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Gastbeiträge

Meine erste Bühne

Wie ich die Oper entdeckte – und warum du sie auch entdecken solltest

Hallo, ich bin Rocco – und ich liebe Oper. Ich bin 2020 durch einen großen Zufall an die Oper Frankfurt gekommen und will seitdem überhaupt nicht mehr weg. Mein großer Wunsch ist es ein toller Opernsänger zu werden und in diesem Artikel möchte ich etwas über mich erzählen und junge Menschen dazu inspirieren, die Oper zu entdecken.

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Schnappschuss von Rocco Nima Schulz und Sopranistin Nadja Stefanoff auf der Seitenbühne nach einer Vorstellung von Fedora.

Inhalt

Wie alles begann

Mit zehn Jahren wusste ich ehrlich gesagt nicht mal, was »Oper« genau ist. Doch meine Musiklehrerin bemerkte, dass ich ständig vor mich hinsang und empfahl meiner Mutter, mich beim Kinderchor der Oper Frankfurt für ein Vorsingen anzumelden. Das fand praktischerweise schon zwei Wochen später statt und meine Lehrerin half mir, mich auf das Vorsingen vorzubereiten.

Am Tag des Vorsingens habe ich mich gleich total wohl gefühl, als ich Anna Ryberg (der stimmlichen Leitung des Chores) vorsingen durfte. Sie war total lieb und als ich wieder aus dem Opernhaus kam, sagte ich zu meiner Mutter:

»Mama, hier sind alle so verrückt wie ich!«

Ich war überglücklich, als ich die Nachricht bekam, dass ich Teil des Kinderchores werden würde. Ich bekam meine erste Rolle in der Oper Königskinder, bei der ich leider wegen der Pandemie von der Bühnenseite in ein Mikrofon singen musste. Danach ging es aber erst so richtig los und ich durfte meine erste Solorolle 2021 in der Oper Fedora singen.

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Produktionsfoto von Fedora mit Nadja Stefanoff und Rocco Nima Schulz © Barbara Aumüller

Nach Fedora folgten weitere zahlreiche Soli in Tosca, Die Zauberflöte und The Prodigal Son / The Burning Fiery Furnace. Oft gab es späte Proben und die waren meist sehr lang – aber ich habe es geliebt und hätte am liebsten den ganzen Tag auf den Probebühnen verbracht.

Ich habe mit tollen Leuten gearbeitet, mit denen ich zum Teil heute noch befreundet bin. Parallel dazu hatte ich Gesangsstunden bei Anna Ryberg. Sie zeigte mir Gesangstechniken und brachte mir meine Partien bei. Oft gab sie mir einen Tipp und plötzlich klappte das Singen noch besser – es war, als könnte sie zaubern. Nach dieser Zeit war für mich ganz klar: Ich will Opernsänger werden! Ich habe gefunden, wo ich hingehöre und da bleibe ich jetzt auch.

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Kindersolist Rocco Nima Schulz (2. v.l.) mit weiteren Kindern des Kinderchores und Tenor Brian Michael Moore, The Prodigal Son © Barbara Aumüller

Mein Weg nach dem Kinderchor

Nach einem wunderbaren Kinderchorkonzert auf der Fanmeile am Main bei der Fußball-EM 2024 musste ich den Kinderchor dann leider wegen des Stimmbruchs verlassen. Aber aufhören? Kommt nicht in Frage.

Wenig später bekam ich eine kleine Statistenrolle in Aida – und war wieder Teil des Opernhauses. Für ein Schulprojekt drehte ich sogar einen kleinen Dokumentarfilm über die Oper.

Aber denkt nicht, dass ich sonst keine anderen Interessen habe! Ich höre auch gerne Popmusik, wie zum Beispiel Rihanna, und treffe mich wie jeder andere Teenager mit meinen Freund*innen.

Ein Jahr nach meiner Rolle als Statist in Aida sitze ich hier und schreibe diesen Artikel – es ist Mai 2025. Ich absolviere ein Schülerpraktikum im Marketing hier an der Oper Frankfurt. Ihr seht: ich komme immer in einer neuen Funktion an dieses Haus zurück. Ohne die Oper wüste ich nicht, wie mein Leben jetzt aussähe. Aber ehrlich gesagt will ich das auch gar nicht wissen, denn so ist es perfekt: mit Oper!

Video
»Die Oper durch meine Augen« – Videoprojekt Rocco Nima Schulz

Warum du die Oper ausprobieren solltest

Es gibt viele Vorurteile über die Oper, die gar nicht stimmen. Oper ist wunderschön und ich finde, man sollte ihr eine Chance geben und sich seine eigene Meinung darüber machen. Natürlich kann es nicht allen gefallen, aber man sollte alles einmal ausprobieren. Immer wenn ich hier bin, fühle ich mich wie Zuhause. In der Oper passiert auf der Bühne ein so wunderschönes Zusammenspiel von toller Musik, gesungen von großartigen Sänger*innen, einem atemberaubenden Bühnenbild und einzigartigen Kostümen. Für mich gibt es nichts besseres!

