22.11.2024
DIE NACHT VOR WEIHNACHTEN
Nach einer gefeierten Premierenserie kehrt die »Aufführung des Jahres 2022« (Opernwelt) auf die große Bühne zurück. Die Nacht vor Weihnachten können Sie vom 6. – 25. Dezember 2024 an der Oper Frankfurt erleben.
Opera lirica in vier Akten / Text von Antonio Ghislanzoni nach Auguste Mariette, ausgearbeitet von Camille Du Locle und Giuseppe Verdi / Uraufführung 1871, Opernhaus, Kairo
Radamès soll als Feldherr der Ägypter gegen die Äthiopier in den Krieg ziehen. In ihn ist allerdings nicht nur die ägyptische Prinzessin Amneris, sondern auch ihre äthiopische Sklavin Aida verliebt …
Vom 10. November – 20. Dezember 2024 an der Oper Frankfurt.
Verdis Oper Aida entstand für Ägypten als verspätete Erfüllung eines Wunsches des Vizekönigs Ismail Pascha. Dieser modernisierte die Region in einer Zeit stetig wachsender Autonomiebestrebungen, ließ ein Opernhaus nach französischem Vorbild bauen und realisierte das Jahrhundertprojekt des Sueskanals. Zu dessen Einweihung schwebte Ismail Pascha ein eigens komponiertes Werk von Giuseppe Verdi vor – am liebsten eine Oper. Der Komponist lehnte zunächst ab. Doch der Vizekönig ließ auch nach der Eröffnung von Sueskanal und Opernhaus 1869 nicht locker. Das Szenario des französischen Autors und Archäologen Auguste Mariette konnte den Komponisten schließlich umstimmen.
Stimmen Sie sich mit dieser Audioeinführung von Dramaturgin Mareike Wink und den darin enthaltenen Musikbeispielen auf Verdis Aida ein. Sie finden alle Auftakt-Folgen auf SoundCloud sowie auf Spotify und ApplePodcasts.
Der Ägypter Radamès liebt die äthiopische Gefangene Aida, die seine Gefühle erwidert. Auch die ägyptische Prinzessin Amneris hat ein Auge auf Radamès geworfen, der nun als Feldherr gegen Äthiopien in den Krieg ziehen soll.
Siegreich kehrt das ägyptische Heer aus dem Kampf zurück, als Kriegsbeute führt es Gefangene mit sich. Unter ihnen befindet sich unerkannt auch der äthiopische König Amonasro. Während Radamès als Lohn für seine Erfolge Amneris’ Hand versprochen wird, instrumentalisiert Amonasro seine Tochter Aida, das weitere militärische Vorgehen der Ägypter in Erfahrung zu bringen. Sein Plan geht auf: Von Amonasro belauscht, entlockt Aida Radamès die gewünschten Informationen. Amneris entdeckt die drei. Radamès wird festgenommen, weil er sich des Landesverrats schuldig gemacht hat; Aida und Amonasro können fliehen.
Vergeblich versucht Amneris, Radamès zu retten. Er ergibt sich widerstandslos in seine Strafe und wird bei lebendigem Leibe eingemauert. Aida folgt ihm in den Tod.
»Aida – das ist eine Untersuchung der Widerstandsfähigkeit der Liebe inmitten unvorstellbarer politischer Unruhen. Obwohl Radamès und Aida möglicherweise auch ohne den anderen Freiheit und Glück finden könnten, entscheiden sie sich für die gemeinsame Liebe, die im Fall der Oper nur mit ihrem gemeinsamen Tod einhergehen kann.
