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Hinter den Kulissen

KLANGREGIE BEIM OPEN-AIR-KONZERT AUF DEM RÖMERBERG

Endlich Sonne, ein langes Wochenende und dazu ein Open-Air-Konzert auf dem Römerberg- es hat alles gepasst bei den Feierlichkeiten zum Paulskirchen-Jubiläum am 20. Mai 2023. Tonmeister Felix Dreher berichtet.

Bildunterschruft: Auch Generalmusikdirektor Sebastian Weigle wurde mit einem Mikrofon augestattet. © #visitfrankfurt Holger Ullmann
Auch Generalmusikdirektor Sebastian Weigle wurde mit einem Mikrofon augestattet. © #visitfrankfurt Holger Ullmann

Open Air auf dem Römer

Im März kam die Anfrage, ob die Tonabteilung die Beschallung für den Auftritt der Oper übernehmen könnte. Open-Air-Beschallung kommt im Alltag einer Opern-Tonabteilung selten vor, aber bereits 2018 gab es ein Open Air auf dem Römerberg, das gut funktioniert und viel Spaß gemacht hat.

Im Opernbetrieb bemerkt man als Zuschauerin die Arbeit einer Tonabteilung meist nicht. Vieles ist erst einmal Service für die Bühne: Bildschirme, die die Dirigentinnen auch hinter der Bühne zeigen; kleine Lautsprecher, die im Bühnenbild das Orchester für die Sänger*innen hörbar machen.

Dann gibt es viele Aufgaben, die sich in die natürliche Akustik unbemerkt einfügen sollen: Wenn der Chor oder die Bühnenmusik zum Beispiel nicht zu sehen, aber zu hören sein soll, wird geschickt verstärkt, so dass der gewünschte akustische Eindruck entsteht. Wenn Bühnenmusiken nicht live gespielt werden können, weil zu wenig Zeit ist, um aus dem Graben auf die Bühne zu wechseln, werden die Stellen vorab aufgenommen und zugespielt. Auch Orgeln müssen meist über Lautsprecher auf die entsprechende »akustische Größe« gebracht werden.

Open Air bedeutet: Es gibt fast keine Akustik, keinen natürlichen Raum und Nachhall. Die Instrumente und Stimmen sind zu leise, um auf die großen Entfernungen noch gut gehört zu werden. Hinzu kommen Straßenlärm, Wind usw. So kommt die Beschallung über Mikrofone, Mischpult und Lautsprecher ins Spiel – die Musik wird übertragen, das Klangereignis dadurch verändert. Der Klangeindruck eines Opern- oder Konzerthauses ist dabei aber immer die Referenz.

Planung und Herausforderungen einer Open-Air-Beschallung

Zunächst aber muss so ein Konzert gut vorbereitet sein. Wie ist das Orchester besetzt, wie viele und welche Mikrofone braucht man? Wie viele Sänger*innen müssen mit Funkmikrofonen ausgestattet werden? Welche Lautsprecher hat die Beschallungsfirma aufgebaut, die für all die verschiedenen Musikdarbietungen an den vier Tagen passen müssen? Und wie ist der Zeitplan?

All diese Fragen waren vorab in der Oper mit verschiedenen Ansprechpartnerinnen zu klären: Dirigent, Orchesterbüro, Dramaturgie, Orchesterwarte, Künstlerisches Betriebsbüro, Ankleiderinnen etc.

Planung und Herausforderungen einer Open-Air-Beschallung

Zunächst aber muss so ein Konzert gut vorbereitet sein. Wie ist das Orchester besetzt, wie viele und welche Mikrofone braucht man? Wie viele Sänger*innen müssen mit Funkmikrofonen ausgestattet werden? Welche Lautsprecher hat die Beschallungsfirma aufgebaut, die für all die verschiedenen Musikdarbietungen an den vier Tagen passen müssen? Und wie ist der Zeitplan?

All diese Fragen waren vorab in der Oper mit verschiedenen Ansprechpartnerinnen zu klären: Dirigent, Orchesterbüro, Dramaturgie, Orchesterwarte, Künstlerisches Betriebsbüro, Ankleiderinnen etc.

Der Aufbau

Für das Orchester haben wir 48 Mikrofone verwendet, alle mit speziellem Windschutz, denn es gab kräftige Böen am Abend auf der Bühne. Wegen zahlreicher Besetzungsänderungen im Vorfeld stand die Zahl der Mikrofone für Sänger*innen und Moderator erst recht spät fest. Zum Ende waren es 9 Mikrofone.

