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Opernappetizer

OTELLO

GIOACHINO ROSSINI

Dramma per musica in drei Akten / Text von Francesco Maria Berio nach William Shakespeare / Uraufführung 1816 / Premiere vom 8. September 2019 / In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

In seiner Otello-Vertonung ging Gioachino Rossini eigene Wege und wich deutlich von der Vorlage, dem Drama von William Shakespeare, ab. Sein Interesse galt weniger der Eifersucht des Titelhelden als dem Konflikt zwischen Desdemona und ihrem Vater.

Vom 17. Mai – 15. Juni im Opernhaus.

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© Barbara Aumüller

HANDLUNG

Otello steht in Diensten der Stadt Venedig. Für die Republik hat er eine Schlacht bei Zypern gewonnen.

Er ist heimlich mit Desdemona, der Tochter des vornehmen Venezianers Elmiro, verlobt. Auch der Sohn des Dogen, Rodrigo, begehrt Desdemona. Sowohl Elmiro als auch Rodrigo hassen den fremden, erfolgreichen Einwanderer Otello. Elmiro wäre eine Verbindung seiner Tochter mit Rodrigo sehr willkommen. Er beobachtet argwöhnisch die wachsende Nähe zwischen Desdemona und Otello. Deshalb wird die Heirat mit Rodrigo umgehend anberaumt. Als Otello überraschend bei der Zeremonie erscheint, verweigert Desdemona Rodrigo ihr Jawort. Es wird offenkundig, dass sie mit Otello liiert ist.

Mit Jagos Hilfe will Rodrigo Desdemona und Otello auseinanderbringen. Jago weiß um Otellos krankhafte Eifersucht und inszeniert eine Intrige. Otello glaubt, dass Desdemona Rodrigo doch liebt und ersticht sie. Als die Intrige aufgedeckt wird, tötet Otello sich selbst.

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ZUR INSZENIERUNG

Text von Zsolt Horpácsy

In seiner Otello-Vertonung ging Gioachino Rossini eigene Wege und wich deutlich von der Vorlage, dem Drama von William Shakespeare, ab. Sein Interesse galt weniger der Eifersucht des Titelhelden als dem Konflikt zwischen Desdemona und ihrem Vater.

Diese Akzentverschiebungen greift der Regisseur Damiano Michieletto auf und deutet Rossinis Oper als Drama über die Angst vor dem Fremden. Er positioniert den Titelhelden als Araber, als einen Angehörigen eines neureichen Golfstaats, der im Westen erst umworben, später aber verachtet wird. Dieser Otello kommt zunächst in der venezianischen Oberschicht an und wird so lange willkommen geheißen, wie er zum wirtschaftlichen Aufschwung beiträgt. In dem Moment, als er sich familiären Strukturen annähert, wird er verachtet und ausgegrenzt.

Michieletto zeigt Gesellschaftsanalyse statt Eifersuchtsdrama und zeichnet dabei fesselnde Seelenporträts. Immer wieder wechselt er dafür von der Bühnenrealität in die Gedankenwelt der Protagonisten: »Die Gesellschaft ist in meiner Inszenierung eine Art Familienbande, die sich vor dem Fremden schützen möchte, der andere Traditionen, eine andere Religion und eine andere Art zu leben hat. Es geht um den Konflikt zwischen den Generationen, aber auch um den Konflikt zwischen einer geschlossenen Gesellschaft und jemandem, der von außen kommt und als Barbar behandelt und ausgegrenzt wird.«

Theo Lebow, der in der Premierenserie als Jago brillierte, übernimmt diesmal die Titelpartie und stellt damit seine musikalische und darstellerische Wandlungsfähigkeit unter Beweis.

Trailer zu Otello

Angst und Manipulation

Der Regisseur Damiano Michieletto im Gespräch mit Karin Bohnert

Regisseur Damiano Michieletto über »Otello« (Foto: Stefano Guindani)

KARIN BOHNERT Rossinis Otello steht heutzutage im Schatten von Verdis gleichnamiger Oper. Das liegt teilweise daran, dass seine Version inhaltlich viel näher an Shakespeares originaler Fassung ist. Rossini wurde bald nach der Uraufführung seines Otello dafür kritisiert, dass der Text mit Shakespeares Stück nicht mehr viel zu tun hätte. Ist das so - und wie geht man damit um?

