Opernappetizer

FEDORA

UMBERTO GIORDANO 1867–1948

Melodrama in drei Akten / Text von Arturo Colautti nach Victorien Sardou / Uraufführung 1898 / Übernahme einer Produktion der Königlichen Oper Stockholm (Premiere Stockholm, 10. Dezember 2016, Frankfurt, 3. April 2022)

Ein Verismo-Thriller, in dem sich die Titelfigur in atemberaubendem Tempo zwischen verschiedenen Extremen bewegt: Die russische Fürstin Fedora ist Spionin, Rächerin, Geliebte, Märtyrerin und Betrogene zugleich.

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Nadja Stefanoff kehrt für die Wiederaufnahme in der Titelpartie zurück.

Burleske und tragische Momente sind in Giordanos psychologisch differenziertem Musikdrama eng miteinander verwoben. Virtuose Gesangspartien treffen dabei auf einen originell instrumentierten Orchestersatz, der jedem Schauplatz einen ganz eigenen musikalischen Charakter verleiht. In einer bildstarken Inszenierung betont Christof Loy sowohl den kriminalistischen Aspekt des Werkes als auch die Einsamkeit der Titelfigur: Fedoras Traum vom Glück mit Loris bleibt nur ein Wunschbild.

PLAY, AUGEN ZU UND OPER!

Dramaturg Maximilian Enderle gibt in dieser Einführung einen Überblick über die Handlung und erklärt unter anderem, was Giordanos Komposition mit Hollywood zu tun hat. Sie finden alle Auftakt-Folgen auf SoundCloud sowie auf Spotify und ApplePodcasts.

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HANDLUNG

Die Fürstin Fedora will den russischen Grafen Wladimiro heiraten. Am Tag vor der Hochzeit wird dieser aber tödlich verletzt. Fedora spürt den mutmaßlichen Mörder Loris Ipanow in Paris auf, wo sich die beiden ineinander verlieben. Nachdem Loris gesteht, Wladimiro getötet zu haben, veranlasst Fedora, dass seine Familienangehörigen von der Staatspolizei verfolgt werden. Wie sich herausstellt, handelte Loris aber aus Notwehr. Fedora bewahrt ihn vor der Verhaftung durch die Polizei.

In den Schweizer Alpen führen die beiden ein glückliches Leben. Schließlich erfährt Loris, dass sein Bruder von einer unbekannten Frau denunziert wurde und im Gefängnis umkam. Loris’ Mutter wiederum starb bei der Nachricht vom Tod ihres Sohnes. Als Fedora Verständnis für die Unbekannte zeigt, verrät sie sich: Loris dringt auf Fedora ein, die in ihrer Verzweiflung Gift nimmt. Erst als sie im Sterben liegt, kann Loris ihr verzeihen.

REGISSEUR CHRISTOF LOY IM GESPRÄCH MIT THOMAS JONIGK

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Regisseur Christof Loy © Monika Rittershaus

THOMAS JONIGK: Als Vorlage für Umberto Giordanos Fedora fungierte – genauso wie kurz darauf für Puccinis Tosca – ein Drama von Victorien Sardou, das für Sarah Bernhardt geschrieben worden war: eine Primadonna, ebenso wie Fedora?

CHRISTOF LOY

Zunächst einmal denke ich bei Fedora an eine Frau, die ein bestimmtes Schicksal durchmacht. Sie ist eine leidenschaftliche Frau, die, ohne darüber nachzudenken, welche Konsequenzen ihre Handlungen haben, mit sich und anderen umgeht. Es gibt natürlich das Vorurteil, dass Primadonnen sich entsprechend verhalten. Insofern gibt es da vielleicht wirklich eine Parallele. In jedem Fall ist Fedora sehr emotional: Schon bei ihrem ersten Auftritt heißt es: »Sie kann ihre Erregung nur schwer verbergen.« Sie funktioniert über ihre Sinne, ist aber gleichzeitig immer wieder wie von Sinnen.

THOMAS JONIGK: Und sie ist sehr widersprüchlich, ist sowohl Spionin, Kriminalistin, Racheengel, Geliebte, Märtyrerin, Mädchen und Mutter.

CHRISTOF LOY

Was für sie keinen Widerspruch darzustellen scheint. Zum Beispiel trägt sie ein »großes, juwelenbesetztes orthodoxes Kreuz«, in dem auch das Gift transportiert wird, mit dem sie sich tötet. Auf dieses Kreuz schwört sie – im Zuge ihrer Rache – ewige Keuschheit und ewige Trauer. Beides hält sie nicht ein, dennoch wird im weiteren Verlauf keinerlei Selbstzweifel bei ihr erkennbar.