Meine Tipps

Ich wünsche mir, dass mehr Leute in die Oper gehen und sie entdecken, denn ein Opernbesuch ist so ruhig und so entspannend und gleichzeitig total aufregend.

Einiges habe ich an der Oper Frankfurt schon selbst ausprobiert und hier sind meine TOP 3 Empfehlungen für alle, die Oper neu entdecken möchten:

Oper to go

Bei Oper to go kann man kurze Ausschnitte aus denn schönsten Opern mit liebevollen Inszenierungen erleben. Geleitet werden diese kurzweiligen Abende von der unvergleichlichen Anna Ryberg.

Opera Next Level

Opera Next Level ist ein Angebot bei dem man mit gleichaltrigen für nur wenig Geld in die Oper gehen kann und hinter Türen sehen kann, die man normalerweise nie zu Gesicht bekommen würde. Ihr braucht nur die Junge OpernCard und meldet euch am besten direkt bei Deborah an. Alle Infos kriegt ihr über den Link.

Sneak in

Sneak in ist ein neues Format bei dem man gratis in ausgewählte Schlussproben geht und mit Ensamblemitgliedern ins Gespräch kommen kann.

Was du schon immer über Oper wissen wolltest

Ich beantworte hier ein paar Fragen, die ich schon öfter von anderen jungen Menschen gehört habe. Hoffentlich helfen die Antworten euch weiter!

Frage: Muss ich mich schick anziehen?

Roccos Antwort:

Nein, du musst dich nicht schick anziehen. Aber es ist dir ganz selbst überlassen! Ich ziehe mich gerne etwas schicker an, so fühle ich mich wohl. Viele kommen aber so, wie sie auch im Alltag rumlaufen, in Jeans und Pulli. Es ist deine Entscheidung!

Frage: Versteht man überhaupt, worum es geht?

Roccos Antwort:

Es gibt Übertitel auf Deutsch und Englisch, man kann also der Handlung folgen. Trotzdem würde ich empfehlen, dass ihr euch mindestens vorher die Handlung durchlest. Meistens mache ich das im Auto auf der Hinfahrt.

Frage: Ist Oper nicht langweilig oder zu lang?

Roccos Antwort:

Zum Ausprobieren würde ich eher mit einem kürzeren Stück anfangen – denn es gibt kurze und lange Werke, das kann man vorher recherchieren. Ihr könnt euch auch vorher schon Fotos oder den Trailer angucken und schauen, ob euch zum Beispiel das Bühnenbild und die Inszenierung gefällt. Das ist für mich auch ausschlaggebend (zusammen mit den Sänger*innen, die zu hören sind), ob mir eine Vorstellung gefällt.

Frage: Was kostet ein Ticket?

Roccos Antwort:

Ich weiß, dass es einige Angebote gibt für junge Menschen. Also zum Beispiel habe ich die Junge OpernCard, die kann man sich für 10€ kaufen und dann ein ganzes Jahr lang Tickets im Vorverkauf für nur 15€ kriegen. Und es gibt noch mehr Angebote, die findet ihr alle auf der Website der Oper Frankfurt bei »Service«.

Du bist dran: Probiere die Oper selbst aus!

Ich freue mich, meine Geschichte hier teilen zu können und hoffe, dass meine Reise weiterhin so spannend und wild bleibt. Ob auf der Bühne oder im Zuschauerraum:

Die Oper ist für alle da. Auch für dich.

Als kleine Inspiration könnt ihr euch hier den Trailer zu meiner ersten (richtigen) Produktion als Kinder-Solist an der Oper Frankfurt anschauen, Fedora:

Video
Trailer zu »Fedora«

Von Kindesbeinen an auf der Bühne

Rocco Nima Schulz

Rocco Nima Schulz ist 2009 geboren und im Main-Kinzig-Kreis aufgewachsen. Schon früh entdeckte er seine Leidenschaft für die Musik und später auch im besonderen für die Oper. Von 2020 bis 2024 war er als Solist Teil des Kinderchors der Oper Frankfurt und später Statist. Erste praktischen Erfahrungen sammelte Rocco Nima Schulz als 2025 als Schülerpraktikant in der Marketingabteilung der Oper. Doch sein Traum bleibt: Opernsänger zu werden.

SZENENFOTOS Monika Rittershaus

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Veröffentlicht am

15.05.2025

Willy-Brandt-Platz

Spielort

Willy-Brandt-Platz

60311 Frankfurt am Main

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