05.11.2024
PARTENOPE
Lust oder Frust? Schlacht oder Versöhnung? Ein Wettkampf zu dritt um die Hand der Königin Partenope. Vom 10. – 27. November im Bockenheimer Depot.
Kurt Weills Der Zar lässt sich fotografieren und Carl Orffs Die Kluge – ein besonderer Doppelabend, der zwei Werke mit viel Humor und Tiefgang sowie einem je eigenen musikalischen Duktus miteinander verbindet. Bei der Premiere am Ostersonntag gab die in Taiwan geborene und in Wien aufgewachsene Dirigentin Yi-Chen Lin ihr Debüt am Pult des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters. Wir haben ihr vor der Premiere am 9. April drei Fragen gestellt.
Mareike Wink: Der Doppelabend kombiniert zwei sehr unterschiedliche Werke, die aber auch eine gewisse Schnittmenge aufweisen. Was verbindet sie?
Die seltene Tatsache, dass bei beiden Opern der Titel am Anfang und am Ende annonciert wird (im Zar durch den Chor gesungen, bei der Klugen vom Bauern, in unserer Produktion vom ganzen Ensemble), gibt dem Zuschauer sofort die Möglichkeit, das Bühnengeschehen à la Brecht mit Abstand zu betrachten. Falls man doch hineingezogen wurde in das Gesehene und Gehörte, wird man dadurch auch wieder herausgezogen.
Beide Libretti zeugen von höchster Authentizität und Meisterschaft: Das des Zaren entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Dramatiker Georg Kaiser. Die Sprache ist sehr bildhaft und voller Symbolik, sehr oft auch erotischer Natur, was durch die Musik noch unterstrichen wird.
Das Libretto der Klugen stammt von Orff selbst. Typisch sind hier Wiederholungen (manchmal von Sätzen, manchmal von einzelnen Wörtern), wodurch sich die musikalische Struktur buchstäblich »im Kreise dreht«, was Keith Warner brillanterweise auch so in Szene gesetzt hat.
Mareike Wink: Was bedeuten die Unterschiede der Werke für deine Arbeit als Dirigentin?
In ihrer Klangsprache könnten die beiden Stücke nicht unterschiedlicher sein. Bei Orff trifft man auf ein sehr direktes Klangbild: Die Musiknummern werden durch gesprochene Dialoge deutlich unterbrochen und in sich sehr oft wiederholt. Die Partitur ist vertikal zu lesen, die Tonalität ist sehr klar definiert.
Beim Zaren ist das Instrumentarium kleiner – vor allem im Hinblick auf die Schlaginstrumente – und hat zeitweise auch sehr impressionistische Passagen, etwa wenn der Zar von Paris schwärmt. Hier ist die Oper durchkomponiert. Bei Weill trifft man auf ein Geflecht von Harmonien und Polyphonie, man befindet sich auf dem Weg zur Zwölftönigkeit, auch wenn Weill diesen Schritt nie vollzogen hat. Tonal gesprochen, bewegen wir uns mit dieser Opera buffa zwischen Strauss, Mahler und Zemlinsky.
Daraus ergibt sich für mich als Dirigentin die tolle Herausforderung, vor und nach der Pause ganz unterschiedliche Klänge aus dem Orchester herauszukitzeln und eine dramaturgische Differenziertheit zu schaffen. Und es wird in jeder Vorstellung eine spannende Aufgabe sein, auch die komödiantischen Momente aus der vermeintlich so ernsten Musik herauszuarbeiten.
Mareike Wink: Wie hast du die Probenzeit erlebt?
Die Probenzeit war sehr intensiv und produktiv. Ich bin sehr glücklich, Keith Warner als erfahrenen Regisseur an meiner Seite gehabt zu haben und immer im Austausch gewesen zu sein. Seine Inszenierung kommt aus der Musik, weshalb ich mich an dieser Stelle etwas zurücklehnen konnte, weil ich seine Meinung teile.
Ich hatte viel Spaß in der Arbeit mit einem wunderbaren Ensemble und einem Team großartiger Musiker*innen. Umso mehr freue ich mich darauf, unseren Doppelabend dem Publikum präsentieren zu können. Und ich bin sehr gespannt auf die zusätzliche Dimension, die mit dem Publikum aus dem Zuschauerraum hinzukommt..
SZENENFOTOS Barbara Aumüller
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Veröffentlicht am
19.04.2023
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