Vor Ort waren bereits die Lautsprecher aufgebaut: jeweils 12 Lautsprecher links und rechts als Line-Array, 6 an der Bühnenkante für die ersten Reihen und 8 Bass-Lautsprecher unter der Bühne, dazu 8 Lautsprecher auf der Bühne, damit die Sänger*innen und das Orchester sich gut hören. Eine Stunde vor dem Konzert konnte der Aufbau mit Hilfe der Orchesterwarte dann losgehen. Es gab eine kurze Anspielprobe und dann begann das Konzert – ein ziemlich enger Zeitplan, da darf nichts fehlen und kein Kabel kaputt sein …

Auch Transportwege und -zeiten, Soundcheckmöglichkeiten, Eintragungen in den Partituren, Einstellungen am Mischpult (bzw. in einer Software vorab), Personal für Auf- und Abbau mussten vorbereitet sein. Eine Beschallungsfirma mit einem hervorragenden Team vor Ort hat uns dabei sehr zuverlässig betreut, so dass wir in der knappen Zeit fast alles umsetzen konnten.

Zusammensetzung der Beschallung

Die Beschallung setzt sich aus mehreren Elementen zusammen:

Die reine Verstärkung der einzelnen Klangquellen, die untereinander in Balance gebracht werden müssen.

Die Simulation des Raumklangs über Nachhallgeräte.
Wir verwenden hierfür eine Software, die den Hall in einem Konzertsaal gemessen hat und diese Messung live auf das Mikrofonsignal umrechnet. Für ein besseres Ergebnis braucht man dazu allerdings viele Lautsprecher um das Publikum herum, das war leider logistisch nicht möglich.

Eine Matrix, über die wir die Richtung der Schallquellen vermitteln können.
Üblicherweise sind Open-Air-Beschallungen Mono-Beschallungen, d.h. man hört an seinem Platz alles aus dem Lautsprecher, der den Zuhörer*innen am nächsten ist. Dabei geht der Richtungseindruck (z.B. Harfe sitzt halb links, Tuba sitzt rechts hinten) verloren. Die Matrix bekommt vorab Informationen, wo die Lautsprecher platziert sind, wo das Publikum sitzt und wo die Mikrofone den Klang einfangen und berechnet dann, wie jedes einzelne Mikrofon auf jeden Lautsprecher verstärkt werden muss. Hier kommt Psychoakustik ins Spiel, verkürzt gesagt: Kommt der Klang lauter und/oder früher aus dem linken Lautsprecher, haben wir den Eindruck, dass der Klang von links kommt.

Da wir aus Zeitgründen keine Probe vor Ort hatten, haben wir eine Orchesterprobe vorab aufgenommen und mit dieser Aufnahme am Vormittag Mischpult, Hallgeräte und Matrix eingestellt, so dass beim Eintreffen des Orchesters die Grundeinrichtung schon fertig war.

Volle Konzentration

Im Konzert galt es dann schnell zu reagieren, wenn die Partitur es verlangt: mehr Hall für die tiefen Streicher bei der Egmont-Ouvertüre, etwas weniger Hall bei den den Sänger*innen, Positionen der Sänger*innen anpassen in der Matrix, Soli einzelner Instrumente zeigen u.v.m. Im Vergleich zur Arbeit im Opernhaus (wo man meist nur in der Probenphase im Zuschauerraum hören kann, ansonsten aber hinter einer Glasscheibe sitzt und den Raumeindruck über Lautsprecher beurteilen muss), ist das Mischen bei einem Open Air viel direkter und in gewisser Weise leichter, weil man (fast) alles in der Hand hat und die Balance entsprechend beeinflussen kann.

Bis zum nächsten Mal!

Es war ein langer Tag, der mit dem obligatorischen Kabelwickeln endete und einer Liste, was wir beim nächsten Mal anders und besser machen wollen – in der Hoffnung, dass es wieder ein Open Air mit Opernbeteiligung geben wird. Aus der Reaktion des Publikums war zu schließen, dass das Konzept mit anspruchsvoller Musik, die inhaltlich zum Anlass passt, voll aufgegangen ist und die Präsenz der Oper Frankfurt in der Stadt wichtig ist.

FOTOS Felis Dreher, Holger Ullmann

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Veröffentlicht am

14.06.2023

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