Opernappetizer

COSÌ FAN TUTTE

Wolfgang Amadeus Mozart 1756–1791

Dramma giocoso in zwei Akten / Text von Lorenzo Da Ponte / Uraufführung 1790, Burgtheater, Wien

Liebe, Täuschung und der ewige Balanceakt zwischen Schein und Sein: Mozarts Così fan tutte ist ein raffiniertes Spiel um Treue, Verführung und die Abgründe des Begehrens. Mariame Clément inszeniert das letzte Werk der Da-Ponte-Trilogie neu in Frankfurt – mit Thomas Guggeis am Pult.

Erleben Sie die Premierenserie von Così fan tutte vom 21. September 2025 bis 17. Januar 2026.

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Bildunterschruft:
Kelsey Lauritano (Dorabella), Teona Todua (Fiordiligi) © Barbara Aumüller

Inhalt

Handlung

»Così fan tutte«

1. AKT

Ein einziger Tag wirft das Leben von zwei heiratswilligen Paaren aus der Bahn.

Guglielmo und Ferrando sind sicher, dass ihre Verlobten, die Schwestern Fiordiligi und Dorabella, treu sind. Don Alfonso, ein Bekannter der beiden Männer, zweifelt an der Standhaftigkeit der Frauen und schlägt eine Wette vor: Er will beweisen, dass die Treue der Frauen keine vierundzwanzig Stunden anhält. Voraussetzung ist, dass sich die beiden Männer strikt an Alfonsos Spielregeln halten. Guglielmo und Ferrando sind überzeugt, die Wette zu gewinnen.

Fiordiligi und Dorabella erwarten ihre Verlobten. Der aufgebrachte Don Alfonso stürzt herein und berichtet von der plötzlichen Einberufung von Guglielmo und Ferrando in den Krieg. Die beiden Männer verabschieden sich von ihren Verlobten. Die Schwestern sind verzweifelt.

Despina, die Bedienstete der Beiden, amüsiert sich über ihre Trauer und rät ihnen, sich nach neuen Liebhabern umzusehen. Gegen Bezahlung macht Don Alfonso Despina zu seiner Komplizin und weiht sie – soweit erforderlich – in seine Pläne ein: Sie hilft ihm, die verkleideten Männer ihren Herrinnen vorzustellen, ohne die beiden jedoch zu erkennen. Die Schwestern sind entsetzt und wollen die aufdringlichen »Fremden« gleich wieder vertreiben. Don Alfonso begrüßt sie aber als alte Freunde, die man willkommen heißen sollte. Dennoch scheitern die ersten Versuche von Guglielmo und Ferrando, die Frauen zu verführen. Die beiden Männer triumphieren, doch die Frist der Wette ist noch nicht um.

Weitere Versuche folgen: Guglielmo und Ferrando simulieren, aus Liebeskummer Gift genommen zu haben und erwecken damit das Mitleid der Schwestern. Als Arzt verkleidet, behandelt Despina die beiden Scheintoten. Sie kommen langsam zu sich und verlangen Küsse, um geheilt zu werden. Fiordiligi und Dorabella sind empört. Sie weigern sich und fliehen.

2. AKT

Despina gibt ihren Herrinnen Ratschläge, wie man mit Männern umgehen soll. Sie lassen sich zu einem Rendezvous mit den »Fremden« überreden und treffen ihre Wahl. Ohne es zu wissen haben sie dabei ihre ursprünglichen Partner getauscht.

Don Alfonso und Despina bringen die gewechselten Paare zusammen. Guglielmo gelingt es, Dorabella für sich zu gewinnen. Fiordiligi wehrt sich noch, doch ihre Gefühle schwanken.

Ferrando ist tief verletzt als er von Guglielmos Erfolg hört, der sich wiederum über die Untreue aller Frauen beklagt, sich und seine Braut aber für die Ausnahme von allen Regeln hält. Fiordiligi sieht nur noch einen Ausweg, sich vor einer neuen Liebe zu schützen. Als Soldat verkleidet, will sie zu ihrem Verlobten in den Krieg ziehen. Doch sie wird von Ferrando noch einmal bedrängt und erliegt ihm.

Jetzt ist auch Guglielmo verzweifelt, Ferrando verspottet ihn. Die beiden beschließen, ihre Verlobten zu bestrafen. Don Alfonso beruhigt die beiden Männer: So sind alle Frauen, und wenn Ferrando und Guglielmo ihre Verlobten lieben, sollen sie sie einfach heiraten.

