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Interviews

3 FRAGEN AN ETIENNE PLUSS

Bühnenbildner von »Giulio Cesare in Egitto«

Das mobile Bühnenbild der Neuproduktion von Giulio Cesare in Egitto versetzt unser Publikum in Staunen. Es bietet kontinuierlich wechselnde Raumkonstellationen, die stets neue Perspektiven eröffnen. Wir haben dem Bühnenbildner Etienne Pluss drei Fragen zu seinem Bühnenbild-Entwurf und dessen Realisierung gestellt.

Bildunterschruft:
Für die Cäsar-Büsten ließ sich Etienne Pluss im Archäologischen Nationalmuseum in Neapel inspirieren.

Viel Fläche im Kampf gegen die Vergänglichkeit des menschlichen Daseins

Mareike Wink: Welche inhaltlichen Impulse waren für die Entwicklung der Raum-Idee zu Giulio Cesare in Egitto besonders wichtig?

Etienne Pluss: Das Bild des Zeitstrahls. Ein Zeitstrahl ist die Aneinanderreihung einzelner vergänglicher Momente, die aber für sich alleine betrachtet die ganze Dichte von Zuständen und Gefühlen beinhalten. Uns schien die Bebilderung dieses Prinzips sehr passend für die Struktur der Oper. Jede Arie, jede Größe des Moments, jede Momentaufnahme gegen eine immer fortlaufende Zeit zu setzen. So gesehen ergibt sich ein Kampf gegen die Vergänglichkeit des menschlichen Daseins.

MW: Gab es für bestimmte Bühnenbild-Elemente konkrete Vorlagen?

EP: Der Fundus an Assoziationen und Vorlagen war wild gemischt: Die Vorlage für die Cäsar-Büsten habe ich im Archäologischen Nationalmuseum in Neapel fotografiert. Unsere Parnass-Darstellung ist vom Raffael-Fresko im Vatikan inspiriert: feine Bäume, zarte Farben, helle Felsen – eine idealisierte Landschaft der Renaissance. Der Pompeius-Körper wurde so realistisch wie möglich nach dem Körper unseres stummen Pompeius-Darstellers als Skulptur hergestellt.

EP: Bei der Suche nach Motiven ging es nicht um eine ästhetische oder historische Einheit, sondern vielmehr um die Intensität der Assoziationen, um eine Klarheit für den Zuschauer, und auch um Reduktion, weil die einzelnen Räume wegen der großen Anzahl nur sehr minimalistisch bestückt werden können. Deshalb sollte jedes Objekt so aussagekräftig wie möglich sein. Der Bau der Räume selbst gestaltete sich eher »klassisch«, aber natürlich möglichst leicht: Stahlrahmen für den Unterbau, Holzrahmen mit Speerholz belegt für die Wände. Besonders aufwändig war der Malerprozess, weil viel Struktur auf den Wänden angebracht wurde, um sie danach in mehreren Schichten zu lasieren. Es gab viel Fläche!

MW: Was waren die größten Herausforderungen bei diesem Bühnenbild?

EP: Durch die Dauerbewegung des Bühnenbildes war es während des Probenprozesses nicht immer leicht, sich zu orientieren bzw. sich die Wirkung und genaue Position der Räume vorzustellen, denn auf der Probebühne konnten wir nur in statischen Situationen arbeiten. Wir mussten also immer schätzen, wo sich ein Raum während einer Arie in etwa befindet… Das hat natürlich auch das Erstellen präziser Ablaufpläne erschwert.Die Dauerbewegung und Mechanik des Bühnenbildes erforderte auch, dass es sehr akkurat gebaut wurde. Die zugehörige Konstruktionsarbeit von Katja Deißler war zum Glück äußerst präzise, so wie ich es in meiner Laufbahn bisher selten gesehen habe!

SZENENFOTOS Monika Rittershaus

FOTOS Anne-Marie Antwerpen

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Veröffentlicht am

17.04.2024

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