören wollen.«
Claudia, 2. Akt

Zum Werk – Alden Gatt, Musikalische Leitung

»Es ist interessant, wie beliebt das Stück zur Zeit der Entstehung war. Unsere Herausforderung besteht darin, dem Werk eine neue Beliebtheit zu verschaffen. Die Finali sind genial komponiert, sie weisen auf die italienische Buffo-Tradition zurück und ähneln Haydns und Glucks Werken der frühen Klassik. Spannend finde ich den Plot von Doktor und Apotheker zwei Herren, die ›akademisch‹ tun und doch fachliche Dilettanten bzw. Hochstapler sind.

© Natalie Gaynor

Einem ähnlichen Stümper ist man Mitte des 18. Jahrhundert in Wien begegnet: Franz Anton Mesmer hat mit seiner ›magnetischen Methode‹ einen enormen Zulauf erlebt, Mozarts Bastien und Bastienne in Auftrag gegeben und wurde später sogar in Così fan tutte in einer Szene der Despina verewigt.

Seine Figuren zeichnet Dittersdorf sehr liebevoll: Leonore wirkt nobel und ähnelt mit wunderschönen Gesangslinien und langen Bögen Mozarts Konstanze, aber auch der Gräfin aus Le nozze di Figaro. Ich mag den Humor, der sich auch musikalisch zeigt. Wenn beispielsweise im Finale des zweiten Aktes 30 Takte lang derselbe Taktwechsel hin und her geht und der Kommissär singt ›Denn ich bin von der Polizei‹ und alle dieselbe Melodie anstimmen. Das erinnert ein wenig an Osmins ›Erst geköpft, dann gehangen und gespießt auf heißen Stangen‹. Unsere Besetzung ist großartig und alle sind wunderbare Darsteller*innen! Die Einstudierung mit den Sängerinnen und Sängern macht Spaß. Neben Haydns Phrasierungen und den Anklängen an Mozart klingt Dittersdorfs Stil einfach liebenswert und witzig.«

Auszug aus dem Magazin März / April 2025.

Bildunterschruft:
© Barbara Aumüller

Rund um Ihren Besuch

Kammermusik im Foyer

PROGRAMM


Johann Nepomuk Hummel 1778–1837
Klavierquintett es-Moll, op. 87
für Violine, Viola, Violoncello, Kontrabass und Klavier (1802)

Pause

Johannes Brahms 1833–1897
Klavierquartett Nr. 2, A-Dur, op. 26
für Violine, Viola, Violoncello und Klavier (1861)

Persönliche Einblicke und Highlights der Musiker*innen zur Kammermusik-Reihe finden Sie hier.

TERMIN

23. März 2025, 11 Uhr, Holzfoyer
Einheitspreis 13€

TICKETS BUCHEN

10., 13., 15., 19., 21., 23. März

Jetzt Plätze sichern für die Premierenserie von Doktor und Apotheker in der Inszenierung von Ute M. Engelhardt im Bockenheimer Depot.

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SZENENFOTOS Barbara Aumüller

FOTOS privat (Ute M. Engelhardt), Natalie Gaynor (Alden Gatt)

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Veröffentlicht am

06.03.2025

Bockenheimer Depot

Spielort

Bockenheimer Depot

60325 Frankfurt am Main

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