Opernappetizer

DER PRINZ VON HOMBURG

HANS WERNER HENZE

Oper in drei Akten / Text von Ingeborg Bachmann / Uraufführung 1960, Hamburgische Staatsoper / In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

Ein Träumer, ein Befehlsverweigerer, ein Held? Hans Werner Henze und Ingeborg Bachmann entwickeln in ihrer Oper eine eigene Lesart des bekannten Dramas von Heinrich von Kleist.

Vom 22. September – 2. November im Opernhaus.

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Bildunterschruft:
Im Vordergrund Yves Saelens (Kurfürst von Brandenburg) und Domen Križaj (Prinz von Homburg) sowie im Hintergrund Magnus Dietrich (Graf Hohenzollern) und Božidar Smiljanić (Offizier) © Barbara Aumüller

Inhalt

Eine Kämpferin

Magdalena Hinterdobler, Prinzessin Natalie von Oranien

»In meiner Erarbeitung des Stückes erscheint mir Natalie als eine leidenschaftliche und starke Frau, die sehr wohl einen Platz in der dargestellten Männergesellschaft hat. Sie ist eine Kämpferin und Chefin eines eigenen Regiments, dabei dennoch überaus feminin und sinnlich. Das ist eine unheimlich reizvolle Kombination und besondere Dimension innerhalb dieser militärischen Welt. Oft ist sie diejenige, die die Emotionen der anderen ausspricht. Als Ansprechpartnerin von Homburg und Botin des entscheidenden Briefes vom Kurfürsten nimmt sie zudem unmittelbar an den wichtigen Momenten des Stückes teil und ist keineswegs nur eine feminine Randnote.

Die Beziehung von Homburg und Natalie sehe ich als schicksalhaft an. Sie fühlt sich ihm vom ersten Augenblick an auf Lebenszeit verbunden, als wäre er ihr von den Sternen prophezeit worden. Sie geht für ihn durchs Feuer, ist Hoffnungsträgerin und sieht, als es scheinbar keine positive Lösung des Konflikts mehr gibt, auch keine eigene Zukunft mehr.

Wie Henze das in Musik überträgt, ist großartig. Ich habe mich sofort in seine musikalische Sprache verliebt: große, starke Bögen, aber auch schnelle, wendige Passagen, die Natalies klugen Geist zeigen, und dann wieder weiche, sanfte Linien, die sich in volltönende leidenschaftliche Phrasen steigern. Eine
wunderbare Aufgabe, auf die ich mich sehr freue.«

Auszug aus dem Magazin September / Oktober 2024.

AUFTAKT – AUDIOEINFÜHRUNGEN

Jetzt in die Audioeinführung zu Der Prinz von Homburg von Dramaturgin Mareike Wink reinhören – mit Musikbeispielen. Alle Auftakt-Folgen finden Sie auch bei SoundCloud, Spotify und ApplePodcasts.

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Video: Backstage in der Färberei

Wie werden in der Kostümabteilung einzigartige Ideen zum Leben erweckt? Begleiten Sie Dorothee Melzer und Stephanie Erhazar hinter die Kulissen, wo sie uns einen faszinierenden Teil der Kostümabteilung zeigen: Kunstgewerbe und Kostümmalerei. »Alles soll wie gemalt aussehen«, sagt Dorothee über das Konzept des Kostüm- und Bühnenbildners Johannes Schütz für »Der Prinz von Homburg«. Neugierig, wie das funktioniert?

Video
BACKSTAGE in der Färberei – für »Der Prinz von Homburg«

Handlung

1. Akt

Prinz Friedrich von Homburg dient unter dem Brandenburgischen Kurfürsten. Am Vorabend einer entscheidenden Schlacht gegen die Schweden liegt der Prinz träumend im Garten, wofür er von seinem Umfeld verlacht wird. Homburg sieht sich im Traum als ehrenvollen Sieger der bevorstehenden Schlacht, dem der Kurfürst durch seine Nichte Natalie von Oranien einen Siegerkranz aufsetzen lässt. Als der Prinz versucht, die geliebte Prinzessin festzuhalten, bekommt er nur ihren Handschuh zu fassen. Der Kurfürst und sein Gefolge ziehen sich zurück.

Graf Hohenzollern weckt den Prinzen, der sich verwirrt an seinen Traum erinnert und den Frauenhandschuh in seiner Hand betrachtet. Er deutet das Erlebte als ein gutes Omen.

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Feldmarschall Dörfling diktiert den Offizieren den kurfürstlichen Schlachtplan, während die Kurfürstin und Natalie den Kurfürsten und seine Männer in die Schlacht verabschieden. Homburg ist unaufmerksam, als die Order ergeht, erst auf das ausdrückliche Kommando des Kurfürsten ins Gefecht einzugreifen. Der Prinz hat nur Augen für Natalie, die ihren Handschuh vermisst. Homburg gibt ihn ihr zurück.