THOMAS JONIGK: Die Unvereinbarkeit ihrer Stimmungen und Wahrnehmungen scheint für sie folgerichtig und logisch und macht die emotionale Fulminanz ihres Charakters aus.

CHRISTOF LOY

Sie bedingen einander. Wenn Fedora zu Anfang des zweiten Aktes versucht, ein Geständnis aus Loris herauszukitzeln, erweist sie sich als exquisite Kriminalistin. Das wiederum scheint nur aufgrund des Paradoxes möglich, dass sie Loris glauben macht, in ihn verliebt zu sein, ohne zu realisieren, dass sie tatsächlich bereits in ihn verliebt ist. Echtes Gefühl hilft ihr bei der Verstellung, und damit erweist sie sich als hervorragende Schauspielerin bzw. Primadonna, die – wenn sie auftritt – ehrlich und verlogen gleichzeitig sein muss. Das macht sie brillant, aber auch monströs.

THOMAS JONIGK: Ist Fedora auch eine sympathische Figur?

CHRISTOF LOY

Ich habe große Sympathie für sie als Kämpferin, weil sie sich durch die ungefilterte Direktheit und Risikobereitschaft ihres Tuns extrem angreifbar macht. Sie liefert sich bis zur Lächerlichkeit hin aus und scheint sich – obwohl sie glaubt, die Fäden in der Hand zu halten - überhaupt nicht im Griff zu haben.

RUND UM IHREN BESUCH

Noch mehr Oper! Bei einigen unserer Produktionen bieten wir zusätzliche oder passende Veranstaltungen an, unter anderem Kinderbetreuung, Kammerkonzerte oder Liederabende.

Bei der Wiederaufnahme von Daphne haben wir folgendes im Programm:

OPERA NEXT LEVEL

für junge Menschen von 15–25 Jahren

Lernt das Opernhaus und die Menschen dahinter kennen. Wir treffen uns, besuchen Proben oder Vorstellungen, begegnen Künstler*innen und Kolleg*innen aus den Werkstätten. Spannende Workshops flankieren die Opernbesuche. Am Ende der Saison kürt ihr euer Spielzeit-Highlight!

INFOS
Treffpunkt Opernpforte
Das Angebot ist kostenlos
Voraussetzung zur Teilnahme ist der Erwerb einer JuniorCard für 10 Euro

Anmeldung unter: jetzt@buehnen-frankfurt.de

TERMIN

11. Oktober 2023, Besuch der Schlussprobe von Fedora

NADJA STEFANOFF KEHRT ALS FEDORA ZURÜCK

Schon in der Vergangenheit hat Nadja Stefanoff das Frankfurter Publikum mit ihrer kraftvollen und ausdrucksstarken Stimme begeistert. Die Rolle der Fedora erlaubt es ihr, ihr gesangliches Talent voll auszuleben und gleichzeitig in die Haut einer faszinierenden und komplexen Figur zu schlüpfen.

Die Rückkehr von Nadja Stefanoff an die Oper Frankfurt verspricht nur einen Abend voller musikalischer Höhepunkte. Freuen Sie sich auf unvergessliche Vorstellungen freuen, bei der Nadja Stefanoff erneut ihr außergewöhnliches Talent und ihre Leidenschaft unter Beweis stellen wird.

LESE-TIPP

OPER UND FILM

Geschichten einer Beziehung Bereits Giacomo Puccini und Richard Strauss reagierten künstlerisch auf das zu ihrer Zeit neue Massenmedium Kino. Der Band beleuchtet die komplexe Liaison zwischen Oper und Film und geht gleichermaßen dem »Opernhaften« des Kinos wie dem »Filmischen« der Oper auf den Grund.

Erschienen bei Edition Text und Kritik

ISBN 978386916707

Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Was für ein Opernstoff! Wenn mir den niemand wegschnappt, werde ich ihn vertonen!
Umberto Giordano nach einem Theaterbesuch von Sardous »Fédora«, 1885

TERMINE 15., 20., 28. Oktober / 12., 17. November

SZENENFOTOS Barbara Aumüller

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Veröffentlicht am

11.10.2023

Willy-Brandt-Platz

Spielort

Willy-Brandt-Platz

60311 Frankfurt am Main

Anfahrt

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