Opernappetizer

ELEKTRA

RICHARD STRAUSS

Tragödie in einem Aufzug / Text von Hugo von Hofmannsthal / Uraufführung 1909, Königliches Opernhaus, Dresden / Premiere vom 19. März 2023 / In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

Hatten schon Hofmannsthal und Strauss sich ganz auf die Psyche der Titelfigur konzentriert, so geht Claus Guth in seiner Deutung noch einen Schritt weiter. Er nutzt die Schubkraft der ungeheuer expressiven Musik, um die extremen Zustände einer verletzten Seele sichtbar zu machen.

Vom 9. Mai – 9. Juni im Opernhaus.

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Bildunterschruft:
© Monika Rittershaus
»Uns sind tragische Figuren wie Taucher, die wir in die Abgründedes Lebens hinablassen.«
Hugo von Hofmannsthal

HANDLUNG

Die Vorgeschichte: Ein blutiger Kreislauf der Gewalt nimmt seinen Anfang, als Agamemnon seine Tochter Iphigenie opfert, um für die von ihm befehligte griechische Flotte günstige Winde auf der Fahrt nach Troja zu erlangen. Als er nach zehn Jahren siegreich aus dem Krieg zurückkehrt, tötet ihn seine Frau Klytämnestra mithilfe ihres Geliebten Aegisth. Jahre später: Elektra ist von einem einzigen Gedanken besessen – Rache für den Mord an ihrem Vater Agamemnon zu nehmen. Zusammen mit ihrer Schwester Chrysothemis, die sich nichts anderes als ein normales Leben wünscht, wird sie wie eine Gefangene gehalten. Ihr Bruder Orest wurde als Kind in die Verbannung geschickt; auf seine Rückkehr wartet Elektra sehnsüchtig. Da überbringen zwei Fremdlinge die Nachricht vom Unfalltod Orests. Kann Elektra ihre Schwester dafür gewinnen, den Sühnemord an der Mutter nunmehr zusammen mit ihr auszuführen? Oder muss sie es allein auf sich nehmen? Und wer sind die beiden Fremdlinge? Was ist real, was geht nur in ihrem Kopf vor?

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© Monika Rittershaus

ARCHETYPISCHE VERHALTENSMUSTER

REGISSEUR CLAUS GUTH IM GESPRÄCH

Auszug aus dem Programmheft vom 19. März 2023

KONRAD KUHN Elektra ist die sechste Strauss-Oper, die Du inszenierst. Was fasziniert Dich an diesem Komponisten?

CLAUS GUTH Für mich ist Strauss ein Meister der Oberfläche, aber zugleich auch ein Meister der Abgründe. Diese Parallelität fasziniert mich immer wieder. Sie drückt sich auch in der durchaus widersprüchlichen Person Richard Strauss aus, der eine handfeste, fast banale Seite hat. Seine Musiksprache kann man zuweilen als beinahe illustrativ bezeichnen. Auf der anderen Seite empfinde ich dieses Unsagbare, die Metamorphosen, die Abstürze in die Tiefen des Unterbewussten bei kaum einem anderen Komponisten als so zwingend; das regt mich sofort zu szenischen Bildern an.

KK Du hast angesprochen, dass Elektra ein relativ kurzes, kompaktes Werk ist. Im Unterschied zu anderen wie Der Rosenkavalier oder Die Frau ohne Schatten, die Du beide schon inszeniert hast, ist die Handlung extrem konzentriert. Welche Möglichkeiten eröffnet das? Ergeben sich daraus Unterschiede für die Herangehensweise?

CG Die Herausforderung bei den Opern-Einaktern wie Salome oder Elektra ist für mich, dass sie sich wie ein Rausch anfühlen, ein auswegloses Eintauchen in eine Welt ohne Nebenstränge. Angesichts dieser Gradlinigkeit ist der Druck, den man sich als Regisseur macht, um eine Art Kinogefühl zu erzeugen, vielleicht noch größer. Dieses Gefühl: Wow, jetzt kommt man aus dem Film und muss erstmal wieder aufwachen. Klassische Spielfilme haben ja dieselbe Länge. Ich würde behaupten, man kann eine Frau ohne Schatten unmöglich so inszenieren, dass man zwischendurch nicht mal kurz zu seinem Nachbarn schaut oder an was anderes denkt. So lange Stücke haben es an sich, dass man auch mal abschweift. Das darf bei Salome oder Elektra nicht passieren.

KK Bei einem Stoff aus der griechischen Antike denkt man zunächst an eine archaische Szenerie. Doch schon Hofmannsthal hat sich gegen ein Klischee-Mykene mit Zyklopenmauerwerk gewehrt. Wie lässt sich das Geschehen der Oper auf eine heutige Realität beziehen?