Im Morgengrauen beginnt die Schlacht. Homburg und seine Untergebenen beobachten das Gefecht von ihrer Stellung aus. Als die Schweden schon geschwächt sind, gibt Homburg eigenmächtig den Befehl zum Angriff.

Wie der Kurfürstin und Natalie gemeldet wird, ist die Schlacht zwar gewonnen, doch unter den Gefallenen befindet sich offenbar auch der Kurfürst. Inmitten der Verwüstung gestehen sich Natalie und der zurückgekehrte Prinz von Homburg ihre Liebe.

Kurz darauf erhalten sie die Nachricht, dass der Kurfürst lebt. Dieser möchte den befehlshabenden General, der eigenmächtig handelte, vor ein Kriegsgericht stellen und zum Tode verurteilen lassen. Als Homburg und seine Untergebenen dem Kurfürsten ihre Siegestrophäen zu Füßen legen, lässt dieser den Prinz entwaffnen und gefangennehmen.

2. Akt

Hohenzollern besucht Homburg im Gefängnis und überbringt ihm die Nachricht, dass das Kriegsgericht auf Tod entschieden hat. Der Prinz bleibt unbeeindruckt, weil er darauf vertraut, dass der Kurfürst das Urteil aufheben wird. Doch dann erfährt er, dass dieser den Schuldspruch bereits zur Unterschrift angefordert hat. Homburg wird sich seiner Lage bewusst und gerät in Panik. Hohenzollern rät ihm, mit der Kurfürstin zu sprechen, um das Blatt noch zu wenden.

Auf dem Weg zur Kurfürstin sieht Homburg sein eigenes offenes Grab: Todesfurcht erfasst ihn.

Der Prinz fleht die Kurfürstin an, sich beim Kurfürsten für seine Begnadigung einzusetzen. Sie rät ihm lediglich, Haltung zu bewahren. Als er in seiner Verzweiflung in Aussicht stellt, zur eigenen Rettung sogar auf seine geliebte Natalie zu verzichten, bekennt diese sich zu ihren Gefühlen und will sich beim Kurfürsten für den Prinzen einsetzen.

Natalie drängt ihren Onkel, von seinem Recht Gebrauch zu machen und Homburg zu begnadigen. Sie bittet ihn: »Das Kriegsgesetz soll herrschen, doch die lieblichen Gefühle auch.« Der Kurfürst übergibt seiner Nichte einen Brief für Homburg, in dem er die Freilassung in Aussicht stellt, wenn dieser den Richterspruch für ungerecht befindet. Homburg erkennt das Urteil aber an. Natalie ruft ihr Regiment zusammen; sie will den Prinzen mit Gewalt befreien.

3. Akt

Hohenzollern, Obrist Kottwitz und andere Offiziere, die unter Homburg in die Schlacht gezogen sind, sprechen beim Kurfürsten vor. Auch sie wollen die Begnadigung des Prinzen erreichen. Zeitgleich trifft Homburgs schriftliche Antwort ein. Schließlich wird der Gefangene dem Kurfürsten vorgeführt: In Anwesenheit seiner Fürsprecher bekräftigt Homburg seine Anerkennung des Todesurteils.

Mit verbundenen Augen führt man den Prinzen, der seine Hinrichtung erwartet, in den Garten. Als Hohenzollern ihm im Beisein des ganzen kurfürstlichen Gefolges die Augenbinde abnimmt, scheint sich jedoch sein Traum zu wiederholen: Natalie setzt ihm auf Geheiß ihres Onkels den Siegerkranz auf …

Ein vernichtendes System?

Jens-Daniel Herzog, Inszenierung

»Im Jahr 1972 kam es in Berlin zu einem Duell um den Prinzen von Homburg, das in die Theatergeschichte eingegangen ist. Die ›jungen Wilden‹ Peter Stein und Botho Strauß inszenierten Kleists Drama an der Schaubühne, der Altmeister Hans Lietzau, der gerade seine Intendanz am Schiller Theater angetreten hatte, nahm es sich ebenfalls vor. Steins Aufführung war ein sensationeller Erfolg, gegen den Lietzau alt aussah. Durch diesen Flop erodierte Lietzaus Intendanz, bevor sie richtig angefangen hatte. Die indirekte Folge davon war, dass Dieter Dorn, fester Regisseur am Schiller Theater, das Haus verließ und mit einigen Schauspielern aus Lietzaus Ensemble nach München ging.