Damiano Michieletto

Ja, das Libretto ist wirklich eine sehr, sehr kurze Version des Ausgangstextes, und auch die Beziehungen unter den Figuren sind nicht so gut definiert. Insbesondere der Schluss der Geschichte, wo die Geschehnisse nur noch knapp zusammengefasst werden, bereitet dramaturgische Probleme. Aber wenn man den ursprünglichen Text im Hinterkopf hat, kann man immer noch die Geschehnisse und Charaktere mit der Origi-nalgeschichte anreichern. So erscheint Jago in Rossinis Libretto beispielsweise eher als blasse Figur, aber man kann ihm Elemente seiner ursprünglichen dunklen Seite zugeben. Wir haben in dieser Inszenierung versucht, Charaktere zu schaffen, die durch eine Familientragödie verbunden sind. Dabei hatte ich immer Shakespear im Hinterkopf

Karin Bohnert Sie haben die Figurenkonstellation etwas umdefiniert, wie und warum?

DM

Wir haben versucht, die militärischen Referenzen zu entfernen und den Fokus auf die familiäre Situation und die psychologischen Beziehungen zwischen den Figuren zu richten, wobei hauptsächlich das Verhältnis von Vater und Kind thematisiert wird. Es gibt zwei dieser Konstellationen, Elmiro und Desdemona sowie den Dogen und Rodrigo. Ich habe mich zudem entschie-den, Emilia als die Schwester Desdemonas zu inszenieren, und Jago als Rodrigos Cousin, so sind alle Teil einer reichen und mächtigen Familie, zu der ein Fremder hinzukommt.

KB Was ist mit Rodrigo, was will er?

DM

Wir versuchen, Rodrigo aus einer anderen Perspektive zu betrachten:

Auch er ist ein Opfer, so wie alle jungen Menschen in dieser Geschichte. Er ist ein Opfer seines Vaters, weil er Desdemona eigentlich nicht heiraten will.

Er wird dazu gezwungen, um seinen Vater zufriedenzustellen. Dafür wird er konstant von Jago manipuliert, der ihm diese Idee erst einpflanzt. Es gibt also keinen direkten Konflikt zwischen Rodrigo und Otello, sondern einen zwischen Rodrigo und seinem Vater sowie seinem Unvermögen, in dieser Familie er selbst sein zu können. In dieser Familie lebt Rodrigo in einer Art Käfig, einem Gefängnis, das luxuriös, aber auch kalt und gefühllos ist. Des-demona ergeht es genauso: Es gibt zum Beispiel kein liebes Wort zwischen Vater und Tochter. All die Dinge, die Elmiro zu seiner Tochter sagt, sind grausam und zynisch. Es gibt auch keine Mutterfiguren, keine andere Seite, die menschlicher oder gar liebevoll wäre. Das ist der Hintergrund, vor dem die Charaktere streiten und kämpfen.

Dieses Interview ist ein Auszug aus dem Programmheft zu »Otello« (Rossini).

Bildunterschruft:
© Barbara Aumüller

RUND UM IHREN BESUCH

Noch mehr Oper! Bei einigen unserer Produktionen bieten wir zusätzliche oder passende Veranstaltungen an, unter anderem Kinderbetreuung, Kammerkonzerte oder Liederabende.

Bei der Wiederaufnahme von Otello (Rossini) haben wir folgendes im Programm:

OPERA NEXT LEVEL

FÜR JUNGE MENSCHEN VON 15-25 JAHREN

Eine Spielzeit, acht Produktionen und jede Menge Opern-Abenteuer! Ihr lernt das Opernhaus und die Menschen dahinter kennen. Wir treffen uns, besuchen Proben oder Vorstellungen, begegnen Künstler*innen und Kolleg*innen aus den Werkstätten. Spannende Workshops flankieren die Opernbesuche. Am Ende der Saison kürt ihr euer Spielzeit-Highlight.

INFOS

Treffpunkt Opernpforte
Das Angebot ist kostenlos
Voraussetzung zur Teilnahme ist der Erwerb einer JuniorCard für 10 Euro

Anmeldung unter: jetzt@buehnen-frankfurt.de

TERMIN

14. Juni 2024, Gemeinsamer Besuch der Vorstellung von Otello (Rossini)

SZENENFOTOS Barbara Aumüller

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Veröffentlicht am

17.05.2024

Willy-Brandt-Platz

Spielort

Willy-Brandt-Platz

60311 Frankfurt am Main

Anfahrt

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