CG Was die bildnerische Ebene betrifft, geht es für mich um das komplizierte, immer wieder neu auszutarierende Verhältnis von Realismus und Abstraktion. Diese Frage bewegt mich seit 25 Jahren. Für mich darf sich beides nicht gegenseitig ausschließen; das eine wie das andere für sich allein wäre ein Irrweg. Reiner Realismus macht es zu klein, pure Abstraktion zu austauschbar. Ich brauche von Kostüm, Licht und Bühne her erstmal Material für reale, geerdete Figuren, die ich wiedererkennbar machen, im Zusammenhang sehen muss. Es geht um normale Menschen, bei denen ich denke: Denen könnte ich auch schon begegnet sein. Das braucht Konkretion. Es würde mich aber nicht befriedigen, das ganze Stück im Sinne einer Regietheater-Behauptung bis zum bitteren Ende auszumalen, nach dem Motto: ›Alles spielt da und da.‹ Es geht vielmehr darum, dass man den Realismus immer wieder verlässt und versucht, dem jeweiligen Kernthema nahezukommen, was für mich meist bedeutet, dass man in Innenwelten vorstößt. Bei Elektra ist das Thema, dass sie sich in ihrem Geist immer mehr von der Realität abschottet und entfernt. Das will ich auf die Bühne bringen: Wenn der Realismus zunehmend durchbrochen wird und wir das sehen, was in ihrem Kopf los ist. Dafür braucht man eine konkrete Realität als Startrampe, von der aus man sich in andere Sphären schießt. Solche Reisen interessieren mich.

PLAY, AUGEN ZU UND OPER!

Dramaturg Konrad Kuhn gibt einen Abriss über die Handlung, die Entstehungsgeschichte und Claus Guths Inszenierung von Elektra. Alle Auftakt-Folgen finden Sie bei SoundCloud, Spotify und ApplePodcasts.

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BEYOND THE STAGE zu »Elektra« mit dem Frankfurter Opern- und Museumsorchester

Vier Musiker*innen aus dem Frankfurter Opern- und Museumsorchester haben sich unseren Fragen gestellt: Warum übt Richard Strauss' Elektra eine solche Faszination auf das Orchester aus?

Im Gespräch berichten die Musiker*innen Ulrich Brokamp, Elisabeth Friedrichs, Matthias Höfer und Henrike Kirsch von ihren Erfahrungen mit dem Einakter und welche die größten Herausforderungen für ihr Instrument sind. Erfahren Sie außerdem mehr über das selten gespielte Heckelphon, das in dieser Oper zum Einsatz kommt. Wir wünschen viel Freude beim musikalischen Deep-Dive zu Elektra!

Beyond the Stage zu Elektra mit dem Frankfurter Opern- und Museumsorchester

RUND UM IHREN BESUCH

OPERA NEXT LEVEL

FÜR JUNGE MENSCHEN VON 15-25 JAHREN

Wir treffen uns, besuchen Proben oder Vorstellungen, begegnen Künstler*innen und Kolleg*innen aus den Werkstätten.

INFOS
Treffpunkt Opernpforte
Das Angebot ist kostenlos
Voraussetzung zur Teilnahme ist der Erwerb einer JuniorCard für 10 Euro

Anmeldung unter: jetzt@buehnen-frankfurt.de

TERMIN
Elektra, 6. Mai 2024, Besuch der Generalprobe

Für weitere Informationen hier klicken.

SOIREE DES OPERNSTUDIOS [AUSVERKAUFT]

In der Wiederaufnahme von Elektra sind gleich vier Mitglieder unseres Opernstudios zu erleben. Gemeinsam mit vielen weiteren Kolleg*innen präsentieren sie in der Soiree des Opernstudios die ganze Vielfalt ihres Könnens.

SOPRAN Clara Kim, Idil Kutay, Nombulelo Yende
MEZZOSOPRAN Helene Feldbauer, Cláudia Ribas
TENOR Abraham Bretón, Andrew Kim
BARITON Sakhiwe Mkosana, Jarrett Porter
KLAVIER Angela Rutigliano, Felice Venanzoni

TERMIN
14. Mai, 19 Uhr, Holzfoyer [Ausverkauft]

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Für die Wiederaufnahme-Serie von Elektra, in der Regie von Claus Guth und unter der musikalischen Leitung von Thomas Guggeis.

Termine: 9., 12., 16., 25. Mai / 1., 9. Juni 2024

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TRAILER

Trailer zu »Elektra« von Richard Strauss

SZENENFOTOS Monika Rittershaus

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Veröffentlicht am

03.05.2024

Willy-Brandt-Platz

Spielort

Willy-Brandt-Platz

60311 Frankfurt am Main

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