Bei Dorn habe ich später assistiert und das Regieführen gelernt. Er hat sich aufgrund dieser Geschichte lange gescheut, das Stück selbst in die Hand zu nehmen. Als er es schließlich doch wagte, führte die Inszenierung an den Münchner Kammerspielen zu einer Konfrontation der Generationen. Dorn zeigte einen sprunghaften, seinen Emotionen ausgelieferten Homburg und einen abgeklärten, souveränen Kurfürsten. Ich habe mich damals darüber aufgeregt, heute habe ich für diese Sichtweise mehr Verständnis, naturgemäß …

Der Prinz von Homburg ist kein Stück über den Krieg, obwohl es im Krieg spielt. Es ist nicht einmal ein Stück über das Militär, obwohl die meisten Figuren Soldaten sind. Es handelt von einem Menschen, der vor seinem offenen Grab steht und da nicht hineinwill. Der Prinz von Homburg hat sein ganzes Leben in einem System verbracht, in einer bestimmten Art, zu denken und auf die Welt zu schauen. Aber dieses System droht ihn jetzt zu vernichten. Deshalb will er ihm entkommen und ist dafür bereit, alles aufzugeben: seinen Beruf, seinen sozialen Status, sogar seine Liebe. Bis ihm klar wird, dass er außerhalb des Systems ein Nichts ist und dass ein Leben als nackte Existenz nichts wert ist. Deshalb kann er am Ende begnadigt werden: Das System hat seine Macht und Überlegenheit gezeigt und nimmt den Sünder wieder auf.«

Auszug aus dem Magazin September / Oktober 2024.


Video: Interview mit Jens-Daniel Herzog

In einem exklusiven Interview spricht Regisseur Jens-Daniel Herzog über seine Inszenierung von Der Prinz von Homburg und teilt seine Sichtweise auf die Bedeutung des Träumens in Hans Werner Henzes Werk. Er erklärt, warum diese Traumwelt so zentral für seine Interpretation ist und welche Gedanken hinter der Umsetzung auf der Bühne stehen.

Video
»Kleists Drama über den träumerischen Prinzen, der eigenmächtig in die Schlacht zieht und dafür zum Tode verurteilt wird, wirft Fragen auf, die heute leider wieder so aktuell sind, wie lange nicht mehr.«
Bernd Loebe, Intendant der Oper Frankfurt

Ein echter Haudegen

Text von Mareike Wink (Dramaturgie)

Geboren 1633 als siebtes und letztes Kind des Landgrafen Friedrich I. von Hessen-Homburg, rangierte Friedrich jun. in der Erbfolge auf den hinteren Plätzen. Seine Ambitionen fokussierten sich auf eine militärische Karriere auf den Schlachtfeldern Europas. Bald erwarb er Ländereien in Brandenburg, freundete sich mit dem dortigen Kurfürsten Friedrich Wilhelm an und nahm dessen Nichte Luise Elisabeth von Kurland zu seiner (zweiten) Ehefrau.

Als Kommandeur der brandenburgischen Kavallerie kämpfte er nach diversen Gefechten schließlich in der Schlacht bei Fehrbellin im Juni 1675 gegen die Schweden. Während man Friedrich Wilhelm von Brandenburg nach dem Sieg bei Fehrbellin auch den »Großen Kurfürsten« nannte, ging recht schnell die Rede, dass erst das eigenmächtige Handeln des ihm unterstellten Prinzen diesen Triumph ermöglicht hätte. Preußens König Friedrich der Große höchstpersönlich wird davon ein Jahrhundert später in seinen Memoiren berichten – eine der Quellen, aus denen Heinrich von Kleist 1809/10 für sein Schauspiel schöpfte.

Bildunterschruft:
Domen Križaj (Prinz von Homburg) und Magnus Dietrich (Graf Hohenzollern) © Barbara Aumüller

Rund um Ihren Besuch

Kammermusik in der Neuen Kaiser

PROGRAMM

Werke von Hans Werner Henze und Ludwig van Beethoven. Weitere Infos folgen.

TERMIN

20. Oktober 2024, 11 Uhr, Holzfoyer

Einheitspreis 13 Euro

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22., 28. September / 5., 12., 19., 25. Oktober / 2. November 2024

Erleben Sie mit Der Prinz von Homburg die erste Premiere der neuen Spielzeit 2024/25, mit Ensemblemitglied Domen Križaj in der Titelpartie.

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Video: Trailer zu »Der Prinz von Homburg«

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Trailer zu »Der Prinz von Homburg« von Hans Werner Henze

SZENENFOTOS Barbara Aumüller

FOTOS Ludwig Olah, Simon Pauly

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Veröffentlicht am

18.09.2024

Willy-Brandt-Platz

Spielort

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60311 Frankfurt am Main

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