Mich interessieren vor allem die gesellschaftlichen Strukturen, die derart unmögliche Umstände für die Liebe schaffen. Radamès ist ein Militäroffizier mittleren Grades, dem plötzlich das Kommando über die gesamte ägyptische Offensive übertragen wird. Was wäre, wenn diese Ehre nicht auf Vorsehung oder Verdienst beruht, sondern auf purer Männerknappheit? Und ist nicht die Wandlung von Amneris’ Besessenheit in Psychopathie eine Folge des Aufwachsens in diesem System? Was wäre, wenn die alternden politischen Eliten einer zusammenbrechenden Autokratie in ihren Bunkern Champagner trinken, während in den Straßen über ihnen die Leichen ihrer eigenen Leute liegen?
Aida ist gerade heute von höchster Relevanz. Das brutale Festhalten an der Macht auf Kosten der Bevölkerung scheint nie aus der Mode zu kommen. Es bedarf keiner großen erzählerischen Verbiegung, um die Oper mit den Endstadien militärischer Autokratien in Verbindung zu bringen. Die letzten Tage im Führerbunker, der Terror des liberianischen Präsidenten Charles Taylor, die letzten Tage von Saddam Hussein und seinen sadistischen Söhnen mit ihren aufwändigen Bunker-Palästen, die schrullige Opulenz von Muammar al-Gaddafi bei einer gleichzeitigen Herrschaft von größter Brutalität und Unterdrückung, die Entdeckung der Meschyhirja-Residenz des ukrainischen Ex-Präsidenten Janukowitsch nach dessen Sturz 2014. Und natürlich denkt man auch an die immer schlimmeren Repressionen des Kremls gegen die eigene sowie die ukrainische Bevölkerung in den darauffolgenden Jahren – bis hin zum Krieg, der 2022 in der Ukraine begann.«
»Der Unterschied zwischen der Wiederholung einer Rolle und einem Rollendebüt ist kaum zu fassen.«
Mit der Partie des Amonasro gab Nicholas Brownlee bei dieser Inszenierung von »Aida« in der Premierenserie 2023 sein Rollendebüt. In unserer Reel-Reihe »3 Fragen an ...« berichtet er, was ein Rollendebüt für seinen Probenprozess bedeutet und welcher Moment in »Aida« ihn ganz besonders berührt.
Klick Sie hier um sich das gesamte Interview auf unserem Instagram Kanal anzusehen.
Einen kurzer Ausschnitt des Interviews finden Sie außerdem bei Youtube Shorts:
»In Aida lassen sich viele kammermusikalische Passagen genießen. Und trotzdem bietet sie als eine echte Grand opéra natürlich auch eine musikalische Opulenz vor, auf und hinter der Bühne sowie einen geteilten Chor. All das realisiert Verdi im Finale des zweiten Akts. In dessen Reprise, in der er sämtliche Themen der Oper zusammenführt, addiert der Komponist zwei Melodien und bringt als Coda noch einmal (und nur einmal) überraschend die Melodie der Aida-Trompeten aus dem Triumphmarsch. Das kann nur Verdi!
Ich freue mich darauf, endlich mit Lydia Steier zu arbeiten! Ich kenne Lydia seit einigen Jahren und habe ihre Produktionen als Zuschauer immer genossen. Dass unsere erste Zusammenarbeit ein Meisterwerk von Verdi ist und sich mit meiner Rückkehr an die Oper Frankfurt verbindet, wo ich 2002 als Korrepetitor begonnen habe, freut mich umso mehr.«
Opernliebhaber*innen und Neugierige finden sich unter Anleitung zu einem Ensemble zusammen und lernen eine Oper auf aktive, spielerische Weise aus der Perspektive der Opernfiguren kennen.
16. November 2024, 14–18 Uhr Uhr, Treffpunkt Opernpforte
10., 16., 22., 24. November / 8., 15., 20. Dezember 2024
Für die Wiederaufnahme-Serie von Aida, in der Regie von Lydia Steier und unter der musikalischen Leitung von Giuseppe Mentuccia.
SZENENFOTOS Barbara Aumüller
FOTOS Michael Novak , Sandra Then
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Veröffentlicht am
25.10.2024
22.11.2024
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21.11.2024
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