13.07.2023
NEU IM OPERNSTUDIO: CLÁUDIA RIBAS
Die portugiesische Mezzosopranistin Cláudia Ribas zählt seit der Spielzeit 2022/23 zum Frankfurter Opernstudio. Im Gespräch mit Mareike Wink erzählt sie, wie sie vom Pharmaziestudium zur Opernbühne kam.
Begleiten Sie Idil Kutay auf ihrer musikalischen Reise von Istanbul über Salzburg nach Frankfurt. In diesem Blogartikel erzählt die junge Sopranistin von akademischen Erfolgen und unvergessliche Bühnenmomente, von zauberhaften Klängen und der Vorfreude auf kommende musikalische Abenteuer.
»Niemand kann sich dafür entscheiden, die Musik zu seinem Beruf zu machen. Die Musik entscheidet sich für dich.« Diesen Satz, den der berühmte Cellist Gregor Piatigorsky geprägt hat, kann Idil Kutay absolut unterschreiben. »Es gab unzählige Ereignisse in meiner Biografie, die Piatigorskys Worte bestätigen – oder zumindest möchte ich gerne glauben, dass es so ist«, sagt die Sopranistin. Tatsächlich hat unser neues Opernstudiomitglied immer wieder Schlüsselmomente erlebt, wo es einfach »Klick« zwischen ihr und der klassischen Musik gemacht hat. Im Alter von vier Jahren erklärte Idil etwa ihren Eltern, dass sie unbedingt Geige spielen will. Niemand, nicht einmal sie selbst, konnte sagen, woher dieser Wunsch kam, was dessen Dringlichkeit aber keinesfalls schmälerte.
Idils Eltern, die im Bereich Ökonomie bzw. Maschinenbau arbeiten, unterstützten das Vorhaben ihrer Tochter – wie so oft im weiteren Verlauf ihrer musikalischen Karriere. »Ich hatte unglaublich Glück mit meinem Elternhaus. Meine Mutter hat mich als Kind fast jedes Wochenende mit zu Konzerten genommen und dadurch meine Neugier auf klassische Musik immer weiter angefacht.« Aufgewachsen im »bunten, lauten und lebendigen« Istanbul, ging Idil dort auf eine private Grundschule, wo sie sich nicht nur an die hohen Leistungsanforderungen anpassen musste, sondern auch die Möglichkeit hatte, im schuleigenen Orchester zu spielen.
Im Alter von 14 Jahren wechselte Idil an das Liceo Italiano IMI ̶ ein italienischsprachiges Gymnasium in Istanbul, zu dessen Alumni auch die legendäre türkische Sopranistin Leyla Gancer zählt. Dort kam Idil immer enger mit der Welt der Oper in Kontakt. Eines ihrer ersten Lieblingswerke war Mozarts Così fan tutte: »Als Schülerin kannte ich alle Partien daraus auswendig. Ich habe immer davon geträumt, einmal den Guglielmo zu singen, obwohl das natürlich überhaupt nicht mein Stimmfach ist. Aber wer weiß, vielleicht klappt das ja eines Tages noch«, sagt sie lachend.
Auf Anraten einer Lehrerin begann sie, Gesangsunterricht zu nehmen, wo ihr zunächst eine solide Technik vermittelt wurde: »Ich hatte eine sehr aufmerksame und sorgfältige Gesangslehrerin, die meinen Werdegang nachhaltig geprägt hat. Sie ließ mich viele Monate lang Vokalisen singen und achtete darauf, dass ich mein Instrument, also die Stimme, genau beherrsche, bevor ich mich an Lieder und Arien mache. Für diesen Schritt bin ich ihr bis heute sehr dankbar: Langfristig hat mir dies mehr gebracht, als wenn ich von Anfang an ein Repertoire gesungen hätte, für das meine Stimme noch nicht weit genug gewesen wäre.«
Die Methode hatte offensichtlich Erfolg. Im Alter von 16 Jahren bewarb sich Idil bei der Internationalen Sommerakademie am Mozarteum in Salzburg, das jeweils im Sommer parallel zu den dortigen Festspielen stattfindet. »Ich bin bis heute meinen Eltern dankbar, dass sie mich damals in einem so jungen Alter nach Salzburg haben reisen lassen – mit einem Koffer, der beinahe so groß war wie ich selbst.« Die intensiven gemeinsamen Wochen an der Salzach waren ein »absoluter Wendepunkt« in Idils Biografie: »Anfangs fühlte ich mich etwas fehl am Platz, denn alle anderen Teilnehmer*innen waren um einiges älter und arbeiteten schon an renommierten Opernhäusern. Ich selbst war zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal am Konservatorium! Aber nach dem ersten Schreck habe ich mich einmal geschüttelt und mir gesagt, dass ich hier jetzt einfach so viel wie möglich aufsauge. Ich habe zahlreiche Vorstellungen und Meisterklassen für Opernsänger*innen besucht und mir wurde klar, dass ich später genau diesen Beruf ergreifen will!«