Despina und Don Alfonso organisieren eine fingierte Doppelhochzeit. Fiordiligi und Dorabella sind entschlossen, ihren neuen Liebhabern das Ja-Wort zu geben. Als Notar verkleidet, lässt Despina die Schwestern Ehekontrakte unterschreiben. Erst jetzt beendet Don Alfonso die Wette: Die plötzliche Rückkehr der alten Verlobten wird gemeldet. Der falsche Notar wird entdeckt und die unterschriebenen Ehekontrakte fallen den Männern in die Hände. Guglielmo und Ferrando legen ihre Verkleidung ab. Somit werden die beiden Schwestern über die wahre Identität ihrer frischgebackenen Ehemänner aufgeklärt. Wütend werfen Guglielmo und Ferrando den beiden Schwestern Untreue vor, die sich schuldig fühlen.

Zum Schluss erklärt Don Alfonso, das Spiel selbst inszeniert zu haben, um die vier zu belehren. Die Paare versöhnen sich und erkennen, durch sein Experiment viel fürs Leben gelernt zu haben. Die sechs Beteiligten ziehen ein Fazit: »Glücklich ist der Mensch, der alles von der guten Seite nimmt, und sich in Wechselfällen des Lebens von der Vernunft leiten lässt!«

Trailer

Video

PLAY, AUGEN ZU UND OPER!

Jetzt reinhören in die Audioeinführung zu Così fan tutte von Dramaturg Zsolt Horpácsy. Sie finden alle Auftakt-Folgen auf SoundCloud sowie auf Spotify und ApplePodcasts.

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Zum Werk – Mariame Clément, Regisseurin

An einem einzigen Tag?

Così hatte seltsamerweise lange einen schlechten Ruf – vielleicht war dies eine Spätfolge der Art und Weise, wie das Stück im 19. Jahrhundert verachtet wurde: Es galt als oberflächlich, künstlich, frauenfeindlich, ohne die mythische Größe von Don Giovanni und die Perfektion von Figaro. Doch Così ist von der Trilogie vielleicht das Werk, das mich am meisten berührt.

Mariame Clément © Elisa Haberer

Oberflächlich? Sicherlich nicht. In Così basiert alles auf der tiefgründigen Darstellung der Charaktere. Sie sind niemals Karikaturen, sind lauter Widersprüchen und Zweifeln ausgesetzt: Sie sind menschlich. Frauenfeindlich? Im Gegenteil: Così fan tutte (›so machen es alle‹) bedeutet nicht, dass Frauen besonders wankelmütig wären, es ist eher eine Feststellung, dass es ihnen nicht anders geht als den Männern. Così fan tutte = Così fan tutti: So macht Man(n)’s. Künstlich? Dieses Vorurteil kam vielleicht deshalb zustande, weil Così eine außergewöhnlich genaue Charakterisierung und zugleich eine völlig abstrakte Verdichtung der Ereignisse vornimmt.

Die Figuren sind aus Fleisch und Blut, aber die zeitliche Dimension der Oper entspricht der eines Gleichnisses. Wäre es nicht normal, ja sogar wünschenswert, wenn sich Fiordiligi und Dorabella mehrere Monate nach der Abreise ihrer Verlobten erneut in sie verlieben würden? Es ist die Komprimierung der Zeit auf einen einzigen Tag, die die Unbeständigkeit der Herzen unwahrscheinlich, grausam und monströs macht. Doch es legt nur die Realität offen: Die Liebe, von der wir glauben möchten, dass sie ewig ist, hält eben nicht immer ewig. Und wenn es einen Moment gibt, in dem jeder gerne an das Versprechen »Ich werde dich immer lieben« glauben will, dann ist es der Hochzeitstag. Wenn sich dabei Zweifel einschleichen, gerät alles ins Wanken. Unsere Così wird daher die Heirat »außerhalb der Zeit« erkunden: In dieser elastischen Zeit der Parabel, die mal erstarrt und mal gedehnt wird, sind sowohl Projektionen in die Zukunft, als auch Erinnerungen an die Vergangenheit sowie Fantasien, mögliche Scheidewege, Fragen und Zweifel vorstellbar.«

Auszug aus dem Magazin September / Oktober 2025.

»Thomas Guggeis ist ein Dirigent mit einem nahezu somnambulen Verständnis aller Nuancen dieser vielschichtigen Partitur mit ihren unterschwelligen Stimmungen und Emotionen.«
Wolfgang Sandner, Frankfurter Allgemeine Zeitung

Aus unserem Magazin – »Wechselbeziehungen«

Text von Zsolt Horpácsy

In Così fan tutte gibt es keine Protagonist*innen. Alle sind in das ernste Spiel eingebunden. Sie legen ihre Karten auf den Tisch und machen sich dabei verletzbar, wobei Mozart und Da Ponte die Ecken und Kanten der sechs grundverschiedenen Charaktere nie »retuschieren«. Doch die Autoren stehen immer hinter den Figuren und fällen keine Urteile über sie. Mal kritisch, mal besorgt und verständnisvoll begleiten sie das Ensemble. Mit viel Empathie schaffen sie in der Darstellung der Wechselbeziehungen Nähe zu jeder und jedem Einzelnen.

