DIE STIPENDIAT*INNEN DER PAUL-HINDEMITH-ORCHESTERAKADEMIE

Jung, talentiert und Akademist der Paul-Hindemith-Orchesterakademie: Katharina Schmitzer (Violine), Philipp Adamczewski (Oboe) und Andrew Nissen (Posaune) gehören zu den momentan elf Akademisten der Paul-Hindemith-Orchesterakademie – der Talentschmiede des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters. Der bekannte Namensgeber dieser Akademie war einst (neunzehnjährig) Konzertmeister des Orchesters. Hier berichten die drei Stipendiat*innen von ihrem musikalischen Alltag an der Oper Frankfurt.

Wie seid ihr zur Musik und eurem Instrument gekommen?

ANDREW DAVID NISSEN (POSAUNE)

Andrew David Nissen: Meine Mutter spielte zu ihrer Schulzeit Geige und war fest entschlossen, dass meine Geschwister und ich ein Instrument lernen sollten. Nach Anfängen am Klavier wählte ich mit acht Jahren die Posaune, da sie größer und lauter war als die Trompete meiner Schwester. Nachdem mein Arm mit der Zeit auch die äußeren Positionen an der Posaunenbahn erreichte, wurde sie irgendwann zu »meiner Stimme« und auch mein jüngerer Bruder ist heute professioneller Posaunist in Australien.

Katharina Schmitzer: In meiner Familie war Musik eine Selbstverständlichkeit und es wurde immer viel gesungen, musiziert und in Konzerte gegangen. Die Geige war ein wunderbares Hobby für mich und am meisten Spaß hat es mir gemacht, in verschiedenen Jugendorchestern mitzuspielen. In den Orchestern lernte ich andere musikbegeisterte Jugendliche kennen und kam so auf die Idee, mein Hobby zum Beruf zu machen.

Philipp Adamczewski: Auch ich habe gar nicht bewusst begonnen Musik zu spielen – sie war immer schon präsent, weil überall Spielzeuginstrumente, Trommeln und ein Klavier im Haus waren, auf die ich, schon so lange ich zurückdenken kann, draufgehämmert habe. Die Oboe fand ich auf Konzerten und Kassetten immer am spannendsten und so erhielt ich dann mit zehn Jahren meinen ersten Unterricht.

Welche Vorbilder und Lehrer haben dich geprägt?

PHILIPP ADAMCZEWSKI (OBOE) 

Philipp Adamczewski: Jeder meiner sehr netten und kompetenten Lehrer, die mich längere Zeit unterrichteten und unterstützen, haben mir etwas mitgegeben: Spaß am Instrument und den Wunsch Musik professionell zu machen, das Grundkonzept meiner Spielweise, den selbständigen Umgang mit spieltechnischen und musikalischen Problemen und das eigenständige Arbeiten. Aktuell ist da natürlich die Oboengruppe des Opern- und Museumsorchesters, bei der ich die Grundkenntnisse des professionellen Orchesterspielens erfahren darf. Da es eine sehr kleine Gruppe ist, lerne ich quasi von jedem etwas und werde von allen unterstützt.

 

 

Was muss man als Persönlichkeit lernen, um als Orchestermusiker bestehen zu können?

KATHARINA SCHMITZER (VIOLINE)

Katharina Schmitzer: Ich glaube, neben den spielerischen Stärken ist vor allem die mentale Gesundheit wichtig. Man muss lernen Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu haben und in Vorspiel-Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren. Deshalb ist es super, dass wir in der Akademie Mentaltraining angeboten bekommen – um zu lernen, mit dem Druck umzugehen, der als Musiker auf einem lastet.

Wie habt ihr von der Paul-Hindemith-Orchesterakademie (PHO) erfahren?

Katharina Schmitzer: Die Musikerwelt ist klein und man kennt sich untereinander. So kam es, dass ich zwei Stipendiaten der PHO kennenlernte, die in höchsten Tönen über die Akademie sprachen. Als ich mich darüber informierte, war ich beeindruckt von dem Angebot, das die Akademisten hier erhalten. Glücklicherweise war gerade eine Stelle für Violine ausgeschrieben und ich durfte vorspielen.

Andrew David Nissen: Ich habe die Probespiel-Ankündigung auf Facebook gesehen. Obwohl ich mit 30 Jahren schon etwas älter bin, schrieb mir die PHO: »Das Alter ist uns egal, gib einfach dein Bestes.« Dafür bin ich unglaublich dankbar – die Chance, mich beweisen zu dürfen und allmählich meinen Platz zu finden.

Was lernt ihr in der PHO?

