YI-CHEN LIN:
Die seltene Tatsache, dass bei beiden Opern der Titel am Anfang und am Ende annonciert wird (im Zar durch den Chor gesungen, bei der Klugen vom Bauern, in unserer Produktion vom ganzen Ensemble), gibt dem Zuschauer sofort die Möglichkeit, das Bühnengeschehen à la Brecht mit Abstand zu betrachten. Falls man doch hineingezogen wurde in das Gesehene und Gehörte, wird man dadurch auch wieder herausgezogen. Beide Libretti zeugen von höchster Authentizität und Meisterschaft: Das des Zaren entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Dramatiker Georg Kaiser. Die Sprache ist sehr bildhaft und voller Symbolik, sehr oft auch erotischer Natur, was durch die Musik noch unterstrichen wird.Das Libretto der Klugen stammt von Orff selbst. Typisch sind hier Wiederholungen (manchmal von Sätzen, manchmal von einzelnen Wörtern), wodurch sich die musikalische Struktur buchstäblich »im Kreise dreht«, was Keith Warner brillanterweise auch so in Szene gesetzt hat.