In seiner Partitur verwendet Mozart die bekannten Stilelemente seiner Epoche und verhält sich damit ähnlich wie seine Kollegen Haydn, Salieri oder Dittersdorf. Doch auf der emotionalen Ebene geht er weiter als seine Zeitgenossen: Die Klangwelt von Così fan tutte vermittelt die Tiefe der Empfindungen, die Zerbrechlichkeit der Gefühle in einer einzigartigen Form, die den Komponisten zeit- und konkurrenzlos macht.

Im zweiten Teil der Oper rücken die Sehnsüchte und Verzweiflung der Figuren zunehmend in den Mittelpunkt, wobei die Musik ihre Geschichte bis zum Schluss in der Schwebe hält. Existentielle Fragen werden gestellt, die weit über das Anekdotische hinausgehen. Eine Antwort bezüglich der Wette um Liebe und Treue bleiben uns die Autoren bewusst schuldig. Sie schweigen über den Ausgang der Geschichte. Es scheint sie kaum zu interessieren, und am Ende der Oper weiß man nicht mehr genau, welche Paare wirklich zusammenbleiben.

Auszug aus dem Magazin September / Oktober 2025.


Rund um Ihren Besuch

Oper im Dialog

NACHGESPRÄCHE – KRITISCH, NEUGIERIG, OFFEN

»Così fan tutte«

Worte finden, mitreden, Fragen stellen, Begeisterung oder Verwunderung teilen ... Uns interessiert, wie Sie den Opernabend erlebt haben! Nach ausgewählten Vorstellungen möchten wir gemeinsam mit Ihnen ins Gespräch kommen, um die Aufführungen kritisch zu diskutieren. Zu ausgewählten Terminen laden wir externe Gäste ein, die Musiktheater aus ihrem jeweiligen Fachgebiet heraus betrachten und so den Dialog bereichern.

TERMIN

Samstag, 25. Oktober 2025
Eintritt frei

Kammermusik im Foyer

2. Kammermusik

Zur Premiere von Così fan tutte

Mitglieder der Streichergruppen des Opern- und Museumsorchesters führen Werke von Mozart, Schostakowisch und Mendelssohn auf.

Programm

Wolfgang Amadeus Mozart 1756–1791
Quintett für zwei Violinen, zwei Violen und Violoncello g-Moll KV 516

Dmitri D. Schostakowitsch 1906–1975
Zwei Oktettsätze für vier Violinen, zwei Violen und zwei Violoncelli op. 11

Pause

Felix Mendelssohn 1809–1847
Oktett für vier Violinen, zwei Violen und zwei Violoncelli Es-Dur op. 20 MWV R 20

Angebote von JETZT! – Junge Oper

Kinderbetreuung

Bei den Vorstellungen von Così fan tutte am 12. Oktober 2025 und am 11. Januar 2026.

Die Betreuung ist kostenlos, eine Anmeldung unter gaesteservice@buehnen-frankfurt.de jedoch erforderlich.
Tel. 069 212 37 348  (Bitte Rückrufnummer angeben)
Weitere Informationen und Termine an denen eine Kinderbetreuung angeboten wird, finden Sie hier.

Oper für Familien

Bei der Vorstellung von Così fan tutte am 11. Januar 2026. Für Erwachsene mit Kindern von 10–18 Jahren.

Ihr Nachwuchs ist zu alt für Oper für Kinder? Dann besuchen Sie gemeinsam eine der ausgewählten Vorstellungen im Opernhaus zu besonderen Konditionen: Erwachsene zahlen ihren Sitzplatz regulär und können damit je bis zu drei junge Menschen kostenlos mit in die Oper nehmen – zu familienfreundlichen Zeiten.

Tickets sind nur an der Vorverkaufskasse erhältlich.

TICKETS BUCHEN

21., 28. September / 2., 4., 12., 17., 19., 25. Oktober / 1. November 2025 / 1., 3., 11., 17. Januar 2026

Sichern Sie sich jetzt Tickets für Mozarts Così fan tutte – inszeniert von Mariame Clément, mit Generalmusikdirektor Thomas Guggeis am Pult und einem hochkarätigen Ensemble!

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SZENENFOTOS Barbara Aumüller

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Veröffentlicht am

19.09.2025

Willy-Brandt-Platz

Spielort

Willy-Brandt-Platz

60311 Frankfurt am Main

Anfahrt

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