Philipp Adamczewski: Technisch lerne ich hauptsächlich, die zweite Oboe im Orchester zu sein, denn bisher spielte ich so, dass man mich gut hören kann. Aber etwas zu spielen, das kaum gehört werden soll, sondern hauptsächlich da ist, um einen anderen gut klingen zu lassen, ist eine große Umstellung. Und ich lerne viel mehr als das: Eine der wichtigsten Dinge ist, im Orchesteralltag zu bestehen und konstant eine gute Leistung abzuliefern. An den Kollegen kann ich dabei vergleichen wo ich stehe und was ich noch lernen muss, um erfolgreich im Orchester zu spielen.

Katharina Schmitzer: Die Orchestermitglieder helfen uns, unseren Weg in der Musikerwelt zu finden. Während man in den Jugendorchestern hauptsächlich symphonische Werke spielt, lerne ich hier das Opernrepertoire kennen – ohne aber ins kalte Wasser geworfen zu werden, dank der Vorbereitung meiner Tutoren! Außerdem lernen wir im Probespiel- und Mental-Training, mit einer stressigen Vorspielsituation umzugehen. Die Atmosphäre im Orchester ist dabei sehr produktiv und freundlich, sodass diese Zeit für mich musikalisch und persönlich sehr wertvoll ist.

Andrew David Nissen: Ich lerne jeden Tag hier an der Akademie, aber den wirkungsvollsten Fortschritt könnte man als den »Charakter« der Paraphrasierung bezeichnen. Meine Kollegen hier haben eine so organische, natürliche Art, ihren Teil zum Ganzen beizutragen und die Notizen auf der Seite einfach und effektiv zum Leben zu erwecken. Das inspiriert mich so sehr wie das vielfältige, dynamische und spannende Opernrepertoire hier, in das ich mich Hals über Kopf verliebt habe. Ich liebe die Musik, das Spiel, den Gesang, die Geschichten, das Drama.

Was wünscht ihr euch für eure berufliche Zukunft?

Philipp Adamczewski: Das ist einfach: Lange und glücklich mit tollen Menschen Musik zu machen, die andere hören wollen. Egal wie. Und Spaß haben.

Andrew David Nissen: Nachdem ich mich den Großteil meines Erwachsenenlebens auf meine musikalische Ausbildung konzentriert habe, möchte ich fest in einem Orchester spielen – und weniger individuell sondern mehr als kollektiv denken. Ich bin sehr dankbar für diese Möglichkeit und möchte etwas an andere zurückgeben, Schüler unterrichten und für Menschen spielen, die benachteiligt sind und davon profitieren würden. Orchester können und werden die Welt verändern!

 


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PAUL-HINDEMITH-ORCHESTERAKADEMIE / FOTOS: BOGDAN MICHAEL KISCH

ÜBER DIE PAUL-HINDEMITH-ORCHESTERAKADEMIE

Eine Orchesterakademie gehört für ein Spitzenorchester nicht nur sprichwörtlich zum »guten Ton« – sie ist ein wichtiger Baustein zur Erhaltung und Weiterentwicklung eines hohen künstlerischen Niveaus. Die Paul-Hindemith-Orchesterakademie wurde zur Saison 2015/16 auf Initiative der Orchestermitglieder gegründet. Die jungen, gut ausgebildeten Instrumentalist*innen sollen sich optimal auf den Berufsalltag des Orchestermusikers vorbereiten, von gestandenen Orchestermitgliedern lernen, und wenn möglich, auch auf längere Zeit an das Orchester gebunden werden.

Die Mitglieder der Orchesterakademie wirken bei Proben und Aufführungen in der Oper und in Konzerten mit. Konzertprojekte der Akademie stehen ebenso auf dem Programm wie gemeinsame Kammerkonzerte mit Orchestermitgliedern. Die Stipendiat*innen erhalten Einzelunterricht von Orchestermitgliedern, Workshops zur Karriereentwicklung, regelmäßiges Probespiel- und Mentaltraining und bei Bedarf Deutschunterricht. So schließt die Akademie die Lücke zwischen Studium und Orchesterberuf und dient als Sprungbrett in das Festengagement des eigenen Hauses oder in ein anderes renommiertes Orchester. Bereits ein Drittel der Absolventen der noch jungen Akademie konnte sich Positionen in Spitzenorchestern erspielen – was erst jüngst wieder geglückt ist: Stipendiat Philipp Nadler hat das Probespiel für Solo-Fagott gewonnen und wird fest in das Ensemble des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters wechseln!

Die Akademie ist ansässig bei der Frankfurter Museums-Gesellschaft und wird finanziell durch die Oper Frankfurt und den Patronatsverein – Sektion Oper unterstützt. Informationen zu den Stipendiat*innen, Ausschreibungen sowie zu den Aufführungsterminen und Programmen der eigenen Kammermusikprojekte finden Sie unter www.ph-orchesterakademie.de.

30. Januar 2019

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