»Anfangs fühlte ich mich etwas fehl am Platz [...]. Aber nach dem ersten Schreck habe ich mich einmal geschüttelt und mir gesagt, dass ich hier jetzt einfach so viel wie möglich aufsauge.«
Dass sich Idil ausgerechnet mit der Arie der Barbarina aus Mozarts Le nozze di Figaro in Salzburg präsentiert hat, findet sie aus heutiger Sicht besonders amüsant. Schließlich sollte dies im Herbst 2023 ihre erste Rolle auf der Frankfurter Opernbühne werden. Bevor Idils Weg allerdings an den Main führte, studierte sie für mehrere Jahre in den Niederlanden – damals ihr absolutes Traumland. »Nach meiner Zeit in Istanbul, das immer laut, voll von Menschenmengen und teils auch etwas chaotisch war, fand ich das hippe, aber sehr geregelte Stadtleben in Den Haag sehr anziehend.« Am dortigen Royal Conservatory schloss sie ihren Bachelor summa cum laude ab, es folgte ein Master an der Dutch National Opera Academy in Amsterdam.
Neben ersten Partien in Opernproduktionen nahm Idil während des Studiums mehrfach erfolgreich an Wettbewerben teil. Im Jahr 2022 war sie Finalistin beim Gesangswettbewerb Neue Stimmen in Gütersloh, woraufhin Intendant Bernd Loebe sie einlud, für das hiesige Opernstudio vorzusingen. »Der Wettbewerb in Gütersloh und das Vorsingen in Frankfurt zählen zu den einschneidensten und dankbarsten Erfahrungen meines Lebens«, schwärmt Idil.
Als Barbarina in Le nozze di Figaro hinterließ Idil dann direkt auch beim Frankfurter Publikum einen bleibenden Eindruck, was sie nicht zuletzt auf die produktive Zusammenarbeit mit GMD Thomas Guggeis und Regisseur Tilmann Köhler zurückführt: »Ich fand es sehr wertvoll, dass Barbarina in unserer Lesart eine persönliche Entwicklung durchmacht und emotionalen Tiefgang hat. Oftmals wird sie als das Klischee eines jungen, unerfahrenen Mädchens angelegt, aber wenn man genauer hinsieht, ist sie wirkliche eine spannende Figur aus Fleisch und Blut. Die genaue musikalische Arbeit mit Thomas Guggeis hat mir sehr geholfen, auch klanglich viele Farben und Nuancen hervorzukehren.«
»Mir wurde oft gesagt, dass ich ein komisches Talent auf der Bühne habe, und tatsächlich macht es mir enorm Spaß, an Komödien zu arbeiten.«
Nach Auftritten als Papagena in Mozarts Zauberflöte und als Koboldchen in Fortners In seinem Garten liebt Don Perlimplín Belisa steht für Idil im Mai ihr Rollendebüt als Fünfte Magd in Strauss‘ Elektra an – erneut mit GMD Thomas Guggeis am Pult. Ein besonderes Highlight wartet im Sommer auf die junge Künstlerin: Im Rahmen der Bregenzer Festspiele singt sie unter der Regie von Brigitte Fassbaender die Lauretta in Gianni Schicchi sowie die Fannì in Rossinis früher Oper La cambiale di matrimonio. Ein Doppelabend ganz nach Idils Geschmack, da sie dort ihre große Vorliebe für komische Rollen ausleben kann: »Mir wurde oft gesagt, dass ich ein komisches Talent auf der Bühne habe, und tatsächlich macht es mir enorm Spaß, an Komödien zu arbeiten. Man muss viel am Timing feilen und immer schauen, dass man nicht zu dick aufträgt, aber wenn das gelingt, kann man die Menschen einfach unglaublich gut unterhalten.«
Wir freuen uns auf viele weitere berührende und erheiternde Theatermomente mit Idil!
SZENENFOTOS Barbara Aumüller, Monika Rittershaus
FOTOS Julia van der Vegt
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Veröffentlicht am
05.04.2024
13.07.2023
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Der alte Mann und die junge Frau: Was sich wie ein uraltes Komödienmotiv liest, nimmt eine überraschende Wendung. Wolfgang Fortner findet dafür in einem »erotischen Bilderbogen« exquisite Klangfarben. In seinem Garten liebt Don Perlimplín Belisa vom 22. März – 7. April im Bockenheimer Depot.